Gegen "Hysterie"

Neuer Nachrichtensender in Frankreich gestartet

Medien
02.09.2016 09:07

In Frankreich ist ein neuer öffentlich-rechtlicher TV-Nachrichtensender gestartet. Der Kanal franceinfo ging am Donnerstagabend auf Sendung, online war er bereits am Vorabend zu sehen. Die Macher wollen gegen den von ihnen beobachteten Trend zur "Hysterisierung der Nachrichten" ankämpfen. Informationen sollten dafür in Fernsehen, Radio und Internet umfassend analysiert werden, heißt es.

Der Sender verspricht, "über die Emotion und die in Dauerschleife gesendeten Bilder" hinauszugehen - eine Reaktion auf einen in Frankreich häufig geäußerten Kritikpunkt an der Art der Berichterstattung von TV-Nachrichtensendern. "Als öffentlich-rechtlicher Sender legen wir Wert auf Genauigkeit und Zurückhaltung", sagt die Präsidentin der Gruppe France Televisions, Delphine Ernotte. "Lieber verpassen wir einen Scoop, als Unsinn zu verbreiten."

Der neue werbefreie Nachrichtensender soll drei privaten TV-Programmen Konkurrenz machen, darunter dem Sender BFMTV, der bei vielen großen Ereignissen schnell vor Ort ist. Die Webseite tritt gegen das Online- und Mobil-Angebot bekannter französischer Zeitungen wie "Le Figaro" und "Le Monde" an, die jeweils mehr als zehn Millionen Menschen im Monat erreichen.

Konservative gegen Sender
Das französische Kultusministerium erklärte, mit 15 Jahren Verspätung gebe es nun endlich einen öffentlich-rechtlichen Informationssender. Ein erstes Projekt unter dem sozialistischen Premierminister Lionel Jospin war 2002 von den Konservativen unter Präsident Jacques Chirac gestoppt worden. Auch der frühere französische Präsident Nicolas Sarkozy, der im kommenden Jahr erneut für das Amt des Staatschefs kandidieren will, hält den Sender wegen der privaten Programme für überflüssig.

Kritik auch von Journalisten
Journalistenvertreter befürchten einen zu großen Einfluss der Regierung. Zudem kritisieren sie, dass bei dem Radioprogramm gespart werde, um TV und Online zu stützen. Insgesamt arbeiten bei dem neuen Sender 176 Festangestellte, das Zusatzbudget beläuft sich aber nur auf 18,5 Millionen Euro.

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