Wahnsinn aus Liebe: Jetzt kommen immer neue Perversionen ans Licht. „Krone“-Leser wissen es bereits: Ein Stalker verfolgte sein Opfer monatelang und zündete dann sogar sein eigenes Haus an ...
Er ist Akademiker, scheinbar ruhig, kultiviert – und führte insgeheim ein Doppelleben, das einem Psychothriller gleicht. Mit einer Obsession, die jede Grenze sprengte, inszenierte ein 43-jähriger Niederösterreicher eine perfide Stalkingserie gegen seine Ex – nur um sie zurückzugewinnen. Was er dabei anstellte, macht selbst erfahrene Ermittler sprachlos. Denn es kommen immer neue, noch verstörendere Details ans Licht – und das ganze Ausmaß eines Wahns, der in Flammen endete. Wie berichtet hatte der IT-Experte einer Schule in St. Pölten sein eigenes Haus abgefackelt, um sich selbst als Opfer hinzustellen.
Liebeswahn statt Trennungsschmerz
Statt den Schlussstrich zu akzeptieren, hatte der Mann eine monatelange „Terrorkampagne“ gegen seine Ex-Partnerin gestartet – mit einem Ziel: ihr Mitleid erzwingen, um sie zurückzugewinnen. Dabei überschritt er jede moralische und strafrechtliche Grenze. Er verfolgte sie mit GPS-Trackern, beschädigte Fahrzeuge, schickte tägliche Drohmails von anonymen Adressen. Auf ihren Namen bestellte er online Reizwäsche und Sexspielzeug – dutzendfach.
Die Gestalkte erlitt dadurch auch einen finanziellen Schaden in noch unbekannter Höhe. Doch die Verletzungen der Seele wirken weit schwerer. Auch Freunde und Bekannte der Frau gerieten in das Visier des Herrn Doktors. Besonders perfide: Er stilisierte sich selbst als Opfer hoch, nur damit er die traumatischen Ereignisse mit der Verflossenen teilen und so immer wieder in Kontakt mit der Frau aus seinem Nachbarort treten konnte. „Der Typ hat uns beide ins Visier genommen. Wir müssen zusammenhalten“, ließ er sein Opfer immer wieder wissen.
Sexuelle Demütigung per KI
Doch das Schlimmste: Er ließ mit künstlicher Intelligenz täuschend echte Pornobilder der Frau mit seinem einmontierten Körper erstellen - versehen mit ihrem Namen, ihrer Adresse und Telefonnummer. Diese Bildmontagen platzierte er auf den Toiletten der gemeinsamen Arbeitsstelle, Bushaltestellen, in Briefkästen. Eine gezielte digitale Entwürdigung, eiskalt kalkuliert. Denn ab Ende Mai begann der vorerst unbekannte Täter nahezu täglich mit dem Versenden von Drohmails von nicht zurück verfolgbaren E-Mail-Adressen. Dabei kam dem Niederösterreicher das Expertenwissen zugute.
Das war kein klassischer Stalker. Das war jemand, der sich selbst ein ganzes Theaterstück geschrieben hat – mit sich als Opfer, Täter und Held. Er hat sein eigenes Leben, vor allem das seines Opfers, zerstört.
Ein Ermittler
Das große Finale: Feuer und Selbstmitleid
Als der Druck der Ermittlungen durch die engagierten Polizisten des Postens Rabenstein wuchs, zündete der Mann – um Mitleid zu erregen – Ende Juni seinen eigenen Wintergarten an. Doch das als kleiner Brand gedachte Feuer wurde zum Flammenmeer. Ein benachbartes Gebäude konnte gerade noch gerettet werden – Ursache laut Sachverständigem: vorsätzliche Brandstiftung. Ziel: sich erneut als Opfer präsentieren. Mehr noch: In anschließenden Drohmails kündigte er sogar weitere Brände im Ort an.
Aufgeflogen – durch sich selbst
Doch der Täter tappte in die eigene Falle. Seine Botschaften waren zu detailreich, die Muster zu auffällig. Die Ermittler des Landeskriminalamtes gingen der Spur mit den örtlichen Exekutivkräften nach - und fanden heraus: Der angeblich Bedrohte war der Drahtzieher. Am 4. Juli wurde der 43-Jährige an seinem Arbeitsplatz festgenommen. Bei Durchsuchungen in Büro und Wohnung fanden sich Beweismittel en masse: gefälschte Absender, belastende Mails, Tatpläne, KI-Bildmaterial.
„Ein Schauspiel mit sich selbst in der Hauptrolle“
Der Mann zeigte sich geständig. Sein Motiv: Er wollte seine Ex „zurückgewinnen“. Ein Ermittler zur Krone: „Das war kein klassischer Stalker. Das war jemand, der sich selbst ein ganzes Theaterstück geschrieben hat – mit sich als Opfer, Täter und Held. Er hat sein eigenes Leben, vor allem das seines Opfers, zerstört!“ Die betroffene Frau ist schwer traumatisiert, lebt in Angst, wird betreut. Sie war keine Protagonistin in einem Liebesdrama – sie war das Ziel eines emotionalen Vernichtungskriegs.
U-Haft in St. Pölten – das vorläufig letzte Kapitel
Der zuvor so angesehene Mann sitzt nun in der Justizanstalt St. Pölten. Die Ermittlungen laufen weiter. Immerhin: Der Computerexperte zeigt sich einsichtig – allerdings viel zu spät - und zerknirscht. Und die Ermittlungen gehen weiter ...
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