Laut Medienbericht

Jüngster Gadafi-Sohn Khamis in Bani Walid getötet

Ausland
21.10.2012 13:52
Ein Jahr nach dem Tod des libyschen Diktators Muammar al-Gadafi soll sein jüngster Sohn Khamis getötet worden sein. Das berichtete der Fernsehsender Libya TV am Samstag. Den Angaben zufolge starb der Gadafi-Sohn (im Bild links bei einem Treffen mit dem algerischen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika im Jahr 2008), der bereits während des Bürgerkrieges im vergangenen Jahr totgesagt worden war, bei einem Gefecht zwischen Milizionären in der Stadt Bani Walid. Die Stadt befindet sich in der Hand von Gadafi-Anhängern.

Ein Reporter des TV-Senders, der bei dem Gefecht in Bani Walid verletzt worden war, sagte, er habe die Leiche von Khamis al-Gadafi mit eigenen Augen gesehen. Bani Walid hatte 2011 zu den letzten Hochburgen der Truppen des Regimes von Langzeitmachthaber Gadafi gehört. Der Diktator war am 20. Oktober 2011 in seiner Heimatstadt Sirte von Rebellen gefangen genommen und getötet worden.

Khamis wurde 1983 geboren und war damit der jüngste Sohn Gadafis. Er kommandierte eine berüchtigte Eliteeinheit der Regimetruppen und galt als Hardliner. Seine Militärbasis in Tripolis fiel nach einem NATO-Luftangriff am 27. August 2011. Die Rebellen verkündeten einen Tag später Khamis Tod. Tatsächlich wurde er aber offenbar erst jetzt getötet.

Milizen-Gefechte fordern immer mehr Todesopfer
Unterdessen fordern die Kämpfe in Bani Walid immer mehr Opfer. Wie Krankenhausärzte in der Nacht auf Sonntag mitteilten, wurden bei den Gefechten 26 Menschen getötet. Aus dem Krankenhaus der nordöstlich gelegenen Stadt Misrata, in dem regierungstreue Kämpfer behandelt werden, wurden 22 Tote und mehr als 200 Verletzte gemeldet. "Die meisten Verletzungen wurden durch leichte Waffen verursacht, was auf Nahkämpfe in den Stadtvierteln schließen lässt", sagte ein Sprecher der Klink.

Das Krankenhaus in Bani Walid berichtete von vier Toten, darunter ein vierjähriges Mädchen, und 23 Verletzte. Milizen aus der Küstenstadt Misrata, die formell dem Verteidigungsministerium unterstehen, waren mit Gewalt nach Bani Walid vorgedrungen, um - wie sie selbst sagten - mutmaßliche Verbrecher festzunehmen. "Die Regierung hat den Milizen grünes Licht gegeben, die Stadt auszulöschen", sagte Salem al-Waer, der die größte bewaffnete Gruppe in Bani Walid führt. Er rief die UNO und westliche Staaten auf, die Zivilisten in der Stadt zu schützen. Auch am Samstag sei die Stadt seit der Früh bombardiert worden. "Die humanitäre Lage ist sehr schlecht."

Gadafi-Sprecher soll verhaftet worden sein
Der frühere Gadafi-Sprecher Mussa Ibrahim soll inzwischen in der Ortschaft Tarhuna rund 50 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Tripolis gefasst worden sein. In einer am Sonntag aufgetauchten Tonaufnahme im Internet bestreitet Ibrahim allerdings seine Festnahme. In der Aufnahme, deren Echtheit zunächst nicht überprüft werden konnte, sagt ein Mann, der sich als Moussa Ibrahim vorstellt: "Mit den Nachrichten über meine Festnahme soll von den Verbrechen abgelenkt werden, die die Rebellen der NATO gegen unsere Leute in Bani Walid verübt haben." Dort würden selbst Frauen und Kinder getötet. Er selbst befinde sich gar nicht in Libyen.

Der 38-jährige Ibrahim hatte den Posten des Gadafi-Sprechers im März 2011 kurz nach dem Beginn der Revolte gegen den Machthaber übernommen. Über Monate lieferte er der internationalen Presse die Interpretation der Regierung zu den Ereignissen im Land. Gerüchte hatten besagt, dass er nach der Einnahme von Tripolis im August 2011 mit seiner deutschen Frau und seinem kleinen Sohn nach Großbritannien geflohen war.

Bani Walid "noch nicht vollständig befreit"
Vor der angeblichen Festnahme Ibrahims hatte der Präsident der libyschen Nationalversammlung, Mohammed al-Megarjef, in einer in der Nacht zum Samstag ausgestrahlten Rede bedauert, dass einige Regionen des Landes ein Jahr nach dem Tod Gadafis "noch nicht vollständig befreit" seien. Er verwies dabei insbesondere auf Bani Walid, in der sich noch viele von der Justiz gesuchte Anhänger des gestürzten Machthabers aufhalten sollen. Laut al-Megarjef befanden sich dort auch Söldner des Gadafi-Lagers.

Die Wüstenstadt ist seit Tagen Schauplatz von Kämpfen, regierungstreue Milizen beschießen die Stadt. Bani Walid war am 17. Oktober 2011 von den Gadafi-Gegnern eingenommen worden. In den vergangenen Monaten gewannen aber die Anhänger Gadafis dort wieder die Oberhand.

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