Doch ganz so einseitig ist die Sache nicht: So sind Banken, Versicherungen und Handelsunternehmen groß in Osteuropa eingestiegen, und einige mussten dort kräftig Federn lassen. Arbeitsplätze in Österreich wurden dadurch aber kaum gefährdet.
OeNB-Experte: "Auslagerung ist nicht das Schlimmste"
Das gilt auch für Industrie-Investitionen. "Eine reine Auslagerung ist nicht das Schlimmste per se. Es gibt einen Wettbewerb quer über die Welt. Wichtig ist, dass die Headquarter in Österreich bleiben, das schafft hier indirekt Jobs bei den Dienstleistungen. Und könnte man nicht im Ausland billiger produzieren, wäre bei manchen Unternehmen auch der Hauptstandort in Österreich in Gefahr", erläutert Johannes Turner, Statistik-Chef der Oesterreichischen Nationalbank. AT&S (Leiterplatten) oder Semperit (chirurgische Handschuhe) gäbe es ohne das große Engagement in Fernost vielleicht gar nicht mehr, aber so sind die Weltmarktführer.
Voestalpine-Werk nur in den USA möglich
Heikler wird es, wenn etwa die Voestalpine praktisch nur noch im Ausland investiert, weil sich manche Produktion in Österreich gar nicht mehr lohnen würde. Das neue Werk in den USA um 550 Millionen Euro gibt es nur dort oder gar nicht.
Verunsicherung am Standort Österreich
Womit die heimische Standortqualität entscheidend wird. Turner: "Die aktuellen Zahlen sind nicht schlecht, aber diese Saat ist viel früher gesät worden." In Österreich tendiert die Investitionsquote der Betriebe gegen null. An einer Kreditklemme liegt es nicht, denn die vorhandenen 54 Milliarden Euro an liquiden Betriebsmitteln reichten üblicherweise für fünf Quartale. Aber um die einzusetzen, müsste Glauben an den Standort statt Verunsicherung vorherrschen.
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