„Situation dramatisch“

Gletschersturz: Video zeigt Ausmaß der Zerstörung

Ausland
29.05.2025 08:40

In der Schweiz hat ein enormer Gletschersturz am Mittwoch das bereits evakuierte Bergdorf Blatten (Kanton Wallis) unter sich begraben. Fast 90 Prozent des Ortes wurden laut Führungsstab von einer mehrere Meter hohen Schlammlawine verschüttet. Ein erstes Drohnenvideo zeigt das Ausmaß der Zerstörung.

Auslöser der Ereignisse war ein Bergsturz am rund 3800 Meter hohen Kleinen Nesthorn, oberhalb des nun abgestürzten Birchgletschers.

Führungsstab: Ganzes Dorf zerstört
Der Führungsstab geht laut offiziellen Meldungen davon aus, dass das ganze Dorf Blatten zerstört ist. Grund für die Annahme ist, dass die Häuser, die noch stehen, mittlerweile überflutet sein dürften. 

Ein erstes Drohnenvideo zeigt das Ausmaß der 
Zerstörung im Bergdorf Blatten im Schweizer Lötschental:

„Situation dramatisch“
Die Situation sei weiterhin dramatisch. Denn durch den Gletscherabbruch wurde der Fluss Lonza auf einer Länge von etwa zwei Kilometern stark aufgestaut. Dort könnte es zu weiteren Muren kommen. In den Gemeinden Wiler und Kippel wurden gefährdete Gebiete sicherheitshalber bereits evakuiert. Damit solle man neue Schäden im Falle einer Flutwelle verhindern.

Erschütterungen landesweit spürbar
Nach Angaben des Erdbebendienstes an der ETH Zürich waren die Erschütterungen nach dem Gletschersturz landesweit zu spüren. „Es war es eine der größten je aufgezeichneten Massenbewegungen“, teilten die Experten am Donnerstag mit. Erschütterungen der Stärke 3,1 wurden aufgezeichnet.

Durch das Abbröckeln des Kleinen Nesthorns lagerten sich in den vergangenen Tagen rund neun Millionen Tonnen Schuttmaterial auf dem Gletscher ab und übten Druck auf die Eismassen aus. Wegen der Gefahrenlage war Blatten in der Ferienregion Lötschental bereits vorige Woche ganz geräumt worden. Rund 300 Einwohner waren innerhalb kurzer Zeit evakuiert worden. 

Suche nach einer vermissten Person
Trotz der Evakuierung lief am Abend eine Suchaktion nach einem 64-jährigen Einheimischen, der sich im Bergsturzgebiet aufgehalten hatte. Drei Spezialisten der Kantonalen Walliser Rettungsorganisation ließen sich von einem Helikopter neben einem Schuttkegel absetzen. Unterstützt wurden sie durch eine Drohne mit Wärmebildkamera.

Historisch beispielloser Gletschersturz
Nach Schätzung des kantonalen Chefs für Naturgefahren stürzte der Schutt vom Kleinen Nesthorn ganz oder zum großen Teil mit dem Abbruch des Birchgletschers zu Tal. Drei Millionen Kubikmeter Gesteinsmaterial dürften am Mittwochnachmittag gegen 15.30 Uhr zusammen mit dem Gletscher auf Blatten niedergegangen sein, sagte Raphaël Mayoraz, ein Naturgefahren-Experte des Kantons Wallis, am Mittwochabend vor Medienvertretern.

Der Gletscherabbruch und der Murenabgang seien historisch „beispiellos“. Der Schuttkegel sei 50 bis 200 Meter dick. Mit dem Schlimmsten hätten die zuständigen Behörden immer gerechnet und nun sei es eingetreten. Mit dem Murenabgang sollte das meiste des Materials heruntergekommen sein, so Mayoraz.

„Wir haben das Dorf verloren, aber nicht das Herz“
„Das Unvorstellbare ist heute eingetreten, wir haben praktisch das sichtbare Dorf verloren“, sagte Gemeindepräsident Matthias Bellwald. Er sei froh, dass man alle Einwohner aus Blatten habe evakuieren und Sicherheit bringen können.

„Das gibt uns die Kraft, das zu machen, was vor uns liegt. Wir haben das Dorf verloren, aber nicht das Herz. Auch wenn das Dorf unter einem großen Schuttkegel liegt, wissen wir, wo unsere Häuser und unsere Kirche wieder stehen müssen“, rief der sichtlich betroffene Gemeindepräsident zum Wiederaufbau auf.

Die Schweizer Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter drückte den Bewohnern von Blatten ihr Mitgefühl aus. „Es ist schlimm, wenn man seine Heimat verliert“, schrieb sie auf X. Umweltminister Albert Rösti und Verteidigungsminister Martin Pfister reisten sofort in das Katastrophengebiet und sagten der betroffenen Gemeinde die Unterstützung der Schweizer Regierung zu.

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