Was viele vermutet haben, ist nun fix: René Benkos Signa Holding hat Insolvenz angemeldet, das Sanierungsverfahren wurde bereits eröffnet. Geldgeber könnten dadurch viele Milliarden verlieren. Einen höheren Schuldenberg gab es in Österreichs Insolvenzgeschichte nie.
Die monatelange Suche nach Geldgebern war erfolglos und brachte der Signa-Gruppe nun den befürchteten Super-GAU: Die Muttergesellschaft Signa Holding musste beim Handelsgericht Wien einen Insolvenzantrag stellen. „Trotz erheblicher Bemühungen in den letzten Wochen konnte die Liquidität für eine außergerichtliche Restrukturierung nicht in ausreichendem Maße sichergestellt werden“, heißt es von der Signa. Durch externe Faktoren hätten Einzelhandelsinvestitionen nicht den erwarteten Erfolg gebracht und sich bei Immobilien negativ ausgewirkt.
Geschäftsführung darf weiterwerken
Ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung wurde bereits eröffnet. Das bedeutet, dass die Signa-Geschäftsführung weiterwerken darf, ein Sanierungsverwalter jedoch bei allen Entscheidungen zustimmen muss.
Durch die Insolvenz stehen jedenfalls viele Milliarden Euro auf dem Spiel. Neben den Gesellschaftern in der Signa Holding (Benkos Familienstiftung, bekannte Namen wie Bau-Tycoon Hans Peter Haselsteiner, Fressnapf-Gründer Torsten Toeller oder Ernst Tanner von Lindt & Sprüngli) droht auch den heimischen Banken ein hoher Verlust.
Berichten zufolge soll es hier um Kredite (vor allem bei Raiffeisen und Bank Austria) in der Höhe von 2,2 Milliarden Euro gehen. Bei der Schweizer Privatbank Julius Bär sollen es noch einmal umgerechnet 630 Millionen Euro sein. Gelingt die geplante Sanierung, kann aber nur die gesetzlich nötige 30-prozentige Mindestquote bezahlt werden, dann verlieren die Holding-Gläubiger 70 Prozent ihrer Forderungen ...
Fünf Milliarden Euro Gesamtverbindlichkeiten
Der Schuldenberg ist enorm, wie Mittwochabend der Gläubigerschutzverband AKV bestätigte: Demnach sind 42 Dienstnehmer und 273 Gläubiger betroffen. Die Gesamtverbindlichkeiten liegen laut KSV1870 bei 5,26 Milliarden Euro. Laut Antrag verfügt die Schuldnerin über Aktiva mit einem Buchwert von rund 2,77 Milliarden Euro.
Es handle sich um den höchsten Schuldenberg in der heimischen Insolvenzgeschichte, so der AKV.
Der Zinsanstieg trifft Benko doppelt, weil er die Immobilien großteils mit Krediten finanziert hat. Laut einer von „Reuters“ zitierten Studie der Investmentbank JPMorgan summierten sich die Schulden allein in den zwei größten - bis dato nicht insolventen - Immobilien-Töchtern Signa Prime Selection und Signa Development Selection Ende 2022 auf 13 Milliarden Euro. Davon seien 7,7 Milliarden Euro Kredite gewesen, von denen gut die Hälfte zu variablen Zinsen abgeschlossen worden seien.
390 Firmen in Österreich
Wie es mit den anderen Signa-Firmen (allein in Österreich rund 390) weitergeht, ist offen. KSV-Kreditschützer Karl-Heinz Götze: „Aus heutiger Sicht ist es seriös nicht einschätzbar, ob weitere Gesellschaften der Gruppe einen Insolvenzantrag stellen werden und es zu einem Dominoeffekt kommen wird.“
Dem Vernehmen nach will René Benko selbst einen Beitrag zur Sanierung leisten. Erste Anteile an der Holding hat der Tiroler kürzlich erst an Schweizer Investoren verkauft. Es dürften aber auch noch diverse Immobilienobjekte versilbert werden - wenn kein neuer Geldgeber auftaucht.
Siebenstellige Schulden auch bei Kurz
Apropos Unterstützer: Sebastian Kurz und René Benko, auch das war einmal eine innige Gemeinschaft. Der ehemalige türkise Bundeskanzler führte den Immobilienjongleur auch in höchste Politkreise ein - inklusive Wladimir Putin. Ein gemeinsamer Trip in die arabischen Emirate führte dazu, dass Benko von einem Konsortium das berühmte Chrysler Building kaufen konnte. Während Kurz‘ Amtszeit half die türkis-blaue Regierung Benko auch bei der umstrittenen und kurzfristigen Übernahme des Leiner-Hauses in der Wiener Mariahilferstraße.
100 Millionen von einem Investor lukriert
Es gibt auch Verbindlichkeiten gegenüber einer Firma des Ex-Bundeskanzlers. Über seine Firma soll ein ausländischer Geldgeber gewonnen worden sein, der rund 100 Millionen Euro bereitgestellt habe. Die SK Management hatte 2023 eben nach dieser erfolgreichen Investorensuche für Signa eine Rechnung in Höhe von 2,4 Millionen Euro gestellt. Davon wurden aber nur 750.000 Euro beglichen. Ausständig sind folglich noch 1,65 Millionen Euro ...
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