„Der Goldene Drache“, Musiktheater-Hit von Peter Eötvös, nach Roland Schimmelpfennigs Stück über Ausbeutung, kommt ab 14. Februar in die Kammeroper. Wir haben Komponist und Regisseur Jan Eßinger dazu befragt.
Fünf illegale Köche im Asia-Restaurant, der kleinste mit Zahnschmerzen. Der Zahn wird mit der Rohrzange gezogen, landet in der Suppe für zwei Stewardessen. Der Kleine verblutet. Wie serviert man das? Mittelscharf, scharf, extrascharf? „Ich hoffe auf eine sehr scharfe Mischung. In dem Stück ist alles möglich, die Ingredienzien vorhanden, dass es ein gutes Gericht wird: scharfe Thaisuppe, ein Zahn, der durch die Luft fliegt, fünf Sängerinnen und Sänger, die in 18 Rollen schlüpfen, um 21 Szenen zu spielen“, so Regisseur Jan Eßinger.
Schimmelpfennigs Stück hetzt fünf Darsteller filmschnittartig durch Rollen und Szenen. Peter Eötvös hat seinen „Drachen“ „bewusst als Musiktheater bezeichnet und ist sehr nah am Stück drangeblieben, hat es gekürzt, verdichtet. Es ist mehr Schauspiel mit Musik“, so Eßinger. Das Werk von 2014 wurde oft nachgespielt. Das hat Seltenheitswert im zeitgenössischen Opernbetrieb. Eötvös zählt zu den Erfolgreichsten: „Ich lese gerade, Ligeti hätte angeblich gesagt, dass er die objektartige Musik liebt, die Musik in gefrorenem Zustand. Bei mir ist es genau umgekehrt: Ich schreibe meine Musik nicht nur ,für‘, sondern ,mit dem Publikum‘. Ich komponiere so, als würde ich im Zuschauerraum, mitten im Publikum sitzen und das, was wir sehen und hören, das geschieht auch mit mir und uns selbst. Als wären wir aktive Teilnehmer an der Geschichte“, so der Erklärungsversuch für seinen Erfolg.
Eßinger verzichtet auf Kostümwechsel: „Theater funktioniert sehr gut durch Behauptung. In dem Moment, wo sich ein Mann ein bisschen anders hinsetzt, vielleicht nackte Beine hat, sieht man sofort eine Stewardess.“ Die vielen Rollen werden damit auch zu Facetten der fünf Akteure, die er über die Bühne und durch den Zuschauerraum wirbeln lässt.
Den Mikrokosmos Küche überträgt er auf eine Putzkolonne, „denn es geht um Menschen, die in einer globalisierten Welt, hinter der Maske von Dienstleistung verschwinden. Ich weiß gar nicht mehr, wer mir mein Päckchen oder mein Essen vor die Tür stellt.“ PS: In die Kammeroper gelangt man nur durch die Drachengasse!
Stefan Musil
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