Welcher Tag ist heute?

Lockdown führte bei vielen zu „Wochentagsamnesie“

Wissenschaft
18.12.2020 09:51

Kaum Sozialkontakte, Arbeit von zu Hause aus - wie eine Beobachtung der Universität Wien darlegt, hatte der Lockdown im Frühjahr enorme Auswirkungen auf die Psyche der Menschen. So führte der ungewohnte Strukturverlust bei einem Teil zu einer „Wochenamnesie“ - vor allem Junge waren davon betroffen. Dieses Vergessen des Wochentags ist für Forscher auch ein Indikator für die psychische Gesundheit der Bevölkerung.

Der Lockdown im Frühjahr hat bei vielen Menschen zu verändertem Zeitempfinden geführt. Wie das Austrian Corona Panel Project der Universität Wien herausgefunden hat, hat im April etwa ein Drittel der Österreicher manchmal den Wochentag vergessen. Was als scheinbar harmlose Beobachtung daherkommt, könnte laut dem Forscherteam um Jakob-Moritz Eberl einen „durchaus ernstzunehmenden Kern“ haben: Der Verlust gefühlter Zeitstruktur gehe nämlich auf Dauer oft mit Gefühlen der Passivität und Resignation einher.

Pensionisten am wenigsten betroffen
Am stärksten von dem Phänomen betroffen waren Schüler und Studenten, unter ihnen hatten 61 Prozent „Wochentagsamnesie“. Recht stark waren auch Arbeitslose (vier von zehn Befragten) von dem Effekt betroffen - Pensionisten, allen Vorurteilen zum Trotz, jedoch nur zu 24 Prozent.

Keine Unterschiede gab es wider Erwarten beim gefühlten Verlust der Zeitstruktur zwischen Befragten, die im Home-Office waren, und jenen, die normal ihrer Arbeit nachgehen konnten (28 bzw. 29 Prozent). Menschen in Kurzarbeit litten mit 34 Prozent etwas öfter an „Wochentagsamnesie“.

Lockerungen brachten Gedächtnis wieder auf Trab
Mit den Lockerungen der strengen Corona-Maßnahmen hat die Vergesslichkeit dann wieder drastisch abgenommen, zeigen die Daten, für die seit März 1500 Personen regelmäßig befragt werden. Über die gesamte Bevölkerung waren im April 33 Prozent betroffen, im Oktober waren es nur noch zwölf. Bei Schülern und Studenten sank der Wert von 61 auf 25 Prozent, unter Arbeitslosen von 40 auf 30 Prozent, unter Pensionisten von 24 auf acht Prozent.

Für die Forscher ist angesichts dieser parallelen Entwicklung von Corona-Maßnahmen und „Wochentagsamnesie“-Betroffenheit allerdings auch „davon auszugehen, dass mit der Wiedereinführung strengerer Maßnahmen und abermaliger Einschränkungen im Freizeitbereich auch wieder ein verändertes Zeitempfinden vermehrt auftreten kann“.

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