Intensiv-Patienten

Auf der Suche nach der „verlorenen Zeit“

Intensivpflegerin Birgit Rüscher war eine von vier Kolleginnen, die für Patienten im Krankenhaus Ried der Vinzenzgruppe eine besondere Idee entwickelt haben.(Bild: Foto Hirnschrodt e.U., Friedrich-Thurner-Str. 2-3, 4910 Ried im Innkreis, Österreich, Telefon: [phone], E-Mail: fotostu)

Was ist passiert, während ich auf der Intensivstation gelegen bin? Um Patienten dabei zu helfen, dies besser zu verstehen, hat sich das Krankenhaus Ried (OÖ) etwas einfallen lassen.

Tage, Wochen, Monate im Koma auf der Intensivstation. Das sind Tage, Wochen, Monate, in denen man um sein Leben kämpft, kaum bis gar nichts um sich herum wahrnehmen kann. Eine Zeit, in der man zwischen Traum und Realität nicht unterscheiden kann und Medikamente das Erinnerungsvermögen beeinflussen.

Intensiv-Tagebuch
Um Patienten bei der Rekonstruktion dieser Phase helfen zu können, führen Pflegekräfte, Ärzte und Therapeuten der anästhesiologischen Intensivstation im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Ried (OÖ) ein Tagebuch. Auf einem Laptop neben dem Patientenbett werden persönliche Eindrücke, Ereignisse und Entwicklungen festgehalten. Mit einfachen Worten, ohne medizinische Fachbegriffe.

„Guten Abend, ich bin es wieder. Gleich zu Dienstbeginn der Nachtschicht ist noch viel los. Bei Ihnen muss noch ein Filter bei der Blutwäsche gewechselt werden, und die Ärzte wollen Ihre Laborwerte engmaschig kontrollieren. Die Nacht ging bei Ihnen ohne Komplikationen vorbei. Ich wünsche Ihnen heute einen schönen Tag und gute Besserung!“ Dieses Beispiel eines Eintrages und viele weitere bekam ein Patient am Ende seines Aufenthalts in Form eines Buches überreicht. Beim Durchlesen kamen ihm Tränen.

Positive Effekte
Bei den Pflegepersonen und Medizinern fördere diese Aufgabe die Empathie und vertiefe die Beziehung zu den Patienten, so das Team des Krankenhauses. Auch Angehörige haben die Möglichkeit, Einträge zu machen. Ihnen helfe das bei der Bewältigung einer solchen Ausnahmesituation. Aber besonders für Patienten, die die Intensivstation verlassen können, ist das Tagebuch wertvoll. Sie können die Zeit der Bewusstlosigkeit nachvollziehen und erkenn vor allem, dass immer jemand für sie da gewesen ist!