Insider-Handel

Zwei Jahre Haft für Ex-Aufsichtsrat von Goldman Sachs

Wirtschaft
25.10.2012 12:36
Rajat Gupta hatte es geschafft. Der Inder arbeitete sich zum Chef der Unternehmensberatung McKinsey hoch, saß im Aufsichtsrat von Goldman Sachs und war u.a. Berater der Bill-Gates-Stiftung, des Global Fund und der Welthandelskammer. Was er dann tat, ruinierte seinen Ruf und bringt ihn nun ins Gefängnis: Er verriet Firmengeheimnisse.

Die New Yorker Justiz greift im Kampf gegen Insiderhandel durch: Mit Rajat Gupta muss ein Hochkaräter aus der US-Unternehmenswelt für zwei Jahre ins Gefängnis. Zudem muss er fünf Millionen Dollar (3,6 Mio. Euro) Strafe zahlen. Gupta hat nach Ansicht des Gerichts brisante Firmengeheimnisse an den bereits verurteilten Hedgefonds-Manager Raj Rajaratnam verraten. Dieser nutzte die Informationen, um an der Börse zu spekulieren.

"Rajat Gupta muss jetzt die schwerwiegenden Konsequenzen seines Verbrechens tragen", erklärte Bundesstaatsanwalt Preet Bharara am Mittwoch nach der Urteilsverkündung in New York. Er hoffe, dass die Strafe jedem anderen eine Warnung sein werde. "Sein Gebaren hat eine über Jahre gewachsene, gute Reputation für immer beschädigt."

Bill Gates und Kofi Annan als Fürsprecher
Gupta stand zehn Jahre lang an der Spitze der Unternehmensberatung McKinsey und galt als großzügiger Philanthropist. Seine exzellenten Kontakte brachten ihm Posten in den Verwaltungsräten des Konsumgüterkonzerns Procter & Gamble und der Investmentbank Goldman Sachs ein. Zum Verhängnis wurde dem heute 63-Jährigen seine Männerfreundschaft zu Rajaratnam, in dessen Hedgefonds Galleon er auch investierte. Gupta gab Geheimnisse aus geschlossenen Sitzungen der Firmengremien teils schon Minuten später an Rajaratnam weiter.

Gupta bestritt vor Gericht die Anschuldigungen und schaffte es sogar, prominente Fürsprecher zu rekrutieren. Rund 400 Unterstützungsschreiben gingen bei Gericht ein, unter den Autoren Microsoft-Gründer Bill Gates und Ex-UN-Generalsekretär Kofi Annan.

16 Sekunden nach Meeting Informationen weitergegeben
Das New Yorker Gericht glaubte hingegen der Beweisführung der Staatsanwaltschaft. Ein besonders drastischer Fall von Insiderhandel ereignete sich laut Anklage etwa im September 2008 und damit in der heißen Phase der Finanzkrise. Nach einer Besprechung des Goldman-Verwaltungsrats via Konferenzschaltung griff Gupta 16 Sekunden nach Ende des Telefonats zum Handy und erzählte Rajaratnam, dass der US-Investor Warren Buffett fünf Milliarden Dollar (3,85 Mrd. Euro) in die Investmentbank stecken wolle. Das galt als enormer Vertrauensbeweis gegenüber der Bank.

Rajaratnam deckte sich mit Aktien ein. Nachdem die Milliardenspritze offiziell verkündet worden war, schoss der Kurs in die Höhe. Rajaratnam und sein Hedgefonds strichen nach den Berechnungen der Staatsanwaltschaft mehr als eine Million Dollar an Gewinn ein, woran indirekt auch Gupta verdiente. Eine Direktannahme von Profiten oder Bestechungsgeld konnte die Anklage nicht feststellen.

Insiderring um Fondsmanager
Fondsmanager Rajaratnam war der Kopf eines ganzen Insiderrings. Dessen Aufdeckung im Oktober 2009 hatte die Wall Street erschüttert und zu einer härteren Gangart der Justiz in Finanzdelikten geführt. Rajaratnam war im vergangenen Jahr zu elf Jahren Gefängnis sowie zu einer Strafe von 63,8 Millionen Dollar verurteilt worden. Weitere Verurteilungen anderer Beteiligter folgten, Gupta gilt als deren prominenteste Figur.

Handel mit Aktien auf der Grundlage geheimer Informationen ist verboten, weil er andere Anleger benachteiligt. Mit dem Wissensvorsprung kann abgeschätzt werden, wie sich Kurse entwickeln. Daher können Anleger mit Insider-Informationen enorme Gewinne machen - oder Verluste vermeiden, indem sie Aktien rechtzeitig verkaufen und sich so schadlos halten.

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