Höchstwert seit 1981

Ukraine-Krieg trieb deutsche Inflation auf 7,3%

Ausland
30.03.2022 17:09

Wegen des Ukraine-Krieges und anziehender Energiepreise ist die Inflation in Deutschland im März auf 7,3 Prozent gestiegen. Dies sei der höchste Stand seit dem November 1981, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch mit. Die Teuerung ist damit deutlich vom Wert von zwei Prozent entfernt, den die Europäische Zentralbank (EZB) mittelfristig als ideal für die Konjunktur sieht.

Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Anstieg auf 6,3 Prozent gerechnet, nach 5,1 Prozent im Februar. „Dass die Inflation im März auf 7,3 Prozent gestiegen ist, liegt vor allem am Ukraine-Krieg, der die Preise für Heizöl und Benzin in die Höhe schießen ließ“, sagte Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer. „Die Inflation ist gekommen, um zu bleiben.“ Helaba-Experte Ralf Umlauf erklärte, getrieben werde die Entwicklung vor allem von Energie und Nahrungsmitteln. „Darüber hinaus ist der Preisauftrieb aber auch breit angelegt.“

Energie wurde in einem Jahr um 40% teurer
Der russische Einmarsch in die Ukraine sorgt für drastisch steigende Energie- und Rohstoffpreise. Energie verteuerte sich im März um fast 40 Prozent binnen Jahresfrist. Dies spüren die Verbraucherinnen und Verbraucher bereits beim Tanken und Heizen.

Allein im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen kletterte die Teuerungsrate im März auf 7,6 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit 1973. In Hessen stieg die Inflation mit 8,0 Prozent auf den höchsten Wert seit 48 Jahren. In NRW verteuerten sich Kraftstoffe bereits um fast 50 Prozent zum März 2021, und Heizen kostete knapp 40 Prozent mehr.

Nahrungsmittel wurden deutschlandweit teurer
Auch Speisefette und -öle mit rund 20 Prozent und Gemüse mit gut 14 Prozent verteuerten sich überdurchschnittlich. In Bayern lag die Inflation nur bei fünf Prozent, wenn man Heizöl und Kraftstoffe herausrechnet. Deutschlandweit verteuerten sich Nahrungsmittel um gut sechs Prozent und Dienstleistungen um 2,8 Prozent, während Waren 12,3 Prozent mehr kosteten.

Auch Firmen macht die hohe Inflation zu schaffen. „Die höheren Öl- und Gaspreise werden von Unternehmen und Dienstleistern in immer stärkerem Ausmaß auf Kunden abgewälzt“, sagte Chefökonom Thomas Gitzel von der BP Bank. Damit gewinne der Preisauftrieb an Breite. „Es dürfte nun deshalb auch mit deutlich höheren Lohnforderungen als Ausgleich für die Inflation gerechnet werden.“

Viele Unternehmen wolle ihre Preise anheben
Wegen der höheren Kosten wollen so viele Unternehmen wie noch nie ihre Preise in den kommenden drei Monaten anheben. Dies geht aus einer Umfrage des Münchner Ifo-Institut hervor. „Der Angriff Russlands auf die Ukraine treibt nicht nur die Energiekosten in die Höhe, sondern auch die Preise vieler Agrarrohstoffe“, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. „Damit dürfte die Inflationsrate in diesem Jahr auf deutlich über fünf Prozent steigen.“ Das habe es in Deutschland zuletzt vor über 40 Jahren gegeben, als die Inflationsrate nach der zweiten Ölpreiskrise 1981 auf 6,3 Prozent kletterte.

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