Cobra erschoss Kuh

„Die schnellste Möglichkeit, um zu unterstützen“

Tirol
20.02.2020 12:00

Eine aggressive Kuh wurde Mitte Dezember 2019 - wie berichtet - im Tiroler Matrei am Brenner von Cobra-Beamten erschossen. Über den ungewöhnlichen Einsatz wurde österreichweit rege diskutiert. Die Grünen haben kurz darauf eine parlamentarische Anfrage an Innenminister Wolfgang Peschorn gestellt. Sein Nachfolger Karl Nehammer hat nun aufschlussreiche Antworten getätigt. So hat der Einsatz in Summe 623,30 Euro gekostet.

Am 11. Dezember hat sich der ungewöhnliche Einsatz zugetragen. Neun Tage später haben die grünen Nationalratsabgeordneten Faika El-Nagashi und David Stögmüller eine parlamentarische Anfrage gestellt - um für Aufklärung zu sorgen.

„Tier wurde von Zug gestreift“
Nehammer (ÖVP), der seit 7. Jänner Innenminister ist, hat nun Antworten geliefert. Im Schreiben, das der „Krone“ zugespielt wurde, argumentiert er das Einschreiten der Cobra wie folgt: „Das Rind verhielt sich äußerst aggressiv, hatte sich losgerissen, dabei schon eine Person unbestimmten Grades verletzt und befand sich auch auf den Bahngleisen. Nachdem das Tier bereits von einem Zug gestreift worden war, musste die Bahnstrecke in beide Richtungen ebenso wie die angrenzende Straße gesperrt werden. Die Kuh attackierte jede Person, die ihr zu nahe kam.“

Derartigen gefährlichen Angriffen müsse laut Gesetz das Einsatzkommando Cobra ein Ende setzen.

„Das war die schnellste Möglichkeit, um zu unterstützen“
Die Beamten sind bekanntlicherweise mit einem Hubschrauber zum Einsatzort geflogen. „Sie waren bei einer Schießausbildung in der Wattener Lizum, an der auch der Polizeihubschrauber beteiligt war. Die Verlegung von drei Beamten, die bereits mit dem Hubschrauber in Richtung Flugeinsatzstelle Innsbruck gestartet waren, war die schnellste Möglichkeit, um die Polizisten vor Ort zu unterstützten“, so Nehammer. Eine Fahrt mit dem Dienst-Kraftfahrzeug hätte eine wesentliche Verzögerung der Einsatzunterstützung nach sich gezogen.

530 Euro für Abweichen von Flugroute
Die Kosten für die zehn Minuten Mehrflugzeit des Hubschraubers durch Abweichen von der vorgesehenen Flugroute belaufen sich inklusive der Kosten für den Piloten auf 530 Euro. „Die kalkulatorischen Kosten in Bezug auf die Einsatzdauer der Beamten betragen auf Basis der geltenden Richtwerte des Bundesministeriums für Finanzen betreffend den Durchschnittspersonalaufwand unter Einrechnung durchschnittlicher Mehrdienstleistungsanteile 93,30 Euro“, sagt der Innenminister. Die Gesamtkosten inklusive der Mehrflugzeit belaufen sich auf 623,30 Euro.

Laut Tierarzt war ein Abschuss „unumgänglich“
Die Möglichkeit einer Betäubung sei nicht gegeben gewesen. Ein von der Polizei vor dem Eintreffen der Cobra-Beamten kontaktierter Tierarzt habe aufgrund der Schilderung der Gefahrenlage vor Ort und seiner diesbezüglichen Erfahrungen erklärt, dass ein Abschuss unumgänglich sei. Es konnte nicht sichergestellt werden, dass die Kuh nicht weitere Personen attackieren würde, da sich schon zahlreiche unbeteiligte Personen im örtlichen Nahebereich des Einsatzortes eingefunden hatten.

„Waffe sowie Munition für Einsatz geeignet“
Die von den Cobra-Beamten verwendete Waffe sowie Munition sei laut Nehammer zur Tötung von großen Tieren geeignet. „Die vorgesehene Vorgehensweise wurde vom Beamten eingehalten. Die Ausbildungsrichtlinie sieht Schüsse mit dem Präzisionsschützengewehr oder dem Sturmgewehr auf den Tierschädel vor. Ein Treffer ins Gehirn soll sofortige Bewusstlosigkeit und den anschließenden Tod des Tieres herbeiführen“, so der Innenminister.

Primär habe der Einsatzbeamte aber bei der Schussabgabe auf ein großes Tier, das sich in Bewegung befindet, darauf zu achten, dass keine im Umfeld befindlichen Personen verletzt oder gefährdet werden. Es sei hier nicht möglich gewesen, „die Unbeteiligten zu entfernen“.

Übrigens: 2019 mussten von Polizisten österreichweit drei Rinder und ein Reh getötet werden.

„Auf das Tierwohl muss immer geachtet werden“
Die grüne Nationalratsabgeordnete und Tierschutzsprecherin Faika El-Nagashi betont: „Die Gefahrensituation muss stets rasch behoben werden, das steht außer Frage. Es stellt sich die Frage, ob es nicht doch möglich gewesen wäre, einen Tierarzt vor Ort hinzuzuziehen, der die Kuh betäubt hätte. Es ist wichtig, dass bestimmte Abläufe eingehalten werden.“ Prinzipiell müsse das Tierwohl stets an erster Stelle stehen. „Und zwar nicht nur bei der Haltung, sondern auch bei Transporten und Schlachtbedingungen. Da sind künftig noch mehr Maßnahmen notwendig“, erklärt El-Nagashi.

Jasmin Steiner, Kronen Zeitung

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