Mehrere Todesopfer

WHO untersucht Konnex mit seltener Kinderkrankheit

Wissenschaft
16.05.2020 01:41

Die Weltgesundheitsorganisation WHO untersucht einen möglichen Zusammenhang zwischen dem neuartigen Coronavirus und einer seltenen entzündlichen Erkrankung bei Kindern (siehe auch Video oben), die bereits mehrere Todesopfer forderte. Es gebe erste Berichte darüber, dass jüngste Fälle der Kinderkrankheit mit SARS-CoV-2 in Verbindung stünden, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Freitag. Er forderte Mediziner in aller Welt dazu auf, mit der Organisation und den nationalen Gesundheitsbehörden zusammenzuarbeiten, um das Syndrom „besser zu verstehen“.

Erstmals hatten Ärzte in Großbritannien im April auf das multi-entzündliche Syndrom bei Kindern (MIS-C) hingewiesen, das Ähnlichkeiten mit dem seltenen Kawasaki-Syndrom aufweist. Inzwischen wurde es auch bei mehr als hundert Kindern in New York nachgewiesen, drei von ihnen starben. Am Freitag meldete ein Krankenhaus im französischen Marseille den ersten Todesfall durch das Syndrom in Frankreich.

Ein Neunjähriger sei infolge „neurologischer Schäden im Zusammenhang mit einem Herzstillstand“ gestorben, sagte der zuständige Arzt Fabrice Michel. Insgesamt wurden aus Frankreich seit Anfang März 135 Fälle des Syndroms gemeldet. Die Patienten waren zwischen einem und 14 Jahre alt.

Zwei Fälle auch in Österreich, insgesamt aber geringe Fallzahl
Je ein Fall einer solchen schweren Entzündung bei Kindern im Kontext mit Covid-19 trat auch in Österreich - in Graz und in Wien - auf, berichtete Volker Strenger von der Universitäts-Kinderklinik in Graz der APA. Beide Patienten sind bereits wieder aus den Krankenhäusern entlassen, der Bub in Graz war zuvor neun Tage auf der Intensivstation. Strenger verwies auf die geringe Fallzahl: „Diese Fälle sind an sich nicht mysteriös, und ihre Häufung in den USA und in London erklärt sich durch die hohe Zahl an Infizierten in der Gesamtpopulation.“

Nicht gesichert, dass Syndrom nur Kinder betrifft
WHO-Chef Ghebreyesus betonte nichtsdestotrotz, es sei von höchster Wichtigkeit, das Syndrom genau zu beschreiben, die Auslöser der Krankheit zu ergründen und Behandlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Die US-Gesundheitsbehörde CDC forderte Krankenhäuser, in denen Minderjährige mit Symptomen von MIS-C behandelt werden auf, die Fälle zu melden. Die CDC-Experten ersuchte Ärzte, bei Todesfällen von Kindern, die nachweislich mit SARS-CoV-2 infiziert waren, eine MIS-C-Erkrankung zu erwägen. Es sei bisher aber nicht gesichert, dass das Syndrom nur bei Kindern auftreten könne.

Zu den bekannten Symptomen von MIS-C zählen Fieber, Entzündungen an mehreren Organen sowie eine bestätigte Coronavirus-Infektion. Einige Ärzte verglichen das Krankheitsbild mit dem Kawasaki-Syndrom, das Entzündungen der Blutgefäße hervorruft und zu extrem schmerzhaften Schwellungen am ganzen Körper führt.

Mediziner: „Verspätete und übersteigerte Immunabwehrreaktion“
Der Kinderarzt Sunil Sood an der Cohen-Kinderklinik in New York sagte, rund die Hälfte der jungen Patienten mit MIS-C in seiner Klinik hätten wegen Herzmuskelentzündungen auf die Intensivstation verlegt werden müssen. In den meisten Fällen sei das Syndrom vier bis sechs Wochen nach einer Coronavirus-Infektion aufgetreten. In der Regel hatten die Kinder demnach bereits Antikörper gegen den Erreger SARS-CoV-2 entwickelt. Sood sprach von einer „verspäteten und übersteigerten Immunabwehrreaktion“ des Körpers.

Bisher wurden Fälle des mysteriösen Syndroms nur aus Europa und Nordamerika gemeldet. In Asien wurden dagegen noch keine MIS-C-Fälle registriert. Einige Mediziner vertreten die These, dass manche Bevölkerungsgruppen genetisch anfälliger für das Syndrom seien als andere, sagte Sood. Wissenschaftlich belegt sei diese Theorie jedoch nicht.

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