„Krone“-Kommentar

Österreich und der Sultan

Kolumnen
06.07.2022 06:00

Präsident Recep Tayyip Erdogan und die Türkei werden des Politikeransturms aus Österreich kaum noch Herr. Immerhin ist noch in Erinnerung, wie Erdogan Österreich mit einem Fluch belegt hatte. Das war unter Kanzler Sebastian Kurz. Danach kamen Tauwettersignale aus Ankara, und es wäre unklug, die Gelegenheit verstreichen zu lassen. Die Türkei ist heute mehr denn je ein Schlüsselstaat an der großen Krisenkreuzung der Welt. Aktuell geht es um die Energieversorgung, um Migration und nicht zuletzt um Vermittlung im Ukraine-Krieg.

Für Österreich bedeuten bessere Beziehungen auch die Hoffnung, dass der türkische Staat endlich sein patriarchalisches Verhalten gegenüber der türkischstämmigen Gemeinschaft aufgibt, als wäre sie eine verlängerte Türkei. Erdogan meinte 2010: „Assimilation ist Verbrechen“. Vielleicht ist er klüger geworden. Jedenfalls behindert der toxische türkische Nationalismus die Integration. Militantes Verhalten wie die sogenannten „Türkenkrawalle“ jugendlicher Grauer Wölfe in Wien-Favoriten oder gleich auf dem Stephansplatz darf bei uns keinen Platz haben.

Ankara wird damit leben müssen, dass sich Landeskinder abnabeln. Volkstumsgruppen gibt es in vielen Staaten, allerdings auf folkloristischer Basis. Wenn aber eine religiöse Betreuung auch als lange Leine dient, ist Konfliktpotenzial vorprogrammiert. Das neue Entspannungsklima in den Sphären der hohen Politik soll letztlich bis unten in den Straßen ankommen.

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