Deutsche Studie

Konzernchefs reden bei Treffen häufig Kauderwelsch

Wirtschaft
12.05.2015 14:02
Schon einmal von Betriebsunterbrechungsversicherungen oder von der 300-Millimeter-Dünnwafer-Technologie gehört? Wenn Vorstandschefs auf Hauptversammlungen eine Rede halten, dürfte so mancher Aktionär nur Bahnhof verstehen. Denn so manche Spitzenmanager von großen, im wichtigsten deutschen Aktienindex DAX gelisteten Unternehmen verzapfen einer am Dienstag veröffentlichten Studie zufolge bei Aktionärstreffen häufig unverständliches Zeug.

Vor allem Schachtelsätze, Fremdwörter oder abstrakte Begriffe machen es Zuhörern von Hauptversammlung häufig schwierig, dem Gesagten inhaltlich zu folgen. Allerdings gibt es unter den Vorstandschefs deutliche Unterschiede. VW-Boss Martin Winterkorn und Commerzbank-Chef Martin Blessing redeten auf den bisherigen Hauptversammlungen 2015 demnach so klar wie sonst kein anderer Spitzenmanager. Ex-Allianz-Chef Michael Diekmann bildete unter anderem wegen seiner Schachtelsätze das sprachliche Schlusslicht. Für ihn war es die Abschiedsrede: Er hatte sich auf der jüngsten Hauptversammlung nach zwölf Jahren an der Spitze von der Versicherung verabschiedet.

Für die Studie werteten Kommunikationswissenschaftler der Universität Hohenheim in Stuttgart die Reden der DAX-Vorstandschefs auf den jüngsten Hauptversammlungen aus. Allerdings haben 2015 noch nicht alle DAX-Konzerne ihre Aktionärstreffen abgehalten.

Auswertung mit spezieller Klartext-Software
Die Forscher nutzten für ihre Analyse eine spezielle Software, die unter anderem die Länge der Sätze und den Anteil der Fremdwörter untersucht. Der Verständlichkeitsindex reicht demnach von 0 (formal unverständlich) bis 20 (formal sehr verständlich). Blessing und Winterkorn kamen dabei je auf 17,2 Punkte, Diekmann schaffte nur 8,4.

Im Schnitt kamen die DAX-Bosse 2015 durchschnittlich auf 13,1 Verständlichkeitspunkte - im gesamten Vorjahr waren es lediglich 12,3. Die Reden der Konzernbosse werden demnach also zwar etwas verständlicher, doch auch zuletzt stießen die Wissenschaftler noch auf Wortungetüme wie "Fixed Index Annuities", "adverse Einflüsse" oder "Anarbeitungskapazitäten".

Siemens-Chef Kaeser liebt Schachtelsätze
Einen besonders langen Satz fanden sie mit 46 Wörtern im Redetext von Siemens-Chef Joe Kaeser (Bild). Der lautete so: "Wir sind bei der Installation der HGÜ-Plattform in der Nordsee deutlich vorangekommen und konnten die gemachten Erfahrungen dazu nutzen, Neuaufträge mit deutlich verbesserten Rahmenbedingungen zu landen, beispielsweise bei 'Borwin 3' mit einem Auftragsvolumen von fast einer Milliarde Euro für das Konsortium, an dem Siemens beteiligt ist." Insgesamt belegte Kaeser in puncto Verständlichkeit mit 12,2 Punkten den fünftletzten Platz.

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