GUTEN MORGEN

Der nächste Kanzler | Freude vergangen

„Ich werde jetzt aufbrechen und meinen Sohn und meine Freundin aus dem Spital abholen.“ Mit diesem Satz beendete der 35-jährige Alt-Kanzler Sebastian Kurz am Donnerstag seine Abschiedsrede als ÖVP-Parteichef. Er ist nun Privatmann und hat mehr Zeit für sein neugeborenes Söhnchen und seine Freundin. Denn Kurz hat sich mit einer 20-minütigen Rede für die allermeisten Parteifreunde zu diesem Zeitpunkt überraschend aus der Politik verabschiedet. In der ÖVP begann sich ein atemberaubendes Karussell zu drehen.  Rasch kristallisierte sich heraus, dass Innenminister Karl Nehammer Favorit auf die Nachfolge als Parteichef ist. Und auch als nächster Kanzler, denn die beiden Ämter sollen wieder in einer Hand vereint sein. Damit geht die kurze Ära von Alexander Schallenberg als Bundeskanzler auch schon wieder zu Ende - am Abend kündigte er selbst seinen Rückzug an. Wenig später folgte auch noch der angezählte Finanzminister Gernot Blümel. Weitere Regierungsmitglieder der ÖVP wackeln bedenklich. Heute werden Entscheidungen erwartet. Der nächste Kanzler wird seine Handschrift zeigen können - mit einem erneuerten Team.

Freude vergangen. „Alle sind der Verzweiflung nahe, weil sie die Felle davonschwimmen sehen“, beschrieb ein prominenter Schwarz-Türkiser gestern die Lage der ÖVP. Ein noch dramatischeres Bild wählte ein anderer hochrangiger Partei-Vertreter, als er kurz nach dem Kurz-Rücktritt meinte: „Man kann zuschauen, wie wir vom Hochhaus fallen und hart am Boden aufprallen“. Was so hart klingt - es hat eine harte Basis. Tatsächlich übergibt Sebastian Kurz die Partei beinahe auf dem selben tiefen Niveau, auf dem er sie vor viereinhalb Jahren übernommen hat. Damals dümpelte sie bei 20 Prozent herum, in gekauften Umfragen sogar noch tiefer. Jetzt liegt die Partei in den aktuellen Umfragen gerade noch knapp über 20 Prozent. Platz 1 erobert die saft- und kraftlose SPÖ. Vorbei die Zeiten, als der umjubelte, nun scheidende Parteichef seine „Liste Sebastian Kurz - Neue Volkspartei“ in lichte Höhen führte. Die Politik sei für ihn ein Lebensabschnitt, der ihm viel Freude mache hatte Kurz zu Beginn seiner atemberaubenden Polit-Karriere als Mitt-Zwanziger (!) gesagt. In den letzten Wochen ist ihm diese Freude sichtlich vergangen. Und vielen in seiner Partei ist auch die Freude an Sebastian Kurz vergangen. Für immer? Nein! Gar nicht ausgeschlossen, dass wieder Zeiten kommen, in denen - verzweifelt - nach Kurz gerufen wird.

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