Billig-Silikon
F: Chef von Implantat-Firma PIP wieder frei
Der 73-Jährige war seit Anfang März wegen der defekten Implantate in Untersuchungshaft. Sichtlich abgemagert und müde verließ er am Montag die Haftanstalt in Pontet im südlichen Departement Vaucluse. Er sei wegen der Haft "ruiniert", sagte er vor rund 20 Journalisten. "Ich bin nichts mehr." Seinen Auflagen entsprechend muss sich Mas nun unter anderem regelmäßig bei der Polizei melden und seine Bewegungsfreiheit wurde eingeschränkt.
Philippe Courtois, der mehr als 2.300 mutmaßliche Opfer des Skandals vertritt, sagte, es gebe noch immer ein Fluchtrisiko, er vertraue aber auf die Arbeit der französischen Justizbehörden. "Die Opfer fühlen sich in ihrem eigenen Körper eingesperrt", erklärte er zudem. Die Frauen würden es daher nur "normal finden", wenn er ebenfalls eingesperrt würde.
Prothesen mit Billig-Gel gefüllt
Mas hatte zugegeben, seit 1995 drei Viertel seiner Prothesen illegal mit einem Billig-Gel gefüllt zu haben, das er mit einem eigentlich für Industrieprodukte bestimmten Silikon zusammenmixte. Er hatte jedoch versichert, dass seine Produkte nicht gesundheitsgefährdend gewesen seien. Gegen ihn laufen auch Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung.
Weltweit tragen Hunderttausende Frauen - auch in Österreich - die Billig-Prothesen, die auffällig oft rissen und für Entzündungen verantwortlich gemacht werden. In Frankreich wurden zudem bisher 20 Krebsfälle bei Frauen mit PIP-Implantaten registriert. Einen Beweis, dass die Verwendung des Billig-Silikons dafür verantwortlich ist, gibt es bisher aber nicht. Gesundheitsbehörden in aller Welt hatten den betroffenen Frauen empfohlen, sich die Billig-Implantate entfernen zu lassen.
Die PIP-Implantate konnten dank eines EU-Zertifikats vermarktet werden, das der TÜV Rheinland erteilte. Rechtzeitig vor den stets vorher angekündigten TÜV-Kontrollen ließen Mitarbeiter der inzwischen abgewickelten Firma aber kompromittierende Unterlagen und ganze Container mit dem Billig-Silikon verschwinden, wie Mas in einem Polizeiverhör zugab. Als Konsequenz aus dem Skandal will die EU schärfere Kontrollen von Medizinprodukten einführen.
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