Negative Emotionen

Facebook-Nutzung macht neidisch und unzufrieden

Wissenschaft
21.01.2013 10:02
Die Teilnahme in sozialen Netzwerken wie Facebook kann bei den Nutzern starke negative Emotionen hervorrufen und die Lebenszufriedenheit beeinträchtigen. Das ist das Ergebnis einer Studie von Wirtschaftsinformatikern der TU Darmstadt und der Berliner Humboldt-Universität unter knapp 600 Nutzern des weltgrößten sozialen Netzwerks.

Für ihre Studie befragten die Wissenschaftler Facebook-Mitglieder nach ihren Gefühlen während und nach der Nutzung von Facebook. Das Ergebnis: Über ein Drittel der Befragten empfand vornehmlich negative Gefühle wie Frustration. Als wesentlichen Grund für dieses Ergebnis machten die Forscher Neid auf die "Facebook-Freunde" aus.

"Obwohl Nutzer zögern, Neidgefühle auf Facebook zuzugeben, vermuten sie oft bei 'anderen' Neid als Ursache für deren Frustration – ein deutliches Zeichen für das Vorkommen dieser Emotion auf Facebook. In der Tat begünstigt der Zugang zu vielen positiven Nachrichten und Profilen von vermeintlich erfolgreichen 'Freunden' einen sogenannten sozialen Vergleich, der leicht Neid erzeugt", erläutert Projektleiterin Hanna Krasnova.

Soziale Netzwerke setzten ihre Nutzer einer nie dagewesenen Menge dieser Informationen aus – offline sei es viel schwieriger, Informationen zu passenden Vergleichspersonen zu finden. Vor allem wer auf Facebook und Co. selbst kaum aktiv kommuniziere, sondern eher Informationen konsumiere – also beispielsweise Posts von Freunden lese, News Feeds und Fotos durchklicke – sei besonders häufig diesen schmerzvollen Emotionen ausgesetzt.

Neid auf Facebook-Freunde führt zu "Neidspirale"
In der Studie zeigte sich zudem, dass ein Fünftel aller Ereignisse (online und offline), die in letzter Zeit Neid bei den Befragten hervorriefen, im Facebook-Kontext stattfanden – dies verdeutlicht den immensen Stellenwert, den diese Plattform im Leben vieler Nutzer hat. Paradoxerweise können die Neidgefühle der Nutzer häufig zu einer ausgeprägteren Selbstpräsentation auf Facebook führen, die wiederum Neidgefühle bei anderen hervorruft – ein Phänomen, das die Forscher als "Neidspirale" bezeichnen.

An erster Stelle der Neidobjekte liege in Deutschland sowohl offline als auch online das Themenfeld "Reisen und Freizeit". "Dies wird durch die vielen geposteten Urlaubsfotos begünstigt, die besonders unter deutschen Facebook-Nutzern beliebt sind", so Thomas Widjaja von der TU Darmstadt, der ebenfalls an der Studie beteiligt war.

Facebook-Neid senkt Lebenszufriedenheit
Die Wissenschaftler konnten auf Basis der Studiendaten weiterhin einen Zusammenhang zwischen Neid auf Facebook und der allgemeinen Lebens(un)zufriedenheit der Nutzer nachweisen: Die passive Nutzung von Facebook erhöhe Neidgefühle, die sich wiederum negativ auf die Lebenszufriedenheit der Nutzer auswirkten.

"Angesichts der weltweiten Nutzung von Facebook und der Tatsache, dass Neid eine universelle Emotion ist, sind sehr viele Menschen von diesen Auswirkungen betroffen", erklärte Co-Autorin Helena Wenninger von der TU Darmstadt.

In einer weiterführenden Studie wollen die Wissenschaftler daher nun der Frage auf den Grund gehen, welche Auswirkungen die Facebook-Nutzung auf Neidgefühle in verschiedenen Kulturen hat.

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