Elektro-Trick-Roller

BMW C evolution: Viel mehr drin, als draufsteht

Motor
12.05.2014 14:02

Wie ein grün-weißer Blitz pfeift BMWs erster Elektroroller, der C evolution, durch die Stadt und darüber hinaus - und bietet deutlich mehr, als draufsteht: Der spritzige Stromer ist quasi als 125er zugelassen, also mit 11 kW. Tatsächlich sind es aber, wenn's drauf ankommt, 35 kW/48 PS, und damit lässt er an der Ampel so ziemlich alles stehen.

(Bild: kmm)

Es ist vor allem das fette Drehmoment von 72 Nm, das praktisch aus dem Stand abgerufen werden kann, völlig entspannt und ohne röhrenden Auspuff. Das Fahrgeräusch ist zwar nicht gerade sexy, aber ab etwa 40 km/h geht der leise Straßenbahnsound ohnehin im Fahrtwind unter.

Immer im Fluss
Am Display (aus dem BMW i3) kann man mitverfolgen, wie viel Leistung gerade abgezapft - oder nachgeladen wird, denn der C evolution rekuperiert, sobald man vom Gas geht. Wie viel Energie zurückfließt, d.h. also wie stark die Bremswirkung dabei ist, hängt vom (per Knopfdruck am Lenker) gewählten Fahrmodus ab. Deren gibt es vier. Der spannendste ist sicherlich "Dynamic": Hier reagiert der Roller am schärfsten auf den Dreh am Griff und rekuperiert auch am stärksten. Im Modus "Sail" wird nur rekuperiert, wenn man an einem der beiden Bremsgriffe zieht, damit man antriebslos dahingleiten kann. Dazwischen gibt es noch "Road" und "Eco Pro". Die abrufbare Leistung ist immer die gleiche, sie wird nur unterschiedlich direkt ausgeliefert.

Apropos Leistung: Die Dauerleistung beträgt tatsächlich 11 kW/15 PS, kurzzeitig stehen bis zu 35 kW/48 PS zur Verfügung. Konkret sieht das so aus, dass diese volle Power "bei voller Beschleunigung" abgerufen wird, aber nur bis 80 km/h. Darüber lässt der Zug nach vorne also nach. Zu jeder Zeit surft man aber auf der ungebremsten 72-Nm-Drehmomentwelle.

Erster elektrisch konzipierter E-Roller
Auch wenn der C evolution so aussieht: Mit seinen Benzinbrüdern C600 Sport und C650 hat er kaum etwas gemein - lediglich Räder, Gabel und Bremsen wurden übernommen. Der Grund ist, dass der Elektroroller kein elektrifizierter Benzin-Scooter ist, sondern als Elektriker konzipiert wurde. Alles baut sich um den Alukasten herum, der Akkus und Elektronik enthält; an ihm sind Lenkkopf und Einarmschwinge samt Elektromotor befestigt. Verwindungssteifer geht es nicht. Und der Schwerpunkt liegt dadurch auch angenehm tief.

Das Fahrverhalten ist absolut vertrauenerweckend, das Fahrwerk ist straff genug, ohne auf holprigen Straßen unangenehm zu werden. Die 264 kg (übrigens auf dem Niveau der beiden anderen BMW-Roller) fallen beim Fahren nicht auf, der C evolution lässt sich sehr handlich bewegen. Beim Durchwurschteln im Stau stören nur die ausladenden, aber sehr stylischen Rückspiegel, die jedoch einen erstklassigen Blick nach hinten bieten. ABS ist serienmäßig, ebenso ASR, was bei dem hohen Drehmoment eine echte Sicherheitsreserve ist. Ungewöhnlich: Sogar ein Rückwärtsgang ist vorhanden. Solange man auf Knopf mit dem "R" gedrückt hält, bewegt man sich rückwärts, wenn man am Griff dreht.

Realistische Reichweitenangaben
Die Reichweite gibt BMW mit 100 Kilometer an, was sich bei einer ersten Testfahrt als absolut alltagsrealistisch erwies. Wer sparsam fährt, kommt auch locker weiter. Akkus und Elektronik stammen aus dem BMW i3 (drei Batterieelemente im Roller, neun sind es im i3). Anders als im Elektroauto sind sie im Zweirad aber nicht flüssigkeitsgekühlt, weshalb BMW auch nur fünf statt acht Jahre Garantie gibt (bis 50.000 Kilometer). Sind die Batterien (6,3 kWh nutzbar) leer, dauert es an der Haushaltssteckdose je nach Absicherung drei bis vier Stunden für die Vollladung.

Die Sitzposition ist relativ hoch, auch große Fahrer haben gut Platz für ihre Beine. Unter dem bequemen Sitz befindet sich ein Fach für einen Integralhelm, mehr haben die Konstrukteure nicht unterbringen können. Der Windschutz ist bestenfalls als mäßig zu bezeichnen, weil der Windschild zu flach ist. Wer öfter außerhalb der Stadt unterwegs ist, findet aber einen höheren im Zubehörprogramm. Käufer können jede Farbe bestellen, solange es sich um weiß/grün handelt. Schade ist, dass BMW keine Zulassung für eine Innenbeleuchtung dieses grünen Elements bekommen hat. So bleibt als futuristisches Lichtelement das Bikinistrich-artige LED-Tagfahrlicht.

Der BMW C evolution ist nicht nur etwas für Freunde der Elektromobilität und Groß-SUV-Besitzer, die ihr Umweltgewissen beruhigen wollen, sondern auch für Menschen, die gerne Motorrad-Performance hätten, aber nur eine 125er fahren dürfen, also B-Führerschein-Besitzer, die mit sechs Fahrstunden (Code B 111) die 125er-Fahrerlaubnis erlangen oder Sechzehnjährige mit A1-Schein und reichen Eltern. Denn die leise Beschleunigungsorgie hat ihren Preis: 15.400 Euro.

Warum?

  • Fantastische Motorleistung
  • Absolut ausgereiftes Fahrzeug

Warum nicht?

  • Hoher Kaufpreis

Oder vielleicht …

… doch einen der beiden Benzinbrüder.

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(Bild: kmm)



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