Fragliche Grenzwerte

Ergibt ein Antikörpertest vor dem „Boostern“ Sinn?

Coronavirus
13.11.2021 16:26

Der aktuell starke Andrang auf die Corona-Impfstraßen im Land ist vorwiegend auf zahlreiche Drittstiche zurückzuführen. Mit der sogenannten Booster-Impfung soll ein möglichst langfristiger Schutz vor dem Virus gewährleistet werden. Doch ab wann ist er tatsächlich sinnvoll und sollte man im Vorhinein besser seinen Antikörperspiegel überprüfen lassen?

Die mittlerweile enorm angestiegene vierte Infektionswelle bewegt aktuell viele Menschen dazu, sich eine Auffrischungsimpfung zu organisieren. Insbesondere, da mittlerweile bekannt ist, dass der Immunschutz auch mit dem zweiten Stich nur von begrenzter Dauer ist. Zumindest nach sechs Monaten kann hierzulande eine Auffrischung erfolgen - die Stadt ermöglicht sie nun bereits nach nur vier Monaten. Begründet wird dies vor allem mit dem schnell abfallenden Schutz der Vakzine von AstraZeneca.

Gleichzeitig spricht der WHO-Chef von einem „Skandal”, wenn auf diese Art und Weise Impfdosen verbraucht werden, während in ärmeren Teilen der Welt nach jeder Impfdosis gerungen wird. 

Drittstich oder nicht - das ist hier die Frage
Wie rasch der Drittstich (oder der Zweitstich bei Johnson & Johnson) tatsächlich erfolgen sollte, ist man sich in der Fachwelt noch nicht unbedingt einig. In den Überlegungen taucht dabei immer wieder der Vorschlag auf, sich vor dem Stich noch einmal seine Antikörperwerte überprüfen zu lassen. Das deutsche Robert-Koch-Institut (RKI) rät davon jedoch ab - mit der Begründung: Es gibt nach wie vor keinen wissenschaftlich definierten Grenzwert, wie viele Antikörper man tatsächlich als Schutz benötige.

In Ausnahmefällen kann ein solcher Test aber durchaus Sinn ergeben - wenn man etwa anfällig für Infekte ist oder allgemein immungeschwächt ist, lässt sich so einerseits überprüfen, wie gut die Impfungen tatsächlich angeschlagen haben.

Suche nach dem wichtigen Grenzwert
Bei einem Antikörpertest werden in der Regel die sogenannten Anti-Spike-Antikörper (IgG) geprüft, die sich in Folge der Impfung bilden. Wichtig ist, dass so ein Test aussagekräftige und vergleichbare Ergebnisse ergibt. Das geschieht mit einem Standard der Weltgesundheitsorganisation WHO, der in BAU/ml angegeben wird (BAU = Binding Antibody Units).

Sichere Grenzwerte, ab welchem BAU/ml-Wert man noch als geschützt gilt, gibt es aber eben keine. Man kenne sie (noch) nicht, schreibt der Immunologe Carsten Watzl auf Twitter. Auch er hält eine Antikörperbestimmung vor einer Booster-Impfung derzeit nicht für sinnvoll. Aktuell geht Watzl davon aus, dass man mit einem Antikörperwert von über 1000 BAU/ml einen „recht guten Schutz vor symptomatischer Infektion” habe, gibt der Experte aber einen Richtwert vor. 

Booster trotz hoher Antikörperwerte?
Doch was, wenn der Antikörperwert (auch ohne Überprüfung) bereits hoch genug ist? Dies ist nach Angaben des RKI kein Problem. Vielmehr würden viele Menschen „fälschlicherweise” annehmen, dass in dem Fall gar keine Auffrischung verabreicht werden sollte. Tatsächlich wird dabei der Immunschutz einfach nur noch besser. 

Genug Zeit für das Immunsystem
Aber wann ist nun der geeignetste Zeitpunkt für den Booster? Der österreichische Mikrobiologe Florian Krammer hält weiterhin sechs Monate für ein „vernünftiges Intervall”. Ein längerer Zeitraum zwischen Zweitstich und Booster würde dem Immunsystem ausreichend Zeit geben, um den Prozess der ersten beiden Stiche abzuschließen. „Und wenn man dann wieder impft, kriegt man einen maximalen Booster Effekt”, so Krammer auf Twitter. 

Watzl betont in der Diskussion noch, dass auch ein fallender Antikörperwert noch kein Grund zur Sorge ist - schließlich gehe es dabei um einen Schutz vor der symptomatischen Infektion. „Der Schutz vor schwerer Erkrankung kann immer noch hoch sein“, so der Immunologe. Man brauche vor allem keine Panik bei geringen Antikörperwerten haben - ein baldiger Booster-Termin sei dann jedoch sinnvoll.

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