Die Beschwerden bei Neurodermitis – wie der quälende Juckreiz – werden oft unterschätzt. Es gibt mittlerweile auch bei schweren Verläufen wirksame Therapien. Eine Expertin erklärt, wie die Behandlung erfolgt und was Patienten selbst beitragen können.
Belastend für Patienten mit atopischer Dermatitis (Neurodermitis) ist vor allem der ständige Juckreiz. Hinzu kommen Symptome wie gerötete, schuppende oder nässende Hautstellen, die besonders im Gesicht, an Händen oder anderen sichtbaren Körperbereichen zu Schamgefühl und sozialem Rückzug führen. Die Erkrankung ist chronisch und verläuft meist in Schüben. Diese Unberechenbarkeit kann auch psychisch sehr fordernd sein.
„Moderne Therapien zielen daher nicht nur darauf ab, die Entzündung zu lindern und den Juckreiz zu stoppen, sondern auch darauf, den Menschen ein Stück Normalität, Selbstvertrauen und Lebensfreude zurückzugeben und die Erkrankung langfristig zu stabilisieren“, erklärt Dr. Tamara Arnoldner, Oberärztin an der Universitätsklinik für Dermatologie, Med Uni Wien und Wahlärztin.
Hautpflege ist Basis jeder Therapie
Die Behandlung erfolgt in der Regel stufenweise – je nach Schweregrad der Erkrankung, Ausmaß der betroffenen Hautareale, dem Leidensdruck des Patienten sowie dem Ansprechen auf vorangegangene Therapien. „Entscheidend ist, die Behandlungsziele im Vorfeld gemeinsam mit den Betroffenen zu besprechen und klar zu definieren. Denn sie sind ausschlaggebend dafür, welche Systemtherapie letztlich zum Einsatz kommt“, so die Expertin.
In der ersten Stufe steht die „Basistherapie“ im Vordergrund. Dazu gehören eine konsequente Hautpflege mit rückfettenden und feuchtigkeitsbindenden Cremen sowie das Meiden individueller Auslöser. „Bei leichteren Schüben kommen zusätzlich entzündungshemmende Salben oder Cremes zum Einsatz, etwa mit Kortison oder Calcineurin-Inhibitoren.“
Entscheidend ist, die Behandlungsziele im Vorfeld gemeinsam mit den Betroffenen zu besprechen und klar zu definieren.
Dr. Tamara Arnoldner, Universitätsklinik für Dermatologie, Med Uni Wien
Bild: Dr. Tamara Arnoldner
Immunsystem unter Kontrolle bringen
Reichen diese Maßnahmen nicht aus oder bei mittelschweren bis schweren Verläufen, wird eine sogenannte Systemtherapie in Erwägung gezogen – das heißt, Medikamente, die im ganzen Körper wirken und das Abwehrsystem wieder unter Kontrolle bringt. Hier stehen Behandlungsformen wie Biologika oder Januskinase-Hemmer zur Verfügung.
Dr. Arnoldner: „Biologika, als Spritze verabreicht, greifen gezielt in das Immunsystem ein und blockieren entzündungsfördernde Botenstoffe. Sie brauchen etwas länger, bis sie ihre volle Wirkung entfalten, zeigen aber sehr gute Verträglichkeit und anhaltende Wirksamkeit. Januskinase-Hemmer, als Tabletten eingenommen, wirken oft sehr rasch. Sie blockieren gezielt Signalwege, die an der Entzündungsreaktion beteiligt sind. Aufgrund ihrer schnellen Wirkung werden sie vor allem dann eingesetzt, wenn eine rasche Besserung notwendig ist.“
Mitarbeit der Patienten wichtig für den Erfolg
Ziel der Behandlung ist neben Linderung des Juckreizes und Verbesserung des Hautbildes auch die Reduktion von Krankheitsschüben bzw. das Erreichen einer langfristigen Krankheitskontrolle.
Dafür braucht es aber auch die aktive Mitarbeit der Betroffenen: durch strikte Einhaltung der ärztlichen Vorgaben sowie konsequente Hautpflege. Hilfreich ist zudem, individuelle Auslöser (bestimmte Nahrungsmittel, Stress, Hautreizstoffe) zu kennen und möglichst zu meiden.
Regelmäßige Kontrolle des Therapieerfolgs und ein offenes Gespräch mit dem behandelnden Arzt sind ebenfalls bedeutend. „Wer Veränderungen oder Nebenwirkungen frühzeitig mitteilt, ermöglicht eine rasche Anpassung der Therapie – und damit bessere Erfolgschancen“, so Dr. Arnoldner.
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