99 Mio. Jahre alt

Weberknecht-Penis in Bernsteinstück konserviert

Wissenschaft
01.02.2016 16:28

Paläontologen um Jason Dunlop vom Naturkundemuseum Berlin haben in einem uralten Stückchen Bernstein einen einzigartigen Fund gemacht - einen rund 99 Millionen Jahre alten Weberknecht mit ausgestrecktem Penis. Das Tier wurde von tropfendem Harz quasi in flagranti erwischt und umhüllt, als es sich anschickte, ein Weibchen zu begatten.

Bei modernen Tieren ist die Feinstruktur des Penis extrem wichtig für die systematische Zuordnung der jeweiligen Art. Der Fossilfund zeige, dass Weberknechte in der Kreidezeit sich genau wie die Tiere von heute fortpflanzen konnten, berichtet das Team um Dunlop im Fachjournal "Science". Auf Grund der großen Augen und der spachtelförmigen Penisspitze konnten die Wissenschaftler eine neue, ausgestorbene Weberknecht-Familie erkennen.

Weberknechte sind eine vielfältige Gruppe der Spinnentiere mit mehr als 6600 beschriebenen Arten. Nur wenig Fossilarten (38) sind bekannt, u.a. die Art Halitherses grimaldii aus dem circa 99 Millionen Jahre alten Burmesischen Bernstein (Myanmar), die erst 2005 entdeckt wurde.

Penis der Tiere normalerweise im Körper versteckt
Das Besondere an dem Fund sei, dass bei dieser Art das männliche Geschlechtsorgan (Penis), das normalerweise im Körper der Tiere versteckt ist, zum ersten Mal sichtbar ist, berichten die Forscher. In diesem außergewöhnlichen Bernsteinfossil wurde der Penis ausgestreckt erhalten. Das bedeutet, dass Weberknechte auch in der Kreidezeit mit Hilfe eines Penis die Spermien direkt in den Körper des Weibchens übertragen haben.

Im Klassifikationsschema der modernen Weberknechte ist die Anatomie des Penis extrem wichtig, denn jede Art hat eine eigene Struktur. Auch die Großgruppen (Familien) der Weberknechte haben unterschiedliche Formen ihrer Geschlechtsorgane. Aber nur wenige fossil erhaltene Weberknechte haben bis jetzt die Penisstruktur gezeigt, was den Vergleich mit lebenden Arten erschwert.

Bei Halitherses grimaldii ist der Penis an der Spitze spachtelförmig und hat einen Umriss wie ein Herz, aus dem ein kleiner Schlauch herausragt. So eine Form zeigt kein lebender Weberknecht. Ungewöhnlich sind auch die großen Augen des Tieres, obwohl neue wissenschaftliche Erkenntnisse solch große Augen als ein ursprüngliches Merkmal deuten. Viele primitive Weberknechte hatten große Augen.

Neue ausgestorbene Weberknecht-Familie definiert
Diese Merkmalskombination erlaubte den Forschern eine neue (ausgestorbene) Familie, die Halithersidae, zu definieren, innerhalb der Unterordnung Dyspnoi. Es ist das erste Mal, dass eine Fossilfamilie durch eine Mischung von Körper- und Geschlechtsmerkmalen erkannt werden konnte und hilft den Wissenschaftler, uralte Fossilen wie auch lebende Tiere systematische zu bearbeiten.

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