Song Contest 2012

Popowackeln versus Pop-Omas im ersten Halbfinale

Adabei
21.05.2012 16:49
Die Mühlviertler Landdiscoformation Trackshittaz blickt auf eine junge Geschichte zurück und hat es dafür schon weit gebracht - aktuell bis nach Baku. In Aserbaidschans Hauptstadt wird das Duo, bestehend aus Lukas Plöchl (aka G-Neila) und Manuel Hoffelner (aka Manix), Österreich mit der Nummer "Woki mit deim Popo" beim Song Contest 2012 vertreten.

Am Dienstagabend ist es so weit: Dann müssen die Trackshittaz, die sich schon seit 2003 kennen und seit 2010 miteinander Musik machen, gegen 17 Konkurrenten aus Europa im Kampf um eines der begehrten ersten zehn Final-Tickets antreten. Bevor Plöchl und Hoffelner die Bühne betreten können, haben 15 Länder die Chance, ihren Interpreten zu präsentieren. Nach den beiden Oberösterreichern folgen weitere zwei Teilnehmer.

Ein Blick auf das Feld nach der Startreihenfolge im Semifinale, das auf ORF eins ab 21 Uhr live übertragen wird:

1. Montenegro versucht sich mit aktueller Politsatire und dem Song "Euro Neuro". Sänger, Komponist und Autor Rambo Amadeus (mit bürgerlichem Namen Antonije Pusic) gilt als Kultfigur am Balkan und bezeichnet sich selbst ironisch als "World Mega Tzar". In einer Mischung aus Balkanfolk und Elektropop rappt er humorvoll gegen Währungs- und Europaverdruss.

2. Der Inselstaat Island versucht sich heuer am vorjährigen Erfolgskonzept Mann-Frau-Duo und schickt Greta Salome und Jonsi (der 2004 bereits sein Heimatland beim Song Contest vertrat) ins Rennen. Ihr "Never Forget" setzt auf pathetischen Herzschmerz mit eingängiger Melodie und Streicherunterstützung.

3. Auch heuer verzichtet Griechenland nicht auf die landestypischen Buzukiklänge bei der Nummer "Aphrodisiac". Insgesamt präsentiert sich Sängerin Eleftheria Eleftheriou allerdings deutlich hitparadenkompatibler auch außerhalb des hellenischen Raumes. 12 Punkte aus Zypern dürften fix sein.

4. Lettland setzt mit Anmary und "Beautiful Song" auf Song-Contest-Nostalgie. Die junge Künstlerin besingt in leichter Melodie ihren Kindertraum, die große Musikbühne der Welt zu erklimmen. Mission erfüllt.

5. Danach setzt Albanien als einziges Land heuer voll auf Stimme und das große Balladendrama. Mit Rona Nishliu entsendet man die albanische Nadine Beiler ins Rennen mit "Suus", einer Leidenshymne, welche die Bardin im Video mit großer Stimme und in einer Kiste stehend voller Inbrunst schmettert.

6. Eine etwas krude Mischung verschiedenster Stile soll Rumänien heuer ins Finale verhelfen, wenn die sechsköpfige Gruppe Mandiga mit aufwendiger Bühnenshow ihre Mischung aus kubanischer Rhythmik und rumänischer Melodik in "Zaleilah" präsentiert. Erfahrung hat man jedenfalls, gibt es die Formation doch schon seit zehn Jahren.

7. Noch länger kennen sich die beiden Mitglieder der Gruppe Sinplus, die mit "Unbreakable" für die Schweiz an den Start geht: Ivan and Gabriel Broggini sind Brüder. Grundsätzlich wissen die beiden durchaus, wie man Zielgruppen begeistert, wurde ihr Lied "Shoot" doch 2009 eine der offiziellen Hymnen der Hockeyweltmeisterschaft.

8. 17 Jahre jung ist Belgiens Girlie Iris, die ein schmachtendes "Would You?" ins Mikrofon haucht. Live gelingt dies allerdings weniger überzeugend als in der bearbeiteten Studioaufnahme.

9. Finnland macht heuer das, was sich mittlerweile nur mehr wenige Länder trauen, sieht man von der chronisch patriotischen Grande Nation ab: Man singt in der Landessprache - in diesem Falle Schwedisch, schließlich gehört Sängerin Pernilla der entsprechenden Minderheit an. Sie wird den langsamen und doch schunkelbaren Song "När Jag Blundar" präsentieren, der übersetzt "Wenn ich meine Augen schließe" heißt und an ihre Mama - oder laut Selbstbeschreibung "die universelle Mutterliebe" - gerichtet ist.

10. Israel will mit seinem heurigen Beitrag offensichtlich das Zeitliche segnen. Zumindest widmet sich die Alternative-Gruppe Izabo mit der androgynen Stimme ihres Liedsängers Ran Shem-Tov und in 70er-Jahre-Disco-Reminiszenzsound voll und ganz der "Time".

11. Der Zwergstaat San Marino ist heuer jenes Land, das den unvermeidlichen Beitrag von Song-Contest-Veteran Ralph Siegel auf die Bühne bringt. Sängerin Valentina Monetta musste aus Statutengründen ihr Lied "Facebook, uh, oh, oh" zwar umbenennen. Dafür tritt die in vielen Stilen erfahrene Sängerin nun mit dem längsten Songtitel des heurigen Song Contests an: "The Social Network Song (Oh Oh - Uh - Oh Oh)".

12. Aus Zypern kommt heuer eine durchaus fußballhymnentaugliche Nummer. "La La Love" wird von Ivi Adamou interpretiert - und das ohne griechische Anklänge. Die 12 Punkte vom Mutterland dürften dennoch sicher sein.

13. Für Dänemark tritt Soluna Samay an, die bereits mit sechs Jahren auf der Straße stand - als Sängerin. Die Tochter eines Deutschen und einer Deutschschweizerin wuchs in Guatemala auf. Ausgesucht wurde sie von den beiden Hitproduzenten Remee und Chief 1, die unter anderem schon für Jamelias "Superstar" verantwortlich zeichneten.

14. Russland setzt auf Erfahrung und entsendet die Pop-Oma-Truppe Buranovskiye Babushki ins Rennen. Die Damen zwischen 56 und 76 Jahren, die seit 2008 als Gruppe aktiv sind, werden in traditioneller Kleidung der Udmurten die Bühne betreten und ihr Lied "Party for Everybody" auch in der Sprache dieser Minderheit im Enia-Stil eröffnen, bis dann der harte Bruch zum Ballermacher-Refrain erfolgt. In jedem Falle ein Freak- und Knuddelbonus.

15. Ungarn entsendet mit Compact Disco heuer vier echte Männer, die seit 2005 gemeinsam musizieren. Sie präsentieren eine Mischung aus leichten Rockanklägen, Elektrosound und Ballade mit dem lyrischen Text "Sound Of Our Hearts".

16. Als Vorvorletzte treten dann für Österreich die Trackshittaz in den Ring. "Woki mit deim Popo" ist dabei die einzige Rapnummer im Halbfinale - und der einzige Song beim heurigen Song Contest überhaupt in Mühlviertlerisch.

17. Moldawien entsendet mit "Lautar" eine swingende Gypsy-Nummer ins Rennen, die Emir Kusturica gefallen könne. Gesungen wird die flotte Ethnomelodie von einem Interpreten, dessen Künstlername zumindest für westeuropäische Ohren auf wenig genderpolitisches Bewusstsein schließen lässt: Pasha Parfeny.

18. Einmal geht noch: Nachdem es im Vorjahr für die beiden hyperaktiven irischen Zwillinge Jedward ungeachtet aller Vorschusslorbeeren "nur" für Platz 8 in Düsseldorf gereicht hat, versuchen sie es heuer erneut. "Waterline" präsentiert sich konventioneller als die Vorjahresnummer "Lipstick", die Performance bleibt allerdings ähnlich agil.

Schlechte Chancen?
Geht es nach den Quoten der Wettbüros, so stehen die Chancen für die Trackshittaz schlecht. Im direkten Vergleich aller 42 teilnehmenden Länder kommen die beiden Oberösterreicher auf Platz 31. Im ersten Halbfinale sieht man den österreichischen Beitrag nur auf Platz 16 von 18. Nur Montenegro und San Marino werden von den Wettern noch schlechter eingestuft.

Dirk Stermann, der den Song Contest diesmal wieder gemeinsam mit Christoph Grissemann kabarettistisch kommentieren wird, sagt: "Nach allen Informationen, die ich habe, stehen die Chancen nicht so gut. Sie liegen bei den Buchmachern ja weit vorne, was das Ausscheiden betrifft. Ich würde also vom Schlimmsten ausgehen, aber das ist beim Song Contest grundsätzlich so."

Werden die Trackshittaz den Sprung ins große Finale schaffen oder müssen sie schon nach dem Halbfinale wieder nach Hause fahren? Gib schon jetzt deine Stimme ab! Voting in der Infobox!

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(Bild: kmm)



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