Rüge von der UNO

“Kleineres Stück vom Kuchen” für Arbeiter weltweit

Wirtschaft
10.12.2012 11:40
Arbeiter in aller Welt bekommen heute ein "kleineres Stück vom Kuchen" als noch 1999, stellt die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) der UNO in einem aktuellen Bericht fest. Die Arbeitsproduktivität, der Wert von Waren und Dienstleistungen pro angestellter Person, sei in entwickelten Ländern mehr als doppelt so stark gewachsen wie die Löhne. Das werde nicht nur als unfair empfunden, sondern gefährde auch die Wirtschaft, so die ILO.

Besonders in entwickelten Ländern wie jenen der westlichen EU-Staaten oder den USA stagnierten die Löhne seit 2006 oder nahmen sogar ab, berichtet die ILO (International Labour Organization) im "Global Wage Report", der alle zwei Jahre veröffentlicht wird. Inflationsbereinigt seien die Löhne 2011 im Durchschnitt weltweit um gerade einmal 1,2 Prozent gestiegen - rechnet man allerdings China heraus, bleibt gerade noch eine Steigerung von 0,2 Prozent übrig.

Löhne auch 2012 nur "marginal angestiegen"
In den entwickelten Ländern gab es 2008 und 2011 sogar jeweils ein Minus von 0,3 bzw. 0,5 Prozent beim Einkommen der Arbeiter. In den USA sei die Arbeitsproduktivität seit 1980 um 85 Prozent gestiegen, die Vergütung der Arbeiter aber nur um 35 Prozent. In Deutschland sei die Arbeitsproduktivität im gleichen Zeitraum um 25 Prozent gestiegen, die Reallöhne hingegen seien gleichgeblieben. Und auch 2012 hat laut ILO keine Besserung gebracht: In den entwickelten Ländern seien die Löhne nur "marginal angestiegen, wenn überhaupt".

Mehr Bezahlung in Niedriglohnländern
In anderen Ländern, neben China andere zentralasiatische sowie osteuropäische Staaten, haben sich die Löhne seit 2000 verdoppelt bis verdreifacht, allerdings sind hier das sehr niedrige Ausgangsniveau und die Geldentwertung beim Übergang in moderne Marktwirtschaften zu bedenken. So brach in Russland in den 1990ern der Geldwert um mehr als 40 Prozent ein, sodass es trotz Lohnsteigerungen eine Dekade dauerte, bis die Arbeiter real gleich viel wie zuvor erhielten.

Millionen für Finanzbranche - Arbeiter gehen leer aus
Die ILO warnt im Bericht vor den Auswirkungen dieser Ungleichheit zwischen mehr Einnahmen bei gleichzeitig stagnierenden Löhnen in aller Welt. In Zeiten von exzessiver Bezahlung für Firmenchefs und die Finanzbranche werde dies als unfair empfunden, so die ILO. Zudem schade die Ungleichverteilung dem Konsum und könne Ausfälle bei der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage nach sich ziehen.

Daher sei es nötig, Produktivität und Löhne stärker aneinander zu koppeln und nicht nur nationale, sondern weltweite Anstrengungen zu unternehmen - der Blick auf das eigene Land allein sei zu wenig, so die ILO. Auch Mindestlöhne könnten ein effizientes Werkzeug zur Gleichverteilung sein, rät die Arbeitsorganisation.

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