Nach Pandemie-Tief

Österreicher vertrauen wieder in die Wissenschaft

Wissenschaft
19.12.2025 14:00

ÖAW-Studie: Die Bevölkerung steht wieder hinter Forschern und Forschungsfreiheit. Das Vertrauen in die Wissenschaft wächst, aber die Skepsis bleibt bei politischem Einfluss.

Österreich glaubt wieder an die Wissenschaft. Fast drei von vier Menschen im Land (74 Prozent) haben starkes oder sehr starkes Vertrauen in Forschung und Wissenschaft. Das zeigt das aktuelle Wissenschaftsbarometer der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Der Trend ist eindeutig: Seit 2022 steigt das Vertrauen kontinuierlich an. Damit erreicht der Wert einen Höchststand seit Beginn der Erhebungen – und liegt deutlich über jenem in Deutschland und der Schweiz.

Im internationalen Vergleich liegt Österreich damit klar vorne. Während hierzulande fast drei Viertel der Bevölkerung der Wissenschaft vertrauen, sind es in Deutschland nur etwas mehr als die Hälfte (55 Prozent) und in der Schweiz rund sechs von zehn. Auch das Interesse an Wissenschaft im Allgemeinen ist in Österreich im Ländervergleich besonders hoch.

Vertrauen in Wissenschaft weit vor Kirche und Regierung
Nach den teils hitzigen Debatten rund um die Corona-Pandemie scheint sich das Verhältnis vieler Menschen zur Wissenschaft weiter stabilisiert zu haben. Besonders groß ist das Vertrauen in die heimischen Forschungseinrichtungen. Mehr als acht von zehn Befragten vertrauen Universitäten und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Damit liegen sie sogar vor klassischen staatlichen Institutionen wie Polizei, Bundesheer oder Volksanwaltschaft.

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Österreich ist deutlich besser als sein Ruf. Das Vertrauen in die Wissenschaft, in die Forschenden und in Forschungseinrichtungen sind hoch.

ÖAW-Präsident Heinz Faßmann

Besonders brisant: 61 Prozent (!) vertrauen der Regierung nicht. Damit liegt sie nur knapp vor der Kirche (64 Prozent). Wissenschaftsministerin Eva-Maria Holzleitner sieht Handlungsbedarf: „Wir müssen politische Entscheidungen erklären, um Vertrauen zu gewinnen.“ Für ÖAW-Präsident Heinz Faßmann sind die Ergebnisse ein starkes Signal: Österreich sei besser als sein oft kolportierter Ruf, betont er.

Ein weiteres zentrales Thema der Befragung ist die Freiheit der Wissenschaft. 83 Prozent der Österreicher halten sie für wichtig, und 77 Prozent sprechen sich dafür aus, dass auch zu gesellschaftlich umstrittene Themen wie Migration, die Klimakrise, Gentechnik oder Genderfragen geforscht werden soll. Gleichzeitig zeigt sich eine gewisse Skepsis: Nur 55 Prozent glauben, dass Forschende diese Freiheit in Österreich tatsächlich uneingeschränkt haben. Viele vermuten fehlende finanzielle Mittel oder politischen Druck als Hürden. 

Politik soll auf Wissenschaft hören
Klar ist für die Mehrheit jedenfalls: Forschung soll staatlich unterstützt werden. Rund 78 Prozent sprechen sich dafür aus, und immer mehr Menschen wünschen sich, dass politische Entscheidungen stärker auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Bundesministerin Holzleitner: „Wir wollen in politischen Entscheidungen künftig mehr auf die Wissenschaft hören“. Dabei ginge es vor allem um den Ausbau von „Science for Policy“, also dem Basieren politischer Entscheidungen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Große Zustimmung erhält außerdem der internationale Kurs der österreichischen Forschungspolitik. Rund zwei Drittel der Bevölkerung begrüßen Initiativen, mit denen Forschende aus den USA nach Österreich geholt werden sollen, etwa weil sie dort nicht mehr frei arbeiten können oder wollen. 

Für das Wissenschaftsbarometer 2025 wurden 1500 Personen ab 16 Jahren in Österreich vom Institut Gallup befragt – online und telefonisch. Die Erhebung fand im Oktober und November statt und gilt als repräsentativ für die österreichische Bevölkerung.

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