Polizeiarbeit 2.0

USA: Software sagt Verbrechen voraus, bevor sie passieren

Wissenschaft
14.05.2013 14:10
Schon 1956 ersann der Science-Fiction-Autor Philip K. Dick im später von Steven Spielberg verfilmten Roman "The Minority Report" die Zukunftsvision einer Polizeieinheit, die Verbrechen verhindert, bevor sie stattfinden. Damals hätte wohl kaum jemand geglaubt, dass diese Vorstellung in einer gar nicht so fernen Zukunft Realität wird. In der US-Hafenstadt Santa Cruz beweist die Polizei jetzt aber, dass die Vorhersage von Verbrechen nicht länger Zukunftsmusik ist. Dort schickt nämlich eine Software die Polizisten auf Streife in gefährdete Gebiete.

Wie das deutsche Nachrichtenmagazin "Spiegel" berichtet, kommt Computerberechnungen in der US-amerikanischen Verbrechensbekämpfung eine immer wichtigere Rolle zu. Was sich in Santa Cruz seit seinen Anfängen als Pilotprojekt (siehe Infobox) bewährt hat, wird jetzt in immer mehr großen Städten eingeführt: Rechner, die mittels ausgefeilter Algorithmen aus den Polizeidaten der Vergangenheit die Verbrechen der Zukunft errechnen – und die Polizisten gezielt an besonders kritische Orte schicken, um dort Straftaten zu verhindern.

Verbrechensvorhersage durch Wissenschaft
Das Computerprogramm, auf das die Beamten rund um den stellvertretenden Polizeichef Steve Clark dabei zurückgreifen, wurde von zwei Wissenschaftlern entwickelt. Ein Informatiker und ein auf Kriminalität spezialisierter Anthropologe haben mithilfe der gesammelten Polizeidaten aus acht Jahren und zahlreichen zusätzlichen Informationen einen Algorithmus erschaffen, der vorhersagt, in welchen Stadtteilen zu welchen Tageszeiten das größte Risiko besteht, dass ein Verbrechen begangen wird.

Die Polizisten suchen diese Gebiete zu den errechneten Zeiten gezielt auf – und stoßen tatsächlich in zwei von drei Fällen auf verdächtige Ereignisse. Eingezeichnet werden die Risikogebiete dabei auf einer Google-Maps-Karte, die einerseits auf einem großen Bildschirm im Besprechungszimmer der Polizisten angezeigt wird, von den Streifenpolizisten aber auch unterwegs über ihre Smartphones und Tablets aufgerufen werden kann.

Wann immer es möglich ist, verbringen die Polizisten von Santa Cruz Zeit in den vom Computerprogramm vorgeschlagenen Gebieten. Nicht nur, um Verbrechen zu verhindern, wenn sie passieren, sondern auch der Abschreckung durch die erhöhte Polizeipräsenz wegen.

Immer mehr Städte nutzen ähnliche Computerprogramme
Mittlerweile erhält Santa Cruz wegen seiner fortschrittlichen Methoden der Verbrechensbekämpfung sogar regelmäßig Anrufe aus anderen US-Metropolen und sogar aus Übersee. Das System aus Santa Cruz, das von seinen Entwicklern inzwischen über eine eigens gegründete Firma verkauft wird, ist bereits auch in anderen US-Städten im Einsatz, unter anderem in Boston, Los Angeles und Chicago. Polizeioffizier Clark war kürzlich sogar im britischen Kent, um die dortigen Behörden mit der Software vertraut zu machen. Hierzulande sind solche Systeme indes noch nicht im Einsatz – auch wegen des höheren Bewusstseins für das Thema Datenschutz.

Dabei sei die Kriminalitätsbekämpfung dem Magazin zufolge nur einer der Einsatzbereiche für solche Computerprogramme. Auf Basis großer Datenmengen könnten entsprechende Analyse-Tools beispielsweise auch Grippewellen vorhersagen oder Informationen für die Marketingabteilungen großer Firmen liefern, die ihre Strategien so auf das Einkaufsverhalten abstimmen können.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele