„Ein Schritt entfernt“

Selenskyj: AKW-Techniker verhinderten Super-GAU

Ukraine-Krieg
27.08.2022 08:04

Zwei der sechs Reaktoren am Atomkraftwerk Saporischschja sind nach Angaben der Betreibergesellschaft wieder am ukrainischen Netz. Damit entgingen die Ukraine und weite Teile Europas knapp einer nuklearen Katastrophe, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj. Weil das AKW im Südosten der Ukraine über mehrere Stunden vom Stromnetz getrennt war, hätte es einen Super-GAU geben können, so Selenskyj. Die Techniker im AKW hätten aber richtig reagiert - krone.at berichtete. In einer Rede Freitagnacht legte er nach: Jeder erneute Stromausfall könnte zu einer Katastrophe führen, warnte Selenskyj.

Selenskyj machte russischen Beschuss für das Kappen der Stromleitungen verantwortlich. Am Freitag schien sich die Lage etwas zu beruhigen. Nach Angaben der staatlichen ukrainischen Betreibergesellschaft Energoatom gingen zwei der Reaktoren wieder an das ukrainische Netz und bauten Kapazitäten auf.

Beschuss löste Brände aus
Freitagfrüh waren alle sechs Reaktoren des Kraftwerks nach Angaben von Energoatom zunächst noch vom ukrainischen Stromnetz abgeschnitten. Selenskyj nannte als Grund dafür Brände nach einem russischen Granatenbeschuss in der Nähe des Kraftwerks. Ein Vertreter Russlands machte die Ukraine für den Zwischenfall verantwortlich. Selenskyj lobte die ukrainischen Techniker, die mit Hilfe von Diesel-Generatoren die Stromzufuhr für die Meiler gesichert und damit dafür gesorgt hätten, dass die Kühlungs- und andere Sicherheitssysteme in Betrieb geblieben wären. „Hätten unsere Leute nicht so reagiert auf den Blackout, dann hätten wir die Konsequenzen eines radioaktiven Unfalls tragen müssen“, sagte er am Donnerstagabend.

In einer Videoansprache in der Nacht zum Samstag warnte Selenskyj vor weiteren Notlagen: „Ich möchte betonen, dass die Situation weiterhin prekär und gefährlich ist.“ Sollte es wieder zu einem Stromausfall kommen, würde dies „das Kraftwerk erneut an den Rand einer Katastrophe bringen.“ Einmal mehr forderte er einen baldigen Besuch internationaler Experten sowie den Rückzug der russischen Truppen von dem AKW-Gelände.

Das Atomkraftwerk wird seit März von russischen Truppen besetzt, aber weiterhin von ukrainischen Technikern betrieben. „Russland hat die Ukraine und alle Europäer in eine Situation gebracht, die nur einen Schritt von einem atomaren Desaster entfernt war“, sagte Selenskyj. „Jede Minute, die die russischen Truppen noch in dem nuklearen Kraftwerk bleiben, ist ein Risiko für eine globale atomare Katastrophe.“ Die Anlage ist in den vergangenen Wochen mehrfach unter Beschuss geraten. Russland und die Ukraine geben sich dafür gegenseitig die Schuld.

Russland stellt IAEA-Inspektion in Aussicht
Wladimir Rogow, ein von Russland ernannter Beamter in der besetzten Stadt Enerhodar in der Nähe des Kraftwerks, machte die ukrainischen Streitkräfte für den jüngsten Vorfall verantwortlich. Sie hätten ein Feuer in einem Wald in der Nähe des Kraftwerks verursacht. Die Städte in der Gegend seien mehrere Stunden lang ohne Strom gewesen, schrieb Rogow auf Telegram. Wie Selenskyj fordern auch westliche Staaten, dass Russland die Kontrolle über das AKW wieder an die Ukraine übergibt, was die Regierung in Moskau zurückweist. Zudem soll die Internationale Atomenergie-Agentur IAEA die Meiler inspizieren, was Russland in Aussicht gestellt hat.

Eine Million Tonnen Lebensmittel exportiert
In seiner Ansprache Freitagnacht konnte Selenskyj auch Positives verkünden: Seit dem Abschluss eines Abkommens unter der Vermittlung der Türkei und der UN konnte die Ukraine eine Million Tonnen Agrarprodukte über die Schwarzmeerhäfen exportieren. Dabei seien 44 Schiffe zu 15 Staaten aufgebrochen, so Selenskyj. Ziel seiner Regierung sei, drei Millionen Tonnen pro Monat zu exportieren.

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