Kriegsvorbereitungen?

Lukaschenko: Ukrainische Angriffe abgewehrt

Ausland
02.07.2022 20:15

Seit Beginn des Ukraine-Krieges Ende Februar gibt es immer wieder Berichte aus Kiew, wonach sich der engste Verbündete von Kremlchef Wladimir Putin, der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko, auf einen Einmarsch ins Nachbarland vorbereite. Nun lieferte der weißrussische Präsident höchstpersönlich Nahrung für diese Spekulationen. „Wir werden provoziert“, meinte Lukaschenko am Samstag nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Belta und warf der ukrainischen Armee vor, Raketenangriffe auf Weißrussland durchgeführt zu haben.

Vor drei Tagen habe die ukrainische Armee versucht, militärische Einrichtungen in Belarus anzugreifen, doch seien die Raketen allesamt abgefangen worden, so Lukaschenko. Der belarussische Präsident äußerte sich anlässlich einer Feier zum Nationalfeiertag seines Landes. Dabei erhob er schwere Vorwürfe gegen die Ukraine und auch den Westen. „Westeuropa hat zuerst ein Monster namens faschistisches Deutschland aufgezogen und züchtet jetzt ein neues Monster in der Ukraine“, bemühte er einen historischen Vergleich.

Weißrussen üben Errichtung von Pontonbrücken
Lukaschenko ist ein enger Verbündeter Russlands, das seinen Überfall in der Ukraine im Februar mit einer vermeintlichen „Denazifizierung“ des Landes zu rechtfertigen suchte. Zu Kriegsbeginn ließ der Machthaber die russischen Invasionstruppen über belarussisches Territorium in Richtung der ukrainischen Hauptstadt Kiew vorrücken. Nun werden laut der Nachrichtenagentur Ukrinform in den Grenzregionen Brest und Gomel die Errichtung von Pontonbrücken geübt. Es gebe aber zunächst keine Anzeichen für die Bildung von Offensivkräften. Der Bürgermeister der westukrainischen Stadt Lwiw (Lemberg), Andrij Sadowyj, sagte indes, dass man sich auf eine „Eskalation“ seitens von Belarus vorbereite. Konkret wird befürchtet, dass belarussische Truppen durch eine Invasion die Versorgungswege zwischen Lwiw und der polnischen Grenze abschneiden könnten.

Die Lage in Belarus wird auch mit Blick auf die Sicherheit der NATO-Staaten im Baltikum mit besonderem Interesse beobachtet. Die russische Ostsee-Exklave Kaliningrad ist nämlich nur durch einen schmalen Korridor, der sogenannten Suwalki-Lücke, von Belarus getrennt, der zugleich die einzige Landverbindung der baltischen Staaten zum Rest des NATO-Territoriums darstellt. Ein etwaiger Versuch Russlands, über seinen Verbündeten Belarus eine Landverbindung zu Kaliningrad herzustellen, würde den Bündnisfall und damit das Eingreifen der NATO in den Krieg auslösen.

Nach britischer Einschätzung setzt Russland in der Ukraine zunehmend auf ungenaue Raketen. Grund sei wohl, dass die Vorräte an modernen, zielgenauen Waffen schwinden, so das Verteidigungsministerium in London. Auf Überwachungsaufnahmen sei zu sehen, dass das Einkaufszentrum in der ostukrainischen Stadt Krementschuk sehr wahrscheinlich von einer Rakete des Typs Ch-32 getroffen worden sei. Dabei handle es sich um eine Weiterentwicklung der sowjetischen Rakete Ch-22, die aber noch immer nicht dafür optimiert sei, Bodenziele genau zu treffen. In Krementschuk wurden bei dem Angriff am Montag mindestens 20 Menschen getötet. Die russische Armee traf nach eigenen Angaben bei Luftangriffen zahlreiche militärische Ziele. Die Ukraine habe „hohe Verluste an Menschen und Material“ erlitten, behauptete Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow.

Separatisten: „Lyssytschansk vollständig eingekreist“
Die pro-russischen Kämpfer in der Ukraine haben nach eigenen Angaben die umkämpfte Stadt Lyssytschansk im Osten des Landes vollständig umzingelt. Zusammen mit russischen Truppen seien „heute die letzten strategischen Hügel“ erobert worden, sagte ein Vertreter der Separatisten am Samstag der russischen Nachrichtenagentur Tass. „Damit können wir vermelden, dass Lyssytschansk vollständig eingekreist ist.“ Die ukrainische Armee wies eine vollständige Umzingelung von Lyssytschansk zurück. Es gebe zwar heftige Kämpfe um die in der Region Luhansk gelegene Stadt, sagte ein ukrainischer Armeesprecher am Samstag im Fernsehen. Lyssytschansk sei „aber nicht eingekesselt und weiter unter Kontrolle der ukrainischen Armee“.

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