7 Gründe für den Jag

Jaguar F-Pace: Warum er ein großer Wurf ist

Motor
29.04.2016 01:04

Es ist schon eine gewagte Ansage von Jaguar, das erste hauseigene SUV ausgerechnet F-Pace zu nennen, was nicht nur zufällig an den Sportwagen F-Type erinnert. Überhaupt haben die Briten den Mund ziemlich voll genommen, als sie den F-Pace präsentierten. Und womit? Mit Recht! Sieben Gründe, warum der Jaguar F-Pace ein großer Wurf ist:

(Bild: kmm)

1. Das F-Type-Feeling
Wer gedacht hat, Jaguar Land Rover nimmt eines der Land-Rover-Erfolgsmodelle her und modelt es auf Jaguar um, hat sich getäuscht. Vielmehr fühlt es sich so an, als hätten sie auf der Sportlichkeit und Eleganz, die der F-Type verströmt, ein SUV aufgebaut. Beide basieren auf derselben modularen Aluminium-Leichtbau-Konstruktion, haben aber komplett unterschiedliche Maße für Radstand (hier 2,87 Meter) und Spurweite (genauso verwandt sind natürlich auch die Jaguare XF und XE).

Das Topmodell, also der Jaguar F-Pace S, wird sogar von einem Motor angetrieben, den wir aus dem Jaguar F-Type kennen: dem 380 PS starken Supercharged-V6-Benziner. Der bereitet schon allein mit seinem sportlichen Sound frohlockendes Herzrasen, seine Drehfreudigkeit verleitet zu Straßenrasen, die straffe Auslegung des adaptiven Fahrwerks (mit konfigurierbarem Dynamic Modus!) und die ebenso direkte wie rückmeldungsreiche Lenkung erlauben eine spielerische Umsetzung der Leistung in puren Fahrspaß (0-100=5,5s). Viel dynamischer kann ein SUV in dieser Klasse nicht sein. Beinahe unnötig zu erwähnen, dass der Allradantrieb heckorientiert ausgelegt ist.

2. Die Fahreigenschaften
So sehr der Jaguar F-Pace S emotionalisiert, er wird hinsichtlich Verkaufszahlen - zumindest hierzulande - keine große Rolle spielen. Doch auch die nicht auf pure Sportlichkeit getrimmten Versionen weisen ein bestechendes Fahrverhalten auf, das adaptive Fahrwerk ist ja für alle erhältlich. Bei Testfahrten auf teils sehr kurvigen Berg- und Landstraßen in Montenegro ließen sich die SUVs mit geradezu erstaunlicher Präzision auch bei relativ hohen Geschwindigkeiten dirigieren. Torque Vectoring (wurde zuerst im F-Type eingesetzt) unterstützt durch leichtes Anbremsen der kurveninneren Räder das Einlenken zusätzlich. Federung und Dämpfung glänzten mit einer sehr guten Mischung aus Komfort und Verbindlichkeit, die ich gar nicht als Kompromiss bezeichnen möchte.

Auch sehr wellige Fahrbahnen mit immer wieder heftigen Verwerfungen brachten die Fuhre nicht aus der Ruhe. Das dürfte auch ein Verdienst des extrem steifen Chassis sein, das in seiner Steifigkeit nach Herstellerangaben sogar den Porsche Macan deutlich übertreffen soll.

Idealmotor für alle, die es gern kräftig und geschmeidig haben, ist der V6-Biturbo-Diesel mit drei Liter Hubraum, 300 PS und mächtigen 700 Nm, die er ab 2000/min über die Achtgangautomatik an alle vier Räder schickt. Er braucht nicht die Drehzahlen der beiden Benziner (340 und 380 PS), um souverän zu beschleunigen. Im Alltag fühlt er sich dadurch sogar noch eine Spur kräftiger an als der F-Type-Motor - obwohl er sich laut Datenblatt für den Hunderter-Sprint sieben Zehntel mehr Zeit lässt. Dazu kommt die herrliche Laufruhe.

Als Einstiegsmotor fungiert Jaguars "Ingenium"-Diesel mit 180 PS. Ihm hört man zwar an, dass er nur vier Zylinder hat, aber das hält sich in angenehmen Grenzen. Auch dieser Motor ist einer von der durchzugsstarken Sorte, immerhin kommt er auf 430 Nm bei 1.750/min. Ein Vorteil, den er verbuchen kann: Beim Einlenken ist ihm anzumerken, dass er mit 1775 kg rund 100 kg leichter ist als seine stärkeren Brüder. Leichtgewicht im Bunde ist die (von mir nicht getestete) Version mit manuellem Sechsganggetriebe und Heckantrieb: 1665 kg. Sie ist auch Verbrauchskaiser mit nur 4,9 l/100 km.

Ein SUV muss natürlich auch ein wenig fürs Gelände taugen, auch wenn es sich tatsächlich nicht allzu oft abseits befestigter Straßen finden wird. Auch hier gibt sich der Jaguar keine Blöße. Mit 21 cm Bodenfreiheit und einem hervorragenden variablen Allradantrieb ausgestattet (bis zu 100% der Kraft an eine Achse) hat er mich auf Abwegen nicht im Stich gelassen. Kein Wunder, schließlich hat Jaguar mit Land Rover diesbezüglich echte Kompetenz im Haus.

3. Das Design
Auch optisch steckt viel F-Type im F-Pace, von der Schulterlinie bis hin zu den Heckleuchten. Vor allem schaut das Jaguar-SUV aber schon im Stand sehr schnell aus. Zwei der Designkniffe, die das bewirken sollen: Die Fahrgastzelle ist ein Stück weiter hinten angesiedelt als üblich, außerdem ist der hintere Überhang länger als der (sehr knappe) vordere. Auf der Hand liegt die leicht ansteigende Schulterlinie sowie die coupéartig leicht abfallende Dachlinie, die im Dachspoiler ausläuft.

Die Scheinwerfer sind aggressiv dreinblickende LED-Schlitze, die sich bis fast an die Radhäuser hinausziehen. Diese sind immens groß gestaltet - was angesichts des Raddurchmessers von über 76 cm auch notwendig ist. Die geschmiedeten Leichtmetallfelgen haben ein Format von bis zu 22 Zoll - einzigartig in der Klasse - und weisen trotzdem so hohe Reifenflanken auf, dass sie nicht völlig unkomfortabel abrollen und auch nicht an jedem Mini-Randstein Schaden nehmen.

Sehr erfrischend für Connaisseure feiner Details ist, dass es richtige Auspuffendrohre sind, die da hinten rausstehen. Das ist inzwischen nicht mehr bei allen Herstellern so, Blenden und Attrappen stehen teilweise hoch im Kurs. Im täglichen Gebrauch wesentlicher ist jedoch, dass der Jaguar F-Pace an einer anderen Stelle nicht nervt: Die A-Säule ist so gut platziert und so schmal, dass sie auch bei der schnellen Jagd über Kurvenstrecken praktisch nicht den Blick einschränkt.

4. Der Innenraum
Im Innenraum ist Schluss mit der Hommage an den F-Type, auch ansonsten wird hier nicht gespielt: Die Lüftungsdüsen klappen nicht aus, sondern sind einfach da. Unvermeidlich ist allerdings der Automatik-Drehregler, der aus der Versenkung auftaucht (okay, außer mit Schaltgetriebe). Das Design ist reduziert elegant, die Materialien erfüllen jeden Premiumanspruch.

In Sachen Bedienung hat sich Jaguar Schritt für Schritt weiterentwickelt. So gibt es jetzt wieder echte Regler für Klimaanlage und Sitzheizung/-lüftung, statt alles über den Touchscreen bedienen zu müssen. Noch nicht zur Ideallösung gefunden hat Jaguar, was die Positionierung der Memory-Funktion für die Sitze (14-fach verstellbar) und der Fensterheber betrifft. Ersteres ist auch hier zu prominent angebracht, Zweiteres immerhin nicht mehr völlig unsinnig. Die Lenkradverstellung befindet sich ungewöhnlicherweise rechts, dort wo man bei anderen Autos das Zündschloss findet, was aber gar nicht unpraktisch ist. Im Gegensatz zur Mittelkonsole, die ein wenig zu ausladend ist. Da wäre weniger mehr.

Hinten ist richtig viel Platz, sogar mit Glas-Panorama-Schiebedach reicht die Kopffreiheit auch für große Menschen - obwohl das Sitzniveau der Rücksitze zugunsten einer besseren Sicht leicht angehoben wurde. Auch Ein- und Ausstieg funktionieren deutlich besser als in XE und XF und man fühlt sich auch auf längeren Fahrten hinten wohl.

5. Das Praktische
Neben Dynamik und Eleganz war den Verantwortlichen bei Jaguar auch besonders wichtig, dass der F-Pace ein sehr praktisches Auto wird. Das fängt bei beachtlichen 650 Liter Kofferraumvolumen an und geht bei der fast ebenen Ladefläche weiter, wenn man die Rücklehnen umgelegt hat - was vom Kofferraum aus passiert. In dem Fall ist dann Platz für 1740 Liter Gepäck. Die Klappe öffnet sich auf Wunsch per Fußkick.

Mitgerechnet ist der Raum unter dem Ladeboden. Bestellt man ein (ziemlich großes) Notrad mit, schleppt man sehr viel Reifen mit und muss dafür auf 142 Liter Volumen verzichten.

Ein sehr praktisches Detail: Ein (bis 20 m wasserdichtes) Kunststoffarmband (400 Euro Aufpreis) ersetzt den Autoschlüssel, wenn man zum Beispiel baden oder surfen gehen will. Diesen lässt man einfach im Auto, mit dem Armband ver- und entriegelt man an der Heckklappe das Fahrzeug:

6. Das Navinfotainment
Jahrelang kämpften Kunden bei Jaguar und Land Rover mit altbackenen, langsamen Infotainmentsystemen. Offenbar haben die Briten all die Jahre an einer Lösung des Problems gearbeitet, genauer gesagt inhouse ein völlig neues System entwickelt. Es heißt In Control Touch Pro, ist gegen Aufpreis erhältlich (je nach Ausbaustufe bis zu 5000 Euro) und ist eine Art Eier legende Wollmilchsau. Die Hardware besteht aus einem Vierkern-Prozessor mit 4 GB Arbeitsspeicher und einer 100-GB-Festplatte, sowie einem extrem responsiven 10,2"-Touchscreen.

Dazu kommt noch ein 12,3" großer Bildschirm statt der klassischen Armaturentafel. Dort kann man sich dann unter anderem auch die komplette Navi-Karte anzeigen lassen.

Exemplarisch einige Features: Gibt man ein Ziel ein, kann man sich die dortige Umgebung per Rundumsicht darstellen lassen (ähnlich wie Google Street View; wird derzeit weiter ausgebaut, geht noch nicht überall). Das lernfähige Navi erkennt automatisch, dass ich z.B. in die Arbeit fahre, und schlägt eine andere als die übliche Route vor, falls unverhofft Stau ist - ohne dass ich vorher ein Ziel eingegeben habe. Auf Wunsch informiert es Menschen am Zielort über die voraussichtliche Ankunftszeit und aktualisiert sie bei Bedarf.

Apps und was es sonst noch braucht sind auch dabei - es würde den Rahmen sprengen, auf weitere Details einzugehen.

7. Das Besondere
Jaguar hat in den vergangenen Jahren die Marke neu erfunden. Das Barocke, das Plaid-Britische ist einer sportlichen Straffheit mit klaren Linien und scharfen Konturen gewichen. Die ganze Marke ist so neu, dass es nicht einmal irritiert, dass es von Jaguar erstmals ein SUV gibt. Im Gegenteil, es unterstreicht sogar den neuen Weg. Der Erfolg gibt dem Hersteller schon jetzt Recht, innerhalb einer Woche gab es bereits 11.000 Vorbestellungen von Leuten, die noch keinen Meter mit dem F-Pace gefahren sind. Sie werden nicht enttäuscht sein. Der F-Pace wird ein vergleichbarer Veraufszahlenbooster für Jaguar wie der Range Rover Evoque für Land Rover. In Coventry erwarten sie, dass 90 Prozent der Käufer vorher eine andere Marke gefahren haben.

Der Jaguar F-Pace ist eine hervorragende Alternative zu den etablierten Konkurrenten von Audi, BMW, Mercedes oder Porsche, ohne dass man sich dieses Anderssein mit Schrulligkeit erkaufen muss. Der F-Pace beherrscht praktisch alles, was die Konkurrenz kann, vom Notbrems-Assistenten mit Fußgängererkennung bis zum Stauassistenten. Darüber hinaus hat er zusätzliche elektronische Traktionshilfen wie "Adaptive Surface Response". Seine Aluminium-Leichtbau-Architektur ist wegweisend, erst recht durch die extensive Verwendung von Recycling-Alu.

Und auch die Preise sprechen für den Briten ohne Vorgänger. Bei 44.850 fängt der Spaß an, für den Sechszylinder-Diesel werden jedoch bereits mindestens fast 20.000 Euro mehr fällig (inkl. Allrad und Automatik). Und in Ausstattung kann man dann auch noch ein Vermögen investieren. Aber da nehmen sich die Konkurrenten nichts. Sehr empfehlenswert ist die auf europaweit auf 700 Exemplare limitierte "First Edition" (ab 89.400 Euro), die jedoch schon fast ausverkauft ist. Immer mit dabei: drei Jahre Garantie ohne Kilometerbegrenzung inklusive Service und Mobilität.

Unterm Strich
Auch wenn der Jaguar F-Pace der wohl erfolgreichste Jaguar der Neuzeit wird, bleibt er sicher in Stückzahlen betrachtet eher ein exklusives Fahrzeug. Mehr als jeder Konkurrent. Und er zeugt von richtig gutem Geschmack.

Warum?

  • Durch und durch gelungener neuer Konkurrent für das Establishment
  • Hervorragende Motoren, Top-Fahreigenschaften

Warum nicht?

  • Flimmerndes Head-up-Display
  • Tank fasst nur 60 bis 66 Liter

Oder vielleicht …

… Porsche Macan, BMW X3/X4, Audi Q5, Mercedes GLC, Volvo XC60

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(Bild: kmm)



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