Neue Attacken auf ÖVP

Kickl: „Habe vielleicht einen Fehler gemacht …“

Innenpolitik
08.09.2025 21:18

Finale der ORF-Sommergespräche: Bei Klaus Webhofer war am Montagabend Herbert Kickl zu Gast. Der Chef der stimmenstärksten Partei zeigte sich bestens erholt und gewohnt angriffslustig. Bezüglich der gescheiterten Koalitionsverhandlungen im Februar schob er den Schwarzen Peter der Volkspartei zu.

Lange hatte er sich in den Medien rar gemacht, nun stellte sich Kickl dem ORF-Sommergespräch. Warum er kaum Interviews gebe, wollte Moderator Klaus Webhofer gleich zu Beginn wissen. Antwort Kickls: „Man muss nicht in jede TV-Kamera hineinlachen.“

Fotoserie des letzten ORF-Sommergesprächs mit FPÖ-Chef Herbert Kickl:

Bei Klaus Webhofer war FPÖ-Chef Herbert Kickl zu Gast.
Bei Klaus Webhofer war FPÖ-Chef Herbert Kickl zu Gast.(Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)
(Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)
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(Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)

In einem Jahr tiefgreifender politischer Umbrüche stand Kickl kurz davor, als erster FPÖ-Politiker das Amt des Bundeskanzlers zu übernehmen. Doch nach dem Scheitern der Regierungsverhandlungen mit der ÖVP am 12. Februar blieb der Chef der mittlerweile stärksten Parlamentspartei in Opposition. Kickl betonte, in den Verhandlungen kompromissbereit gewesen zu sein.

„Ich habe gedacht, die ÖVP meint es ernst mit der Veränderung“
Er habe sich allerdings eine Umwandlung des Systems gewünscht, eine „Hinwendung zur eigenen Bevölkerung“. Doch dies hätte aus seiner Sicht in den Koalitionsgesprächen nicht geklappt. ÖVP-Obmann Christian Stocker hätte eher den Eindruck vermittelt, sich selbst dienen zu wollen – „und nicht dem Land“. Und in Richtung Volkspartei kritisierte Kickl weiters: „Ich habe gedacht, die ÖVP meint es ernst mit der Veränderung.“ Und fügte hinzu: „Vielleicht habe ich einen Fehler dahingehend gemacht, dass ich der ÖVP nachgegeben habe, bei dem Wunsch, bevor wir die Inhalte fertig verhandeln,  über die Posten zu reden. Das war das große Begehren der ÖVP.“

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Vielleicht habe ich einen Fehler dahingehend gemacht, dass ich der ÖVP nachgegeben habe, bei dem Wunsch, bevor wir die Inhalte fertig verhandeln, über die Posten zu reden. Das war das große Begehren der ÖVP.

FPÖ-Chef Herbert Kickl

Teuerung, Inflation und Wirtschaftskrise bildeten die nächsten Themenblöcke. Laut Kickl sei eine der Hauptursachen der Inflation „die Kriminalisierung von CO2“.

„Wir brauchen einen Umbau in den wesentlichen Bereichen des Staates“, antwortete Kickl auf die Frage, wie das Land aus der wirtschaftlichen Krise geführt werden soll. Dafür brauche es jedoch Vertrauen und Glaubwürdigkeit, doch das habe die Bevölkerung nicht in diese Bundesregierung, so Kickl.

Kickl: Ausstieg aus Sky Shield und Reduzierung der EU-Netto-Beiträge
Er wünscht sich „Entlastungsmaßnahmen“, die die Bevölkerung auch tatsächlich erreichen. Auch Unternehmer würden mehr Luft zum Atmen brauchen. Als „Erste-Hilfe-Maßnahmen“ kann sich der blaue Parteichef vorstellen, „beim Strompreis etwas“ zu tun, dasselbe gelte für die Lebensmittel. Zur Gegenfinanzierung nannte Kickl erneut den Ausstieg aus Sky Shield und forderte eine Reduzierung der EU-Netto-Beiträge.

„Pensionisten wird in die Tasche gegriffen“
Kickl übte auch Kritik daran, dass den Pensionisten „in die Tasche“ gegriffen werde, für EU-Beitrag, Ukraine-Hilfe und Asyl-Zahlungen aber sei seitens der Bundesregierung Geld vorhanden. Den Plan der Regierung, die Pensionen unter 2,7 Prozent zu erhöhen, bezeichnete der FPÖ-Chef als „glatte Pensionskürzung“. Die Politiker sollten sich – inkognito – einmal in ein Lebensmittelgeschäft trauen. „Aderlass bei den Pensionisten, aber Millionen für Burkina Faso“, spitzte Kickl zu.

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Die Menschen sehen, dass das, was notwendig wäre, die großen Weichenstellungen, nicht in Angriff genommen wird. 

Herbert Kickl

Die Wirtschaftskrise sei für Kickl in erster Linie eine Vertrauenskrise. „Die Menschen sehen, dass das, was notwendig wäre, die großen Weichenstellungen, nicht in Angriff genommen wird.“ Vor allem die Förderungen müssten laut Kickl auf Vor-Corona-Niveau zurückgeschraubt werden. „Das würde fünf bis sechs Milliarden sparen.“

Kickl für billigeres Gas
Soll Österreich Gas aus Russland beziehen? Kickl wich aus, ließ aber eine Richtung erkennen: „Wenn wir Gas brauchen – etwa für die Hightech-Kunststoffindustrie – dann müssen wir es da herholen, wo es billiger ist.“ Insgesamt müsse man aber weg von der „Kriminalisierung des CO2“. Erneuerbare Energien ausbauen ja, aber nicht um jeden Preis ...

„Viele Köche verderben den Brei“, attestierte Kickl dem Gesundheitssystem Reformbedarf. „Straffer und effizienter“, müsse es werden. Wer zuständig sein soll, der Bund oder die Länder? „Fragen wir doch die Bürger.“

FPÖ-Chef will nicht Kärntner Landeshauptmann werden
Im wahlfreien Jahr 2026 will Kickl „europäische Allianzen schmieden“, sich unter anderem mit Italiens Giorgia Meloni treffen. Einmal mehr versicherte der blaue Frontmann, nicht in seinem Heimat-Bundesland Kärnten als Landeshauptmann-Kandidat antreten zu wollen. Er habe ein Versprechen gegeben, im Bund alles für einen Systemwechsel zu tun: „Zu diesem Wort stehe ich.“ Zuerst nach Kärnten zu gehen und es von dort aus noch einmal bei der Nationalratswahl zu versuchen, lehnte er ab. Man solle „nicht mit einem Hintern auf mehreren Kirtagen herumtanzen“.

Spannend wird sein, ob Kickl seinem Ruf als quotenstarker Interviewgast gerecht geworden ist. Das Ergebnis wird erst am Dienstag bekannt.

Bis zu 576.000 sahen Stocker – lockt Kickl mehr Zuschauer an?
Durchschnittlich 531.000 Personen sahen das „Sommergespräch“ am vergangenen Montag mit Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP). Das entspreche laut ORF-Aussendung einem Marktanteil von 23 Prozent. Bei Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) waren es durchschnittlich 456.000, bei Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) durchschnittlich bis zu 476.000 Zuseher. Bei Grünen-Chefin Leonore Gewessler sahen durchschnittlich 464.000 zu.

Kickl kam im vergangenen Jahr (von Startplatz drei) mit 933.000 Zuschauern als einziger in die Top Ten der meistgesehenen „Sommergespräche“ aller Zeiten. Dort belegt er aktuell drei Plätze – nur Heinz-Christian Strache, seinen Vorgänger an der blauen Parteispitze, hat Kickl bisher quotentechnisch nicht eingeholt.

Nur Kurz und Strache knackten bisher die Millionen-Marke
In den Top Ten der quotenstärksten „Sommergespräche“ liegt derzeit der damalige ÖVP-Chef Sebastian Kurz gleich auf den Plätzen eins und zwei mit seinen Interviews 2017 (1,073 Millionen) und 2019 (1,024 Mio.), dahinter Strache aus 2015 (1,007 Mio.). Dahinter noch einmal Kurz 2021 (944.000) und Ex-Kanzler Christian Kern (SPÖ) 2017 (943.000), dann kommt Kickl mit seinem bisher meistgesehenen „Sommergespräch“ aus dem Jahr 2024.

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