1,6 Mrd. € Schaden

Industriespionage: Jede zweite Firma ist betroffen

Wirtschaft
21.07.2014 16:45
Nachdem die "Krone" den Spionage-Angriff gegen Siemens und deren Straßenbahn-Baupläne aufgedeckt hat, atmet man beim Elektronik-Riesen auf, da jener Mitarbeiter, bei dem der Bestechungsversuch erfolgte, diesen sofort gemeldet hat. Gleichzeitig belegt eine brandaktuelle Studie, dass Industriespionage in Österreich pro Jahr den gigantischen Schaden von 1,6 Milliarden Euro anrichtet.

"Gott sei Dank hat unser Mitarbeiter gewusst, was zu tun ist, und sofort Anzeige erstattet", bestätigte Konzernsprecher Walter Sattelberger den Bestechungsversuch des ehemaligen Siemens-Mitarbeiters, der im Herbst geheimste Baupläne der Niederflur-Straßenbahn ULF von einem Ex-Kollegen kaufen wollte. Doch da das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) rasch ermittelte, blieb man bei der größten Elektro-Schmiede Österreichs trotz des kriminellen Angriffs von außen ruhig.

Wie gefährlich und oft auch existenzgefährdend Industriespionage ist, zeigt die Studie der Sicherheitsberatungsfirma Corporate Trust: Jedes zweite österreichische Unternehmen erlebte in den vergangenen zwei Jahren einen Spionageangriff bzw. Verdachtsfall von Spionage. 75 Prozent der 1.396 befragten Unternehmen erlitten finanziellen Schaden, insgesamt ergibt sich eine Summe von 1,6 Milliarden Euro.

Agententhriller um Infos über Kampfhubschrauber
Für internationalen Wirbel sorgte zuletzt der Agentenkrimi um den deutsch-französischen Kampfhubschrauber "Tiger". Neben einem Russen stand ein österreichischer Unteroffizier unter Verdacht, Infos über den Heereshelikopter an Russland verscherbelt zu haben.
"Wirtschafts- und Industriespionage bedrohen kurzfristig die Existenz eines Unternehmens und langfristig die ökonomische, gesellschaftliche und politische Sicherheit eines Staates", warnt deshalb auch BVT-Direktor Peter Gridling.

Das Doppelleben des "Siemens-Spions"
Nach dem Auffliegen des mutmaßlichen Spionage-Angriffs auf Siemens Österreich liefert nun ein Insider des Weltkonzerns gegenüber der "Krone" weitere Details zum Verdächtigen. Der gebürtige Chinese war als Kind ausgewandert, hatte dann die renommierte HTL in Mödling besucht und später den Diplom-Ingenieur an einer Fachhochschule gemacht.

Anfänglich als Dolmetscher angestellt, stieg der 38-Jährige rasch auf der Karriereleiter nach oben und war dann als Verkaufsmanager für die Schienenfahrzeugsparte oft in Asien unterwegs. Trotzdem stand der Mitarbeiter immer unter Beobachtung des internen Sicherheitsdienstes. Nach einem Eklat wurde das Arbeitsverhältnis beendet.

Kurz darauf soll der Ex-Mitarbeiter seinem Nachfolger in einem Wiener Lokal Geld für Betriebsgeheimnisse über die ULF-Straßenbahn geboten haben. Dieser schlug dann sofort Alarm. Am Montag platzte in dem brisanten Fall aber schon die nächste Bombe: Nur wenige Tage nach dem belastenden Endbericht des BVT stellte die Staatsanwaltschaft Wien jetzt das Verfahren ein. Siemens könne ja privat klagen.

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