Etliche Drohungen
Trittbrettfahrer halten Polizei in Atem
Wegen einer Amok-Drohung hat die Polizei am Freitag die betroffene Realschule in Ilsfeld südlich von Heilbronn für mehrere Stunden abgesperrt. Bei der Durchsuchung sei nichts gefunden worden, was auf eine Gewalttat hindeute, teilte ein Polizeisprecher mit. Die Schule sei wieder freigegeben worden. Die rund 650 Schüler in Ilsfeld wurden in der Früh auf dem Weg zur Schule abgefangen und betreut. Die Drohung wurde in der Nacht zuvor in einem Internet-Chat ausgesprochen. Die Ermittlungen zum Urheber dauerten an.
Bombendrohung gegen Schule in Freiburg
Die Bombendrohung gegen die Schule in Freiburg ging Donnerstagfrüh auf dem Tonband der Karlschule ein. Die Polizei durchsuchte das Gebäude mit Hilfe von Sprengstoffspürhunden, wurde aber nicht fündig. Die 400 Schüler kamen unterdessen in benachbarten Gebäuden unter. Gegen 10.30 Uhr konnte der Unterricht fortgesetzt werden.
In Schramberg nahm die Polizei einen 16-Jährigen fest, nachdem er einen Amoklauf an seiner Berufsschule angekündigt hatte. Der Schüler hatte nach ersten Ermittlungen im Internet eine Schilderung des Amoklaufs im Jahr 2002 an einem Gymnasium in Erfurt heruntergeladen und als Vorlage für seine Drohung genommen.
22-Jähriger in Schnellverfahren verurteilt
In Sachsen-Anhalt gab es ebenfalls einen Trittbrettfahrer, der am Donnerstag wenige Stunden nach einer Amok-Drohung zu fünf Monaten Haft auf Bewährung verurteilt wurde. Der 22-Jährige hatte per Notruf einen Amoklauf an seiner Berufsschule angekündigt, um wegen des Polizeieinsatzes schulfrei zu bekommen. Nur sieben Stunden später fand er sich auf der Anklagebank wieder, weil die Polizei den Anrufer schnell ermittelte und die Justiz sich zu einem beschleunigten Verfahren entschloss.
Als einfachen Scherz hat ein 20-Jähriger seine Amokdrohung gegen eine Schule in Esslingen gerechtfertigt. Die Polizei nahm den Mann am Donnerstag fest, kurz nachdem er die Drohung im Internet veröffentlicht hatte. Die Gefahr eines Amoklaufs hatte an der Schule zuvor einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst. Gegen den 20-Jährigen wurde Haftbefehl beantragt.
Wichtigtuer sprach von seiner "Todesliste"
In Ulm sicherten Polizisten eine Schule, nachdem ein 18-Jähriger gegenüber Mitschülern von seiner "Todesliste" gesprochen hatte. Nach ersten Ermittlungen stufte die Polizei den Vorgang als Wichtigtuerei ein. Auch in Pforzheim versetzte ein Trittbrettfahrer die Polizei in Alarmbereitschaft.
Die Behörden warnten davor, solche Äußerungen - auch wenn sie nicht ernst gemeint sind - in irgendeiner Weise zu veröffentlichen. Ein Trittbrettfahrer müsse mit empfindlichen Strafen bis zu drei Jahren Gefängnis rechnen, sagte ein Sprecher des baden-württembergischen Justizministeriums. Außerdem könnten in solchen Fällen "erhebliche Schadenersatzforderungen" auf den Täter zukommen, sagte der Sprecher: "Der Polizeieinsatz und die Evakuierungskosten können sehr teuer werden und dann ist der Täter oft ein Leben lang damit beschäftigt, seine Schulden abzustottern."
Massaker doch nicht in Chat angekündigt?
Indes ist die Herkunft einer angeblichen Ankündigung der Bluttat im Internet weiter rätselhaft geblieben. Es werde überprüft, ob es sich um einen tatsächlichen Eintrag von Tim K. oder eine Fälschung handle, teilte die Polizei am Freitag mit. Der baden-württembergische Innenminister Heribert Rech (CDU) geriet wegen seiner Informationspolitik unter Druck.
Rech hatte am Donnerstag auf einer Pressekonferenz gesagt, der Amokläufer habe die Bluttat in einem Internet-Chat angedeutet. Dies stellten die Ermittler aber wenig später in Frage. Nach Angaben des Waiblinger Polizeisprechers Klaus Hinderer wurde auf dem Computer des Täters keine solche Ankündigung verfasst. Die Ermittler gingen deshalb laut Polizei eher von einer Fälschung als einer echten Botschaft aus.
Server-Betreiber dementiert Eintrag
Für die Echtheit spreche allerdings, dass zwei Zeugen unabhängig voneinander den Eintrag Stunden vor der Tat gelesen und kommentiert haben wollen, sagte Hinderer. Deren Aussagen würden nun überprüft. Für eine Fälschung spreche wiederum das Dementi des Server-Betreibers des Internet-Forums krautchan.net in den USA. Zudem habe Tim K. seinen PC in der Nacht zum Mittwoch gegen Mitternacht, also vor dem Zeitpunkt des vermeintlichen Internet-Eintrags, abgeschaltet.
Die Polizei prüfte nun, ob Tim K. die Botschaft von einem anderen Computer aus versendet haben könnte. Darauf gab es laut Hinderer aber zunächst keine Hinweise. Klarheit sollten die Daten des Server-Betreibers schaffen. Die US-Behörden wurden den Angaben zufolge gebeten, alle Informationen auf dem Server der Firma sicherzustellen.
Die baden-württembergische SPD warf Minister Rech vor, Fehlinformationen zu verbreiten. "In solchen Fällen geht Gründlichkeit vor Schnelligkeit", sagte SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel nach Angaben eines Sprechers. Dass eine womöglich falsche Information weltweit verbreitet worden sei, sei "peinlich".
Innenminister Rech weist Vorwürfe zurück
Rech verteidigte sein Vorgehen. Zum Zeitpunkt der Pressekonferenz seien die Ermittlungsbehörden überzeugt gewesen, dass der Täter seinen Amoklauf angekündigt habe. Es sei richtig gewesen, die Öffentlichkeit zu informieren. Sollten sich die Zweifel an der Echtheit des Chat-Eintrags bestätigen, müsse sorgfältig über Konsequenzen nachgedacht werden. "Es kann und darf nicht sein, dass auf so skrupellose und menschenverachtende Weise die Gefühle der trauernden Angehörigen mit Füßen getreten werden", erklärte Rech.
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