Revolte im Lager
Drei Tote bei Aufstand in russischer Strafkolonie
Bei den Unruhen starben zwei Gefangene und ein Mitarbeiter der Strafkolonie. In dem Lager sitzen nach Behördenangaben 463 verurteilte Straftäter, darunter 365 Jugendliche. Den Aufruhr soll ein 18-jähriger Häftling ausgelöst haben, der sich damit seiner Überstellung in den Haftbereich für Erwachsene widersetzen wollte. Die Polizei suchte am Mittwoch noch nach zwei Häftlingen, die sich möglicherweise auf dem Gelände des Straflagers versteckt hielten.
Menschenrechtler forderten eine unabhängige Untersuchung des Vorfalls. „Die Lage in russischen Straflagern verschlechtert sich“, sagte der Bürgerrechtler Lew Ponomarjow. Die Gefängnisverwaltungen versuchten häufig, Probleme mit Gewalt zu lösen. Ponomarjow beklagte, dass Menschenrechtsorganisationen und Journalisten kaum noch Zugang zu den vielerorts überfüllten Straflagern erhielten. Der Menschenrechtsbeauftragte des Kremls, Wladimir Lukin, reiste am Mittwoch in den Ural, um sich ein Bild von den Zuständen im Lager zu machen.
In Russlands Haftanstalten kommt es immer wieder zu spektakulären Protestaktionen. Vor drei Jahren traten 5.000 Insassen in mehreren Untersuchungsgefängnissen der Stadt St. Petersburg in den Hungerstreik. Als Reaktion auf Folter und Prügel durch Gefängniswärter schnitten sich im Sommer 2005 insgesamt 240 Häftlinge in einem Straflager südlich von Moskau gleichzeitig die Adern in Hals, Armen oder Beinen auf. Zuletzt war es im berüchtigten Untersuchungsgefängnis Nr. 1 in St. Petersburg vor drei Wochen zu Ausschreitungen hinter den Gefängnismauern gekommen.
Symbolbild
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