Lebenszeichen

Video von entführter Politikerin aufgetaucht

Ausland
30.11.2007 14:33
Erstmals nach mehr als vier Jahren sind in Kolumbien Lebenszeichen von der Grün-Politikerin Ingrid Betancourt und drei US-Geiseln der linksgerichteten FARC-Rebellen aufgetaucht. Videos, Fotos und Briefe der Gefangenen seien der Armee bei der Festnahme von drei Rebellen in die Hände gefallen, teilte die Regierung in Bogota mit. Auf den am Freitag ausgestrahlten Videobändern sind zwölf weitere kolumbianische Geiseln zu sehen.

Die Franko-Kolumbianerin Betancourt erscheint auf den Bildern vollkommen regungslos. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy kündigte an, die Anstrengungen für ihre Freilassung „zu verdoppeln“.

Stark abgemagert und regungslos
Kolumbiens Friedenshochkommissar Luis Carlos Restrepo sagte, die Aufnahmen von Betancourt stammten ebenso wie ein Brief an ihre Mutter vom 24. Oktober. Das Video zeigt die ehemalige kolumbianische Präsidentschaftskandidatin auf einer Holzbank im Dschungel sitzend. Die stark abgemagerte Frau hat dabei ihre Hände auf dem Schoß verschränkt, die Augen sind geschlossen. Am rechten Handgelenk scheint die 46-Jährige eine Fessel zu tragen. Ton gibt es nicht.

Andere Aufnahmen der insgesamt fünf Videos, die teils aber bereits vom 1. Jänner 2007 stammen sollen, zeigten gefangen gehaltene kolumbianische Polizisten, Politiker, Soldaten und die drei US-Bürger, sagte Restrepo. Bei Letzteren handelt es sich um Thomas Howes, Mark Goncalves und Kein Stambler, die sich seit Februar 2003 in Gefangenschaft befinden. Damals hatten die Rebellen ihr Flugzeug abgeschossen. Die Guerilla wirft den Männern vor, als Drogenfahnder getarnt für den US-Geheimdienst CIA tätig gewesen zu sein. Die bisher letzten Lebenszeichen von ihnen stammten vom September 2003.

Im Präsidentschaftswahlkampf verhaftet
Betancourt war im Februar 2002 im Präsidentschaftswahlkampf in einem von der FARC kontrollierten Gebiet 600 Kilometer südlich von Bogota entführt worden. Die jetzt veröffentlichten Bilder sind das erste Lebenszeichen seit August 2003. „Jetzt, da wir wissen, dass sie lebt, müssen wir verbissen um ihre Freilassung kämpfen“, sagte Sarkozy am Rande des französisch-italienischen Gipfels in Nizza. Die Echtheit des Videos und des Briefes bezweifelt er nicht. „Die Mutter und die Schwester von Ingrid haben sie gesehen. Für sie ist es unbestreitbar“, sagte er. „Davon ausgehend, gibt es kein Problem für uns: Sie lebt.“

Die in Frankreich lebende Familie Betancourts reagierte betroffen, aber auch erleichtert, und forderte den kolumbianischen Präsidenten Alvaro Uribe zu Verhandlungen mit den Rebellen auf. „Er muss jetzt sehr schnell handeln“, sagte Betancourts Sohn Lorenzo. Der erste Mann Betancourts, der Franzose Fabrice Delloye, zeigte sich im kolumbianischen Radiosender Caracol besorgt über den Gesundheitszustand der zweifachen Mutter. Das Video belege, dass nun schnell gehandelt werden müsse, „weil sie so mager und dünn nicht mehr sehr lange durchhalten kann“.

Waren die Videos für Chavez bestimmt?
„Das sind traurige Bilder, aber sie ist am Leben“, sagte die Schwester der Entführten, Astrid Betancourt, dem französischen Sender LCI. Sie glaube, dass die FARC das Video an den venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez hätten übergeben wollen, der ein Lebenszeichen Betancourts gefordert hatte. „Seine Vermittlungsversuche waren effektiv.“

Sarkozy hatte Chavez vergangene Woche empfangen. Das zunächst angekündigte Lebenszeichen von Betancourt war Chavez bei der Visite aber schuldig geblieben. Kurz darauf entband ihn Kolumbien von seiner Vermittlerrolle. Der französische Präsident erklärte, er werde nun mit Uribe sprechen, um einen neuen Anlauf zur Befreiung der Geiseln zu unternehmen. Außenminister Bernard Kouchner sagte, es sei „so wichtig wie nie zuvor, jetzt eine Lösung zu finden.“

Die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) fordern im Austausch für 45 Geiseln die Freilassung von 500 Rebellen aus kolumbianischen Gefängnissen. Die 1964 gegründete Guerilla-Organisation zählt rund 17.000 Kämpfer.

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