Die Gartenameise Lasius neglectus wurde vermutlich schon in den 1970er-Jahren nach Europa eingeschleppt, wo sie seither die einheimische Arten bedroht. Woher der Eindringling genau kam, ist noch nicht sicher. Man gehe davon aus, dass sie aus der Schwarzmeerregion eingeschleppt wurde, so die Evolutionsbiologin Cremer im Gespräch.
Rund 160 Populationen des Eindringlings seien mittlerweile in Europa bekannt. Vier davon sind mit Laboulbenia befallen - einem Pilz, der ursprünglich aus Nordamerika kommt und dort auf mehreren Lasius-Arten lebt, und zwar in einer Wirt-Symbionten-Beziehung, wie die Forscherin im Fachblatt "Proceedings B" der Royal Society berichtet.
Befallene Ameisen sehen igelartig aus
Der Pilz dringt durch das Außenskelett der Ameisen. Die in der Außenhaut verankerten Fruchtkörper des Pilzes stehen wie Stacheln weg, die Wissenschaftler sprechen daher bei befallenen Tieren von "Igel-Ameisen". Cremer und ihr Team untersuchten nun erstmals diesen neuartigen Zusammenschluss von Wirt und Symbiont in Europa.
Es zeigte sich, dass stark mit Laboulbenia befallene Ameisen bei Nahrungsknappheit eine höhere Sterblichkeitsrate hatten. Die Laboulbenia-Infektion hatte aber auch einen positiven Effekt und schützte die Tiere vor einem Befall mit einer weit verbreiteten, tödlichen Insekten-Krankheit - der Infektion mit dem Pilz Metarhizium. Im Gegensatz zu Laboulbenia dringt Metarhizium tief in den Körper eines befallenen Insekts und tötet den Wirt.
Pilz stimuliert Immunsystem der Ameisen
Ein Befall mit Laboulbenia schützt dabei auf zweifache Art: Einerseits führt die Infektion zu einer verstärkten Körperhygiene der Ameisen, andererseits ruft sie offensichtlich eine Art Wundreaktion hervor und führt zu einer Stimulierung des Immunsystems. "Einige Immungene, die generell gegen Pilze agieren, sind hochreguliert, wodurch wahrscheinlich ein prophylaktischer Schutz besteht", sagte Cremer.
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