Guten Morgen

Kopf und Kragen | „Kümmerer“ Nehammer

Kopf und Kragen. Heinz Christian Strache und sein Geistesbruder Gudenus: Sie sind gemeinsam so weit gekommen - nach oben wie nach unten. Sie haben sich einst auf Ibiza um Kopf und Kragen geredet, sie haben sich vor genau drei Jahren nach der Veröffentlichung des Ibiza-Videos erst recht um Kopf und Kragen gebracht. Und sie reden sich jetzt immer noch um Kopf und Kragen. Aber wahrscheinlich spielt es eh keine Rolle mehr, wenn man Kopf und Kragen einmal verloren hat, wenn der Ruf einmal total beim Teufel ist, was man dann noch sagt. Wäre ein klitzekleines Mindestmaß an Außensicht vorhanden, dann müssten sich die beiden Herren dauerhaft verkriechen. Doch Strache ist sich nicht einmal zu blöd für eine Reise an jenen Ort, an dem er seinen Ruf endgültig verspielt hat. Und er setzt sich gemeinsam mit seinem Spießgesellen, den er nach der Veröffentlichung ins Eck der Mitverschwörer gegen ihn gestellt hatte ins TV-Studio. Wo die beiden, als wäre nie etwas geschehen, in übelster, bekannter FP-Manier gemeinsam gegen alles herziehen - nur nie gegen sich selbst. Straches einziger Fehler laut Eigendefinition: Sein Rücktritt. Ansonsten habe er eigentlich immer alles richtig gemacht. Immer waren und sind die anderen schuld. Dabei sollte jeder mit einem Minimum an Vernunft ausgestattete Mensch wissen, dass nie nur die anderen am Schicksal schuld sind. Aber interessant schon, dass, je höher die Position, je mehr Chancen jemand durch die Umstände hat, sein Schicksal wirklich zu einem höheren Anteil selbst in die Hand zu nehmen, umso höher die Wahrscheinlichkeit wird, bei Fehlern die Schuld überall, nur nicht bei sich selbst zu suchen. 

„Kümmerer“ Nehammer. Durchaus erfreulich also, wenn sich Karl Nehammer - wenn auch nach mehrtägiger Schrecksekunde - nun dazu durchgerungen hat, sich für seinen viel zitierten Begrüßungssatz beim Parteitag am Samstag zu entschuldigen. „So viele in einem kleinen Raum heißt auch, so viele Viren. Aber jetzt kümmert es uns nicht mehr“ - das wollte er nun nicht länger im Raum stehen lassen. Gegenüber der „Krone“ erklärte der Bundeskanzler, er habe zu Beginn seiner Rede „in der Freude, dass wir miteinander nach mehr als zwei Jahren der Einschränkungen so wieder beisammen sein können“, seiner Emotion freien Lauf gelassen. So möchte er sich nun entschuldigen, wenn, wie er sagt, „meine überschwängliche Begrüßung Menschen irritiert hat.“ Ja, sie hat tatsächlich viele Menschen irritiert. Manche meinen sogar, womöglich habe sich der Kanzler am Samstag dazu hinreißen lassen, zu sagen, was er wirklich denkt und fühlt. Wie auch immer: Man wird ja in den nächsten Monaten sehen, ob Nehammer in Sachen Pandemie doch ein „Kümmerer“ ist, wie sehr ihn die Gesundheit der Österreicher wirklich bewegt. Und damit: Wie ehrlich diese Entschuldigung war.

Einen schönen Donnerstag!

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit

Mehr Nachrichten

explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele