Blutbad am Freitag
Nach Eskalation: Weltweite Sorge um Zukunft Ägyptens
Kerry sprach von einem entscheidenden Zeitpunkt für Ägypten mehr als zwei Jahre nach Beginn der Revolution. "In diesem extrem unberechenbaren Umfeld haben die ägyptischen Stellen eine moralische und rechtliche Verpflichtung, das Recht auf friedliche Versammlung und Meinungsfreiheit zu respektieren", mahnte der US-Außenminister. In einem Telefongespräch forderte US-Verteidigungsminister Chuck Hagel seinen ägyptischen Kollegen, Armeechef Abdel Fattah al-Sisi, auf, "weiteres Blutvergießen und den Verlust von Leben zu verhindern".
UNO-Generalsekretär Ban forderte die ägyptischen Sicherheitskräfte auf, die Menschenrechte zu achten. An die Demonstranten appellierte er, Zurückhaltung zu üben und die friedliche Natur ihres Protests beizubehalten. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz zeigte sich entsetzt: "Ich bedaure, dass es die Sicherheitskräfte Freitagnacht versäumt haben, das Leben so vieler Ägypter zu schützen."
Opferzahl weiter unklar
Nach Angaben der Muslimbruderschaft starben am Samstag mindestens 120 Menschen, nachdem Einheiten der Bereitschaftspolizei Demonstranten am Rande eines Protest-Camps in der Kairoer Vorstadt Nasr City angegriffen hätten. Rund 4.000 Menschen wurden nach diesen Angaben verletzt. Das Gesundheitsministerium sprach am Samstagabend von mindestens 72 Toten und 411 Verletzten.
Human Rights Watch: Viele Opfer erschossen
Laut der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wurden viele der Opfer durch Schüsse auf Kopf oder Brust getötet worden. Das sei auf Videos zu sehen und zudem von Augenzeugen bestätigt worden.
Zu den Zusammenstößen war es gekommen, nachdem sich Demonstranten aus dem Protest-Camp auf den Weg gemacht hatten, um eine Stadtautobahn zu blockieren. Einheiten der Bereitschaftspolizei stellten sich ihnen in den Weg. Nach Augenzeugenberichten schossen die Sicherheitskräfte zunächst mit Tränengasgranaten, dann mit scharfer Munition auf die Islamisten. Ob unter den Demonstranten auch Bewaffnete waren, ist nicht klar.
Innenminister: "Trick der Muslimbruderschaft"
Innenminister Mohammed Ibrahim sagte auf einer Pressekonferenz in Kairo, dass 50 Polizisten verletzt wurden, zwei von ihnen schwer. "Es war ein Trick der Muslimbruderschaft, um einen Zwischenfall zu provozieren und Sympathien für sich zu gewinnen." Ibrahim stellte eine baldige Räumung der islamistischen Protestlager in Aussicht. Alleine im Camp in Nasr City harrten am Sonntag weiterhin Tausende Menschen aus.
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