Flutwelle droht
Dorf verschüttet: Jetzt müssen Nachbarorte zittern
Nach dem gewaltigen Gletscherabbruch, der das Bergdorf Blatten im Wallis (Schweiz) unter einer riesigen Schuttschicht begrub, geraten nun weitere Häuser in akute Gefahr. Während die ersten bereits evakuiert wurden, mussten Bergungsarbeiten in dem Gefahrengebiet auf Eis gelegt werden. Die Suche nach einem Vermissten wurde eingestellt ...
Die Angst wächst: Droht nun der nächste verheerende Schlag der Natur? Wegen der drohenden Flutwelle wurden in zwei Weilern bereits mehrere Häuser evakuiert – 16 Menschen mussten ihre Unterkünfte verlassen.
Jetzt auch Nachbarorte in Gefahr
Ein mehrere Meter hoher Damm, entstanden durch die gigantische Lawine aus Eis und Gestein, blockiert den Fluss Lonza und den Dorfbach Gisentella. Dahinter: ein wachsender Stausee. Sollte das Wasser durchbrechen, könnte sich eine Flutwelle talwärts ergießen – mit verheerenden Folgen für die tiefer liegenden Ortschaften.
Zivilschutzsprecher Antoine Jacquod warnt eindringlich: „Es besteht ein großes Risiko der Überflutung.“ Die Lage sei so kritisch, dass aktuell keine Bergungs- oder Räumarbeiten im Gefahrengebiet möglich seien. „Wann wir eingreifen können, ist derzeit unklar.“
So lief kurz zuvor noch die dramatische Rettung der Weidetiere ab:
Die Schweizer Armee ist mobilisiert, Drohnen und Helikopter überwachen die Situation aus der Luft. Ein Stausee wurde bereits vorsorglich entleert, um im Ernstfall Platz für die Wassermassen zu schaffen.
Damm könnte instabil werden und brechen
Doch der Geologe Flavio Anselmetti warnt: „Das Schlimmste wäre, dass sich Wasser aufstaut bis zur Krone des Bergsturzdammes.“ Der Fluss könne sich dann in das Gestein-Eis-Gemisch einschneiden, der Damm instabil werden und brechen: „Dann könnten sehr starke Flutwellen oder Murgänge von diesem Seeausbruch für die Gemeinden, die im unteren Tal liegen, drohen“, erklärt Anselmetti.
Das Schlimmste wäre, dass sich Wasser aufstaut bis zur Krone des Bergsturzdammes.
Geologe Flavio Anselmetti von der Universität Bern
Während Wiler evakuiert wird, liegt Blatten unter Tonnen von Schutt begraben. Drohnenaufnahmen zeigen (siehe unten): 90 Prozent des Dorfes – rund 130 Häuser, inklusive der Kirche – wurden vom Gletscherabbruch erfasst. Die Schuttschicht ist stellenweise bis zu 200 Meter dick.
Suche nach Vermisstem eingestellt
Besonders tragisch: Ein 64-jähriger Einheimischer wird weiterhin vermisst. Er befand sich trotz Evakuierung im Gefahrengebiet. Die Suche wurde inzwischen aus Sicherheitsgründen eingestellt. Auch ein Helikopterteam mit Spürhunden konnte keine Spur des Mannes finden.
Soforthilfe bereits bereitgestellt
Hilfswerke haben bereits reagiert: Die Caritas Schweiz und das Rote Kreuz stellten über 430.000 Euro Soforthilfe bereit, die Patenschaft für Berggemeinden will mehr als eine Million Euro an Unterstützung leisten.
Die Situation im Lötschental bleibt kritisch. Die Wetterbedingungen, der Druck auf den Damm und die Geschwindigkeit des Wasseranstiegs werden in den kommenden Stunden über das Schicksal weiterer Dörfer entscheiden ...
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