Nach einem erfolgreichen Start musste Südkorea bei seinem ehrgeizigen Raumfahrtprogramm am Donnerstag einen Rückschlag hinnehmen. Die dreistufige „Nuri“-Rakete hatte das asiatische Land erstmals komplett selbst entwickelt. Sie konnte nach dem Start in Goheung binnen weniger Minuten ihre angestrebte Höhe von 600 Kilometern erreichen. Es gelang jedoch nicht, die 1,5 Tonnen schwere Satelliten-Attrappe auf ihre Erdumlaufbahn zu bringen, wie Präsident Moon Jae-in einräumen musste.
Der Start und alle drei Antriebsstufen der Rakete hätten funktioniert, sagte Moon. Auch das Absetzen der Fracht sei geglückt. Allerdings bleibe die Mission, die Attrappe in ihren Orbit zu bringen, „unvollendet“, fügte der Staatschef hinzu.
Nordkorea schaffte es bereits Satelliten in Umlaufbahn zu bringen
Die Entwicklung der dreistufigen Rakete hatte rund ein Jahrzehnt gedauert, sie kostete umgerechnet rund 1,46 Milliarden Euro. „Obwohl die Ziele nicht perfekt erreicht wurden, haben wir mit unserem ersten Start viel erreicht“, sagte Moon und kündigte für Mai einen weiteren Versuch an. In Asien verfügen bereits Japan, China und Indien über weiterentwickelte Raumfahrtprogramme. Zuletzt gelang es 2012 auch dem mit Südkorea verfeindeten Nordkorea, einen 300 Kilogramm schweren Satelliten in die Erdumlaufbahn zu bringen.
Parlament unterbrach Sitzung während Raketenstart
Bisher ist es aber nur sechs Staaten gelungen, Ladungen von mehr als einer Tonne Gewicht ins All zu befördern. Südkorea kann sich nach der fehlgeschlagenen Orbit-Mission fürs Erste nur unter Vorbehalt als siebente Raumfahrernation in diese Gruppe einreihen. „Es sieht aus, als würde sie ohne Probleme in den Himmel steigen“, hatte ein Fernsehkommentator kurz nach dem live übertragenen Start noch gesagt. Im Kontrollzentrum brach nach der Trennung der Fracht von der Rakete zunächst Jubel und Beifall aus. Auch das Parlament unterbrach eine Sitzung, um den Start zu verfolgen. Kurz darauf dämpfte Präsident Moon jedoch die Freude.
Das südkoreanische Raumfahrtprogramm hatte schon mehrere Rückschläge hinnehmen müssen: 2009 und 2010 waren zwei Starts gescheitert, 2010 war die Rakete zwei Minuten nach dem Start explodiert. 2013 gelang ein Start, allerdings mit einem russischen Triebwerk als erster Antriebsstufe.
Das Land hat sich schon ambitioniertere Ziele gesetzt. Im März hatte Präsident Moon Jae-in nach einem Triebwerkstest gesagt, im kommenden Jahr sei ein Flug zum Mond anvisiert. „Wir werden unseren Traum verwirklichen und bis 2030 eine Sonde auf den Mond bringen“, sagte der Präsident.
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