Nahe Avignon

F: Ein Toter bei Explosion in Atomanlage

Ausland
12.09.2011 14:07
Bei einer Explosion auf dem Gelände der südfranzösischen Atomanlage Marcoule ist am Montag ein Mensch getötet worden, vier weitere wurden verletzt. Erste Meldungen, wonach nun radioaktives Material freigesetzt werden könnte, wurden von den Behörden dementiert. In Marcoule werden radioaktive Abfälle aufgearbeitet, gelagert und teilweise zu dem Uran-Plutonium-Gemisch Mox aufbereitet.

Offenbar war es zu dem Unglück gekommen, als ein Ofen explodierte, der zum Verbrennen schwach radioaktiver Abfälle verwendet wird, hieß es. Der französische Sender BFM-TV hatte zunächst unter Berufung auf die örtliche Präfektur berichtet, dass die Gefahr eines Austritts von Radioaktivität bestehe. Die Polizei und die französische Atomagentur ASN gaben jedoch wenig später Entwarnung bezüglich einer möglichen Kontamination der Umwelt. "Der interne Notfallplan ist in Kraft getreten, alles ist unter Kontrolle", sagte eine Sprecherin der französischen Atomenergiekommission CEA. Die Gefährdungsstufe des Unfalls war zunächst nicht bekannt.

Auf dem Gelände der Anlage war in den 50er-Jahren Frankreichs erstes Atomkraftwerk errichtet worden, zwei weitere Blöcke gingen später ans Netz. 1973 ging in Marcoule obendrein ein schneller Brüter in Betrieb. All diese Anlagen sind mittlerweile abgeschaltet, inzwischen werden dort nur noch radioaktive Abfälle aufbereitet und gelagert. Die Anlage, die von einer Tochter des französischen Energiekonzerns EdF betrieben wird, wurde nach Angaben des Innenministeriums nicht evakuiert.

IAEO: "Alles noch in sehr frühem Stadium"
Die Internationale Atomenergiebehörde IAEO hat den Atomunfall registriert und ist in Kontakt mit den französischen Behörden. Das IAEO-Zentrum für nukleare Notfälle sei sofort nach dem Zwischenfall aktiviert worden, sagte IAEO-Chef Yukiya Amano Montagmittag in Wien. Man habe bei der französischen Atomsicherheitsbehörde ASN nach detaillierten Mitteilungen gefragt und sei nun dabei, vorliegende Informationen zu bewerten: "Es ist alles noch in einem sehr frühen Stadium."

Mit 58 Reaktoren größter Atomstrom-Produzent Europas
Frankreich ist mit 58 Reaktoren der größte Atomstrom-Produzent Europas und bezieht knapp vier Fünftel seiner Energie aus Kernkraftwerken. Auch nach dem Unglück von Fukushima hält die Regierung unter Präsident Nicolas Sarkozy an der Atomkraft fest und verweist auf die Sicherheit der französischer Meiler.

"Ich bin nicht dazu gewählt worden, einen Industriesektor zu zerstören, der Arbeitsplätze, Wettbewerbsfähigkeit und energetische Unabhängigkeit schafft", betonte Sarkozy angesichts der damaligen dramatischen Ereignisse in Japan. Er habe nicht die Absicht, auf diese durchaus beachtenswerten Vorteile für die französische Wirtschaft zu verzichten.

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