„Krone“-Gastkommentar

Christian Baha: Nichts in Butter

Kolumnen
10.04.2022 06:00

Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht ... So oder so ähnlich lässt sich das Verhalten der Europäischen Zentralbank (EZB) auf den Punkt bringen: Jahrelang wurden hohe Inflationsprognosen von Experten kleingeredet - um am Ende doch wieder nach oben revidiert werden zu müssen.

Heute stehen wir in Deutschland bei einer Teuerungsrate von 7,3 Prozent. Heute erleben wir in Österreich einen Preisanstieg von 6,8 Prozent. Heute staunen viele über diese Höchststände, die es zuletzt 1981 gegeben hatte, mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass die Zinsen damals bei rund 8 Prozent lagen. Nicht bei 0, was einer Enteignung der Sparer gleichkommt.

Die Inflation wird durch eine ultralockere Geldpolitik befeuert: Eine EU, die sich ernst nimmt, hätte auf das Einhalten der Schuldenobergrenze von 60 Prozent des BIP pochen müssen. Und eine EZB, die ernst genommen werden will, wäre bei einer Teuerung von über 2 Prozent verpflichtet gewesen, die Anleihenkäufe zur Stützung der finanzmaroden Staaten einzustellen und die Zinsen anzuheben. So lauteten die Regeln. Eigentlich.

De facto ist zwar das Corona-bedingte Anleihenkaufprogramm (PEPP) mit März ausgelaufen, doch das ältere (APP) kann weiter abgerufen werden. Ohne Limit. Wenn es nicht rasch zur Kurskorrektur kommt, steuern wir auf den Super-GAU des Finanzsystems zu. Es ist nie weit zur Hyperinflation, das lehrt schon die Geschichte: 1922 musste für Butter in Österreich das 27.500-Fache von 1914 bezahlt werden.

Christian Baha, Kronen Zeitung (Gastkommentar)

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