Studentin angegriffen

Polizei verurteilt „jede Form von Antisemitismus“

Wien
28.05.2021 12:43

Der Fall rund um eine Kärntner Studentin in Wien, die Opfer eines antisemitischen Übergriffs in der Wiener U3 wurde, schlägt hohe Wellen. Wie berichtet, hatte die 19-Jährige in der Folge Hilfe bei zwei Polizisten gesucht, diese rieten jedoch der jungen Frau schlussendlich, den Vorfall am besten zu vergessen. Seitens der Wiener Polizei bezog man am Freitag in der Causa entschieden Position - Antisemitismus habe keinen Platz. Man sei um lückenlose Aufklärung des Falls bemüht und kündigte Konsequenzen an.

„Alle Beamten, die an dem besagten Tag in der Umgebung im Einsatz waren, speziell Polizisten der Fußstreifen, wurden kontaktiert und werden genau befragt“, erklärte ein Polizeisprecher gegenüber krone.at. Ein derartiges Verhalten der Polizisten sei nicht tragbar, wurde betont: „Sollte sich der Vorfall so abgespielt haben, dann drohen den Polizisten disziplinäre wie auch strafrechtliche Konsequenzen“, stellte der Sprecher klar.

„Lückenlose Aufklärung“
Der Vorfall selbst sei seit Donnerstag bekannt, hieß es. Das Opfer werde gebeten, Kontakt zur Landespolizeidirektion aufzunehmen, „um eine lückenlose Aufklärung“ zu ermöglichen. Unterstrichen wurde, dass jede Form von Antisemitismus von der Wiener Polizei verurteilt werde. Sensibilisierung würde bereits in der Polizei-Grundausbildung geschehen, zudem verwies der Sprecher auf das neue Projekt des Innenministeriums, bei dem Polizisten verstärkt auf Antisemitismus sensibilisiert werden sollen. Erarbeitet wird ein neues Ausbildungsmodul vom Bildungsexperten Daniel Landau.

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Sollte sich der Vorfall so abgespielt haben, dann drohen den Polizisten disziplinäre wie auch strafrechtliche Konsequenzen.

Ein Sprecher der Wiener Polizei

Wie berichtet, war die 19-jährige Studentin in der Wiener U-Bahn von unbekannten Männern angegriffen worden. Einer der Täter zog sie an den Haaren und beschimpfte sie, weil die Judaistik-Studentin ein Buch mit dem Titel: „The jews in the modern world“ gelesen hatte. Worte wie „Kindsmörderin“ und „Judenschlampe“ seien gefallen, berichtete das Opfer im Ö1-„Morgenjournal“.

„Vorfall am besten vergessen“
Hilfe bekam sie in der Folge aber nicht, denn als sie zwei Polizisten in der Kärntner Straße mit dem Vorfall konfrontierte, reagierten diese anders als erhofft:
So sei die erste Frage gewesen, weshalb sie ein derartiges Buch „unbedingt jetzt in dieser Konflikt-Situation lesen“ müsse und ob ihr nicht klar sei, dass das provozieren würde. Des Weiteren sei sie gefragt worden, ob sie denn Jüdin sei. Als die 19-Jährige verneinte, sei ihr gesagt worden, dass man in diesem Fall nicht von Antisemitismus sprechen könne, berichtete die Studentin. Der Rat der Polizisten zum Abschluss: den Vorfall am besten vergessen.

Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG), Oskar Deutsch, sagte zur APA, der Vorfall sei in dreifacher Hinsicht verstörend: „Erstens wird eine Studentin attackiert, weil sie ein Buch über das Judentum liest. Ein klarer Fall von Antisemitismus. Zweitens schreitet wieder keiner der Zeugen in der U-Bahn ein und obendrauf wird die Betroffene von Polizisten zurückgewiesen.“ Der Vorfall zeige auch, dass Antisemitismus kein jüdisches Problem sei, sondern eines „der gesamten Gesellschaft“.

In einem schriftlichen Statement äußerte sich am Freitag auch Innenminister Karl Nehammer zu dem Vorfall: „Das wirksamste Mittel im Kampf gegen Antisemitismus ist das Sichtbarmachen des jüdischen Lebens in Österreich. Die Polizei ist ein Garant dafür.“ Zudem erklärte er: „Es gibt keine Toleranz bei antisemitischen Vorfällen in Österreich.“

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