Entschädigungsanspruch

ÖBB waren 2022 unpünktlicher als Gesetz es erlaubt

Österreich
13.06.2023 15:31

Die ÖBB sind gesetzlich an einen Pünktlichkeitgrad von mindestens 95 Prozent im Nahverkehr gebunden. Vergangenes Jahr wurde dieser Wert knapp unterschritten, die Pünktlichkeit lag bei 94,8 Pozent, wie die Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte (apf) errechnete. Besitzern von Jahreskarten steht deswegen nun eine Entschädigung zu.

„Besitzer von Verbundjahreskarten und regionalen Klimatickets haben Entschädigungsansprüche“, erklärte die apf am Dienstag. Für ihre Auswertung des österreichischen Personennah- und Fernverkehrs verwendete die Agentur auf Daten der Regulierungsbehörde Schienen-Control, der Schieneninfrastruktur Dienstleistungsgesellschaft (SCHIG) und der ÖBB Infrastruktur.

Kleine Unpünktlichkeiten wurden dabei toleriert: Als pünktlich gilt ein Zug bei der Auswertung dann, wenn er maximal fünf Minuten und 29 Sekunden verspätet ist.

Bahnstreik drückt Statistik
Der Hauptgrund für die Entwicklung sei die Erholung der Fahrgastzahlen nach der Corona-Pandemie gewesen. So seien mehr Reisende als 2021 befördert worden, was zu längeren Haltezeiten und Haltezeitüberschreitungen an den Verkehrsstationen geführt habe, hieß es. Die wenigsten pünktlichen Züge (90,2 Prozent) verkehrten laut Angaben der Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte im November. Dies sei dem Bahnstreik am 28. November geschuldet, hieß es.

Am pünktlichsten verkehrten 2022 die Züge in Vorarlberg mit einem durchschnittlichen Wert von 96,6 Prozent. Den letzten Platz im Ranking teilen sich Oberösterreich und Salzburg mit nur 93,3 Prozent im Nahverkehr. Als österreichweit pünktlichste Verbindung erwies sich der Zugverkehr im niederösterreichischen Traisental auf dem Streckenabschnitt zwischen Schrambach und Traisen. Insgesamt erreichte die ÖBB trotz Bahnstreik dort einen Pünktlichkeitsgrad von 98,8 Prozent.

Strecken mit der größten Unpünktlichkeit
Drei Streckenabschnitte verzeichneten 2022 in keinem Monat eine Pünktlichkeit von mehr als 95 Prozent: Die Strecke zwischen Villach und Tarvisio-Boscoverde in Italien, die grenzüberschreitende Strecke von Pregarten in Oberösterreich nach Horní Dvořiště in Tschechien sowie jene zwischen Wels und Attnang-Puchheim.

Die Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte verwies am Dienstag auch auf die Möglichkeiten zur Entschädigung von Fahrgästen. Wird der Wert von 95 Prozent im Regionalverkehr in zumindest einem Monat nicht erreicht, erhalten Fahrgäste einmal im Jahr am Ende der Gültigkeitsdauer ihrer Jahreskarte eine Entschädigung. Laut Arbeiterkammer erfolgt die Entschädigung in Form eines Gutscheines für die ÖBB oder einer Gutschrift für die Verlängerung der Jahreskarte.

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