„Taktlosigkeit“

Klinik in Kritik: Robo überbrachte Todesnachricht

Elektronik
09.03.2019 11:45

Eine Klinik im US-Bundesstaat Kalifornien muss sich den Vorwurf der Taktlosigkeit gefallenlassen, weil ein Patient über einen Roboter von seinem bevorstehenden Tod erfuhr. Das Krankenhaus verteidigt den Einsatz von Tele-Medizin.

Ernest Quintana war nach Angaben seiner Familie am vergangenen Wochenende mit einem Lungenleiden in das Hospital in Fremont eingeliefert worden. Sie sei mit ihm alleine im Zimmer gewesen, als eine Krankenschwester gekommen sei und einen Arzt angekündigt habe, sagte seine Enkelin Annalisia Wilharm am Freitag.

Dann sei ein Roboter ins Zimmer gerollt, auf dessen Bildschirm sei ein über Video-Technik zugeschalteter Arzt erschienen. Erst habe sie gedacht, das sei Routine, sagte Wilharm - bis der Arzt mit seiner Diagnose angefangen habe: „So, wir haben Ihre Ergebnisse zurückbekommen, und es gibt keine Lunge mehr“, zitierte sie ihn.

Sie habe wiederholen müssen, was der Arzt gesagt habe, weil ihr Großvater auf dem rechten Ohr schwerhörig gewesen sei. Der Roboter habe zudem nicht auf die andere Bettseite gehen können. Für ihren Opa und sie selbst sei das „schrecklich“ gewesen.

„Todesnachricht sollte von einem Menschen überbracht werden“
Wilharm machte auch ein Video von der Szene. Darin ist zu hören, wie sie ihrem Opa erklärt: „Also er sagt, dass dein nächster Schritt vielleicht eine Hospizversorgung zu Hause ist. Richtig?“ Doch sagt der Arzt: „Wissen Sie, ich weiß nicht, ob er es nach Hause schafft.“ Er habe womöglich nur noch Tage zu leben.

Quintanas Familie zeigte sich zutiefst verstört. Die Nachricht, dass ihr Vater keine Lunge mehr habe und am Tropf hängen werde, bis er sterbe, sollte von einem Menschen überbracht werden, nicht von einer Maschine, sagte seine Tochter Catherine Quintana.

Klinik verteidigt Tele-Medizin
Doch die Klinik verteidigte die Nutzung von Telemedizin. Der abendlichen Diagnose seien Arztbesuche vorangegangenen, teilte Michelle Gaskill-Hames von der Krankenhausverwaltung in Alameda County mit.

Steve Pantilat, Chef der Abteilung für palliative Medizin an der University of California, nahm die Telemedizin ebenfalls in Schutz. Die Details im vorliegenden Fall kenne er zwar nicht, doch habe die Robotertechnologie schon wahre Wunder für Patienten und deren Familien bewirkt - gerade wenn einige zu entfernt für persönliche Besuche lebten.

Ernest Quintana starb am Dienstag, zwei Tage nach seiner Einlieferung in die Intensivstation. Er wurde 78 Jahre alt.

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