Elektroschocks und Co.

Iran: Kinder nach Protesten grausam gefoltert

Ausland
16.03.2023 08:23

Laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International werden Kinder im Iran, die an Protesten teilgenommen haben, grausam gefoltert. Schläge, Auspeitschungen, Elektroschocks, Vergewaltigungen und andere sexualisierte Gewalt stünden demnach für inhaftierte Kinder im Alter von zwölf Jahren an der Tagesordnung.

Dem Amnesty-Bericht zufolge wurden mehrere Buben gezwungen, sich mit gespreizten Beinen in eine Reihe mit erwachsenen Häftlingen zu stellen, anschließend wurden ihnen Elektroschocks im Genitalbereich verabreicht. „Iranische Staatsangestellte haben Kinder aus ihren Familien gerissen und sie unvorstellbaren Grausamkeiten ausgesetzt“, sagte Diana Eltahawy, stellvertretende Amnesty-Regionaldirektorin für den Nahen Osten und Nordafrika, und forderte deren Freilassung. „Diese Gewalt gegen Kinder offenbart eine gezielte Strategie, um den lebendigen Geist der Jugend des Landes zu unterdrücken und sie davon abzuhalten, Freiheit und Menschenrechte einzufordern.“

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Diese Gewalt gegen Kinder offenbart eine gezielte Strategie, um den lebendigen Geist der Jugend des Landes zu unterdrücken und sie davon abzuhalten, Freiheit und Menschenrechte einzufordern.

Diana Eltahawy, stellvertretende Amnesty-Regionaldirektorin für den Nahen Osten und Nordafrika

Kinder wie Erwachsene behandelt
Die iranischen Behörden haben laut Amnesty zugegeben, dass im Zusammenhang mit den Protesten insgesamt mehr als 22.000 Menschen festgenommen wurden. Amnesty International schätzt, dass Tausende Kinder unter den Verhafteten gewesen sein könnten. Diese seien wie Erwachsene zunächst - oft mit verbundenen Augen - in Haftanstalten gebracht worden, die von den Revolutionsgarden, dem Geheimdienstministerium, der Polizei für öffentliche Sicherheit, der Ermittlungseinheit der iranischen Polizei (Agahi) oder den paramilitärischen Basij-Milizen betrieben werden. Nach tage- oder wochenlanger Isolationshaft oder gewaltsamem Verschwindenlassen seien sie in anerkannte Gefängnisse verlegt worden.

Außerdem entführten Agenten in Zivil Kinder während oder im Anschluss an Proteste von der Straße, brachten sie an inoffizielle Orte wie in Lagerhäuser, wo sie gefoltert wurden, bevor sie an abgelegenen Orten wieder ausgesetzt wurden, teilte die NGO weiters mit. Diese Entführungen seien ohne ordnungsgemäßes Verfahren erfolgt und dienten dazu, Kinder zu bestrafen, einzuschüchtern und von der Teilnahme an den Protesten abzuhalten.

Kinder mussten „Reue-Schreiben“ unterzeichnen
Die meisten der in den vergangenen sechs Monaten verhafteten Kinder seien offenbar wieder freigelassen worden, manchmal gegen Kaution, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind oder ein Gerichtsverfahren eingeleitet wird. „Viele wurden erst freigelassen, nachdem sie ein ‚Reue-Schreiben‘ unterzeichnet und versprochen hatten, sich von ‚politischen Aktivitäten‘ fernzuhalten und an regierungsfreundlichen Kundgebungen teilzunehmen“, hieß es.

Grausame Foltermethoden
Viele der Kinder seien geschlagen worden - weitere Foltermethoden seien demnach Auspeitschungen, die Verabreichung von Elektroschocks, die erzwungene Einnahme unbekannter Pillen und das Halten der Köpfe unter Wasser. „Staatliche Bedienstete haben außerdem Vergewaltigung und andere sexualisierte Gewalt, einschließlich Elektroschocks an den Genitalien, Berühren der Genitalien und Drohungen mit Vergewaltigung, als Waffe gegen inhaftierte Kinder eingesetzt, um ihren Willen zu brechen, sie zu demütigen und zu bestrafen“, teilte Amnesty mit.

„Unmenschliche“ Haftbedingungen
Die Unterbringung in Haft erfolge häufig unter „unmenschlichen“ Bedingungen. Amnesty berichtete von extremer Überbelegung, unzureichendem Zugang zu Toiletten und Waschgelegenheiten, Mangel an ausreichender Nahrung und Trinkwasser, extremer Kälte und längerer Einzelhaft. Kindern sei darüber hinaus eine angemessene medizinische Versorgung verweigert worden, auch für Verletzungen, die sie unter der Folter erlitten hatten, so Amnesty.

Proteste halten sich seit Monaten
Im Iran fordern die Menschen - vor allem viele Mädchen und Frauen - seit Monaten mehr Rechte ein. Die Proteste wurden durch den Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini ausgelöst. Sie war im September von der Sittenpolizei festgenommen worden, weil sie ihr Kopftuch nicht ordnungsgemäß getragen haben soll. Aktivisten erheben den Vorwurf, dass Amini von der Polizei misshandelt wurde. Gegen die damit verbundenen Proteste gehen die Sicherheitskräfte massiv vor.

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