Prozess in Salzburg

Baby tot geschüttelt: Eltern vor Gericht

Salzburg
28.06.2023 22:30

Nach dem Tod eines sieben Wochen alten Säuglings, der am 22. Oktober 2022 in der Stadt Salzburg an einem Schütteltrauma gestorben war, müssen sich am Donnerstag am Landesgericht Salzburg die Eltern des Buben wegen Mordes und fortgesetzter Gewaltausübung verantworten.

Die Staatsanwaltschaft Salzburg sieht die 20-jährige Mutter als unmittelbare Täterin und den damals 25-jährigen Vater des Babys als Beitragstäter durch Unterlassung. Die beiden befinden sich in Untersuchungshaft.

Nach der Obduktion kamen Gerichtsmediziner zu dem Ergebnis, dass der Bub sieben bis zehn Mal geschüttelt und auch geohrfeigt worden war. Dem Baby wurde laut Anklage über einen längeren Zeitraum Gewalt durch die Mutter angetan. Diese habe kein Kind haben wollen und sei mit der Mutterschaft überfordert gewesen. Sie habe sich geweigert, das Baby zu berühren, es zu baden, die Windeln zu wechseln oder es zu füttern. Zudem habe sie aggressiv reagiert, wenn es weinte.

Ein gerichtlich beeideter Neuropsychiater hatte bei der jungen Frau eine schwerwiegende psychische Störung festgestellt. Ihr damaliger, mittlerweile 26-jähriger Freund hat die Tathandlungen der Staatsanwaltschaft zufolge zwar bemerkt, aber nichts dagegen unternommen.

Noch zu Lebzeiten des Babys habe seine Mutter per Handy im Internet Antworten auf Fragen gegoogelt, zum Beispiel am 29. September „wie schnell erstickt ein Baby“, schilderte die Staatsanwältin. Auch der Vater des Buben habe nach gewissen Schlagwörtern gesucht, wie „Baby an Babyklappe abgeben“ oder „Mutter hasst ihr Baby, warum?“ und „Adoption“. Ein Kinderarzttermin am 20. Oktober sei von den Eltern nicht wahrgenommen worden, weil sie befürchtet hätten, dass der Arzt die Misshandlungen bemerken hätte können. 

Ein gerichtlich beeideter Sachverständiger stellte bei der Mutter eine erhebliche Persönlichkeitsstörung fest und empfahl eine Einweisung in eine Anstalt.

Bei der Einvernahme durch die vorsitzende Richterin Bettina Maxones-Kurkowski brach die 20-Jährige immer wieder in Tränen aus. Die Vorwürfe gegen sie würden nicht stimmen, beteuerte sie. Ihr Freund habe das Baby geschlagen, gewürgt und es auch geschüttelt. „Ich habe versucht einzugreifen, aber jedes Mal einen Schlag ins Gesicht bekommen.“ Auch die Google-Suchanfragen mit ihrem Handy habe ihr damaliger Freund getätigt, nicht sie.

Auf die Frage der Staatsanwaltschaft, ob sie den Eindruck habe, dass sie mit ihrem Sohn alles richtig gemacht habe, gestand sie ein: „Nein, ich habe ihm nicht geholfen.“ Sie bekannte sich zur Unterlassung für schuldig.

Der Verteidiger des 25-Jährigen erklärte hingegen, der Angeklagte werde sich nicht schuldig zu dem Vorwurf des Mordes durch Unterlassung bekennen. Der Mann sei unsterblich in die Frau verliebt gewesen, „er stand unter ihren Fittichen“. Er sei stets der Annahme gewesen, dass sie die Misshandlungen beenden würde. Der Beschuldigte habe noch zwei weitere Kinder. „Sie sind gesund. Er hat eine gute Beziehung zu ihnen, er ist ein liebevoller Vater“.

Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt. Die beiden Angeklagten befinden sich derzeit in Untersuchungshaft.

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