Alles klar!

Der neue Opel Astra: Diesseits von Frankreich

Motor
06.04.2022 10:17

Anfang Juni kommt der neue Opel Astra zu den Händlern, in Fachkreisen Astra L genannt (seit dem Kadett A von 1962 wird durchbuchstabiert). Er basiert auf der EMP2-Plattform des Stellantis- (bzw. PSA-) Konzerns, unterscheidet sich aber doch von seinen Konzernbrüdern. „Krone“-Motorredakteur Stephan Schätzl hatte bereits die Gelegenheit, ihn zu fahren. Seine Eindrücke hier im Video.

(Bild: kmm)

Hätte der Opel Astra eine Psyche, dann hätte er es wahrscheinlich schwer. Als ordnungsliebender, klarer Deutscher, der mit der DNA von verspielten Geschwistern wie DS 4 oder Citroen C4, aber auch Peugeot 308 leben muss, hält er mit Klarheit und Pragmatismus gegen.

Keine Schnörkel an der Karosserie, stolz trägt er die Vizor genannte Kunststoffspange an der Front mit den eingelassenen LED-Matrix-Scheinwerfern (Option) vor sich her. Nur zu zwei Fake Vents an der Front hat er sich hinreißen lassen, dafür verzichtet er auf Auspuff-Attrappen, die unverständlicherweise noch immer so en vogue sind. Fett prangt A S T R A am Heck unter einem auffälligen Opel-Logo, das als Kofferraumöffner dient. Dahinter 422 Liter Stauraum, der sich auf 1,4 Kubikmeter erweitern lässt, aber immer eine Stufe hat, ob mit oder ohne eingelegtem doppeltem Boden.

Alles klar im Innenraum
Der Innenraum wirkt wohltuend aufgeräumt und hochwertig. Nimmt man die traditionelle Rivalität mit dem VW Golf her, zeigt ihm der Opel hier eine lange Nase. Das zu einem zusammengewachsene Doppeldisplay ist dermaßen elegant integriert, dass sie in Wolfsburg wohl ganz genau hinschauen werden. Wenn nur die gummierten Abdeckrollos auf der Mittelkonsole nicht derart kratzempfindlich wären!

Was einen bei den Konzernbrüdern teilweise zur Weißglut treiben kann, löst der Astra blitzsauber: Es gibt eigene Tasten für Klimabedienung und Sitzheizung/-lüftung sowie einen Lautstärke-Drehregler. Schön, wenn sich Vernunft durchsetzt. Dass man vier Tipps bzw. Klicks braucht, um den Spurhalteassistenten abzuschalten - geschenkt. Nur das konfuse Tachodisplay mit den beliebig verteilten Infos ist einer klassischen Baureihe nicht würdig.

Sehr klassisch hingegen die Türverkleidung. Einfach, unaufgeregt, zwar mit viel hartem Plastik, aber das hat schon beinahe Retro-Chic mit der aufgesetzten Türgriff-Armauflage. Riesenvorteil: Sie trägt nicht auf und bietet nicht nur Platz für eine 1,5-Liter-PET-Flasche, sondern sogar für eine ebenso große harte Plastikflasche, die kaum irgendwo in einem Auto Platz findet, außer in der Mittelkonsole eines Land Rover Defender oder Hyundai Staria.

Alles auf Antrieb
Antriebskonzeptseitig fährt Opel alles auf, was der Konzern zu bieten hat: Benziner, Diesel, Plug-in-Hybrid und ab Herbst 2023 sogar reiner Elektroantrieb. Außerdem Sechsgang-Schaltgetriebe oder eine butterweiche Achtgangautomatik. Die reinen Benziner müssen mit drei Zylindern auskommen und leisten wahlweise 110 oder 130 PS, der Diesel kocht mit vier Töpfen 130 PS. Der Selbstzünder genehmigte sich - nicht zahm gefahren - 6,3 l/100 km.

Die stärkste Systemleistung bringt der PHEV mit 180 PS, das ist die schwächere Ausprägung dieses Konzernantriebs, in anderen Modellen stehen hier 224 PS im Datenblatt. Nachteil dieses Antriebs ist die Bremse, die so schlecht abgestimmt ist, dass sie teilweise zu ruckartig zupackt. Wie bei PHEVs üblich spricht zunächst der Elektromotor als Generator an, um das Fahrzeug zu verzögern, erst dann kommen die Scheibenbremsen dazu. Der Beginn der Rekuperation ist das, was zu harsch einsetzt.

Elektronik auf aktuellem Stand
Opel reklamiert für den Astra den Titel „Best in Class“, was die Assistenzsysteme betrifft. Er hat (teils gegen Aufpreis) alles, was üblich ist, bekommt aber demnächst auch die Fähigkeit, selbsttätig die Spur zu wechseln. Der Abstandstempomat mit aktivem Spurassistenten funktionierte im Test jedenfalls problemlos.

Nicht ganz up to date ist das Surround-Kamera-System, das nach dem Start die Umgebung erst anzeigt, wenn man bereits durchgefahren ist.

Die Preise
Der Basispreis für den Opel Astra mit 110-PS-Benziner ist 22.500 Euro. Zum Vergleich: Der entsprechend motorisierte VW Golf ist 3000 Euro teurer. Klimaautomatik, elektrische Fensterheber, Tempomat, LED-Lichter rundum usw. sind mit dabei. Für den Diesel werden mindestens knapp 28.000 Euro fällig, mit Automatik sogar über 31.000 Euro. Das liegt aber auch an den Ausstattungsniveaus, die jeweils Voraussetzung sind. So kommt der Plug-in-Hybrid auch auf 35.400 Euro.

Fahrzit
Sehr gelungen, der neue Opel Astra, und ein echter Deutscher - er wird in Rüsselsheim gebaut. Er zeigt ein wirklich klares Profil gegenüber seinen Konzernbrüdern und setzt sich vor allem im Innenraum vom großen Konkurrenten VW Golf ab. Eine gute Wahl nicht nur für Opel-Fans!

Warum?
Klarer, wertiger Innenraum
Gutes Platzangebot

Warum nicht?
Schlecht abgestimmte Bremse beim Plug-in-Hybrid

Oder vielleicht …
… VW Golf, Seat Leon, Peugeot 308, Kia Ceed, Hyundai i30 usw.

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(Bild: kmm)



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