"Terroristen"-Tweet

Sloweniens Ex-Premier schwärzt Reporter bei CIA an

Ausland
29.01.2015 15:12
Ex-Premier Janez Jansa sorgt mit seiner Twitter-Aktivität wieder einmal für Aufregung in Slowenien. Der wegen Korruption verurteilte Oppositionsführer schrieb auf seinem Account - adressiert an den US-Geheimdienst CIA und das israelische Außenministerium - über einen Fernsehreporter, der über angebliche Verbindungen zwischen Neonazis und Jansas Demokratischer Partei berichtet hatte: "Seid aufmerksam auf den potenziellen Terroristen Erik Valencic."

Der Nachricht fügte er drei Fotos von dem Journalisten hinzu. Auf einem posiert Valencic mit einen Maschinengewehr auf dem Schoß (kl. Bild), auf einem anderen trägt er ein T-Shirt mit der Abbildung des getöteten Al-Kaida-Führers Osama bin Laden.

Valencic spricht von "klassischer Ablenkungstaktik"
Als eine "klassische Ablenkungstaktik" bezeichnete Valencic den Tweet des Ex-Premiers, der mit Ermittlungen gegen den Fernsehreporter zusammenfalle. Am Mittwoch wurde Valencic nämlich von der Staatsanwaltschaft wegen des Vorwurfs vernommen, im Vorjahr in einem Dokumentarfilm über slowenische Rechtsextreme vertrauliche Staatsinformationen veröffentlicht zu haben. In der Doku hatte er auch über angebliche Verbindungen zwischen der Demokratischen Partei und Neonazis berichtet. Die Partei hat diese Behauptungen zurückgewiesen.

Protest gegen die Twitter-Botschaft des konservativen Oppositionsführers legte am Donnerstag der slowenische Journalistenverband ein. Sein Schreiben überschreite demnach "alle Grenzen einer würdigen, akzeptablen und anständigen öffentlichen Kommunikation". Die Twitter-Gemeinschaft reagierte mit Satire: Ein Foto von Jansa, einst auch slowenischer Verteidigungsminister, der mit einem tragbaren Raketenwerfer zielt, wurde ebenfalls mit der Warnung vor einem potenziellen Terroristen versehen.

Tweet könnte noch unangenehme Folgen haben
Experten warnen allerdings, dass diese Späße nicht ganz ungefährlich seien. Der Tweet könnte auch unangenehme Folgen für den Journalisten haben, hieß es. Damit sei nicht zu scherzen, mahnte etwa der niederländische Experte für Internetsicherheit, Arjen Kamphuis. "Solche Bezeichnungen werden von den US-Sicherheitsdiensten in ihren Systemen gesammelt, und wenn der Journalist das nächste Mal in die USA einreisen möchte, wird er wahrscheinlich aus der Wartereihe ausgemustert und gründlich überprüft werden", so Kamphuis.

Valencic, Journalist des öffentlich-rechtlichen Senders TV Slovenija, war unter anderem Mitarbeiter der linksgerichteten Wochenzeitschrift "Mladina" und des Radiosenders "Radio Student". In den vergangenen Jahren berichtete er aus verschiedenen Kriegsgebieten, darunter aus dem Irak und aus Syrien. Im Irak sei 2006 in der Lobby eines Hotels auch das Foto mit dem Maschinengewehr entstanden, erklärte Valencic. Nach zwei Aufenthalten in Gaza erschien 2011 sein Buch "Belagerung von Gaza: Das Töten des palästinischen Volkes". Sein erster Einreiseversuch nach Gaza war 2004 durch die israelischen Behörden verhindert worden - er bekam für zehn Jahre ein Einreiseverbot...

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