„Unverständlich“

Strom, Gas: Steigende Netzkosten erhitzen Gemüter

Tirol
19.12.2025 15:18

Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) hat die von der Regulierungsbehörde E-Control verordneten höheren Netzkosten für Strom und Gas bzw. das vorgesehene Aus für den vergünstigten Nachttarif scharf kritisiert. Das Vorgehen sei „nicht mehr nachvollziehbar“. Schützenhilfe kommt von der Arbeiterkammer und dem Energieversorger Tiwag.

Trotz der politischen Vorgaben auf Bundesebene, durch welche auch die Inflation eingedämmt werden solle, würden die Gebühren für Tirol nun deutlich erhöht werden, so Mattle am Freitag. Auf regionale Gegebenheiten werde keine Rücksicht genommen. „Den Ländern wurde jeglicher Entscheidungsspielraum genommen und die Entscheidung in eine unabhängige, weisungsfreie und zentralisierte Behörde ausgelagert.“

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Ein Drüberfahren aus Wien bringt uns bei der Energiewende aber keinen Schritt weiter.

LH Anton Mattle

„Ein Drüberfahren aus Wien bringt uns bei der Energiewende aber keinen Schritt weiter“, wurde Mattle in einer Aussendung zitiert: „Trotz der Entlastung durch die Senkung der Elektrizitätsabgabe und des Ökostromförderbeitrags, bleibt durch die Erhöhung der Netzkosten ein bitterer Nachgeschmack.“

AK und Tiwag fordern Übergangsfrist
Auch der Tiroler Arbeiterkammerpräsident Erwin Zangerl ortete einen „besonders unfreundlichen Akt aus Wien“ kurz vor Weihnachten. Dieser stürze viele Familien ins Dilemma. „Generell braucht es endlich die lang geforderte Neuaufteilung der Stromnetzkosten, um die Tiroler Haushalte zu entlasten, anstatt Jahr für Jahr weiter zu belasten“, forderte Zangerl.

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Dieser Vorstoß kurz vor Weihnachten ist ein besonders unfreundlicher Akt aus Wien und stürzt viele Familien ins Dilemma.

AK-Boss Erwin Zangerl

Dieser schlug ebenso wie der Vorstandsdirektor des landeseigenen Energieversorgers Tiwag, Michael Kraxner, indes eine zumindest fünfjährige Übergangsfrist vor, um für besonders betroffene Haushalte eine verlässliche und wirtschaftliche Alternative zu finden. Ohne eine entsprechende Übergangslösung werde man „jedenfalls weitere rechtliche Schritte einleiten“.

„Vorgehensweise nicht zumutbar“
Besonderen Bezug nahmen die drei Verantwortlichen dabei auf eine Siedlung im Tiroler Völs (Bezirk Innsbruck-Land). Seit den 1970er-Jahren dürften die Bewohnerinnen und Bewohner der Seesiedlung aufgrund raumordnungsrechtlicher Vorgaben ausschließlich elektrisch heizen. Nur durch den höheren Energieverbrauch in der Nacht in Verbindung mit dem Niedertarif sei der Heizbetrieb finanziell tragbar. Im Zuge der Novellierung drohten hier jetzt erhebliche Mehrkosten und das schon ab dem kommenden Jahr: „Aus verbraucherrechtlicher Sicht ist diese Vorgehensweise nicht zumutbar.“ Generell sahen Zangerl und Kraxner den Großteil der betroffenen Kundinnen und Kunden in Tirol und Vorarlberg beheimatet – insofern brauche es einen „politischen Schulterschluss der Westachse“.

Strom-Netzkosten steigen in Tirol um 10,9 Prozent
Die Regulierungsbehörde E-Control hatte am Donnerstag die entsprechenden Verordnungen kundgemacht. Die Netzkosten steigen demnach 2026 bei Strom leicht und bei Gas stark. Bei Strom erhöhen sich die Netzentgelte für Haushalte im Schnitt um 1,3 Prozent, bei Gas um 18,2 Prozent. In einzelnen Netzgebieten gab es gegenüber den im Oktober vorgelegten Verordnungsentwürfen minimale Änderungen.

(Bild: P. Huber)

Bei Strom sinken die Netzentgelte in Vorarlberg, Kärnten, Wien und in der Steiermark leicht und in Salzburg mit rund 9 Prozent deutlich. Am stärksten steigen sie in Niederösterreich mit 6,9 Prozent, in Tirol mit 10,9 Prozent und im Burgenland mit 15,9 Prozent.

Die für Energie zuständige Regulierungsbehörde E-Control legt jedes Jahr fest, wie viel die Netzbetreiber pro Kilowattstunde (kWh) verrechnen dürfen. Die genauen Entgelte sind je nach Netzbetreiber unterschiedlich hoch. Um die Höhe der Netzentgelte festzulegen, melden die Netzbetreiber der E-Control ihre Aufwände für die Strom- und Gasnetze. Das beinhaltet etwa Neuerschließungen, Wartungen und Instandsetzungen, aber auch das Ablesen der Zähler, die Verwaltung und vor allem den Betrieb des Netzes. Die Kosten werden dann auf die Kunden umgelegt.

Ebenfalls am Donnerstag kundgemacht wurde die Verordnung zum Ökostromförderbeitrag 2026. Dieser fällt gegenüber 2025 um rund 20 Prozent niedriger aus. Ein Durchschnittshaushalt mit 3500 Kilowattstunden Stromverbrauch erspart sich damit ungefähr 5 Euro im Jahr.

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