Judenplatz-Aufreger

„Nichts Antisemitisches in meiner Rede!“

Bühne
07.05.2024 16:22

Der deutsch-israelische Philosoph Omri Boehm wird sich heute Abend um 19 Uhr bei seiner „Rede für Europa“ mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt auseinandersetzen. Dass der 45-jährige Hochschulprofessor ausgerechnet auf dem Wiener Judenplatz spricht, hat im Vorfeld für Wirbel gesorgt. Am Vormittag lud Boehm gemeinsam mit Milo Rau, dem neuen Festwochen-Intendant, zu einem Pressegespräch ins Café Landtmann. 

(Bild: kmm)

In seiner Rede mit dem Titel „Shadows of History, Spectres of the Present: The Middle East War and Europe‘s Challenge“ will sich Omri Boehm heute Abend mit dem Nahostkonflikt in seiner Wirkung auf die europäische Identität auseinandersetzen – Details seiner Rede wolle er dennoch nicht verraten, machte er wenige Stunden davor deutlich.

Dass er dem Antisemitismus den Weg bahne, wie dies Oskar Deutsch als Präsident der Israelischen Kultusgemeinde proklamiert hatte, wies Boehm zurück: „Es gibt nichts in meiner Rede, das als antisemitisch gelesen werden könnte.“ Man könne böswillig sein Konzept der Reduzierung jüdischer Souveränität, die einen föderalen Staat voraussetze, als antisemitisch lesen – was falsch sei, aber wohl hinter den Anwürfen stehe. Dabei bleibe zu konstatieren: „Die Ursprungsidee des Zionismus war nicht staatliche jüdische Souveränität, sondern jüdische Selbstbestimmung.“ Dass ausgerechnet Menschen wie Ariel Muzicant die freie Rede unterdrücken wollten, sei bedauerlich, sei sie doch essenzielle Voraussetzung für den Universalismus der Aufklärung im Kant‘schen Sinne.

„Sollten Eier geworfen werden, ist das die Verantwortung von Herrn Muzicant“, machte Milo Rau deutlich, dass jede Form von Gewalt gegen Gäste der Festwochen nicht zu akzeptieren seien. Er selbst sei vollends verwundert von den Reaktionen der vergangenen Tage, hatte er doch, als der Name Omri Boehm für die „Rede an Europa“ aufgetaucht sei, eigentlich für jemand votiert, der fragwürdigere Positionen vertrete. Mittlerweile sei aber klar: „In einer Zeit, die unversöhnlich ist, provoziert der Versöhner.“ Deshalb stehe man selbstverständlich zu Boehm und seiner Rede. Dass Partner (wie die Erste Stiftung, Anm.) auf Druck von außen ausgestiegen sind, sei sehr bedauerlich.

Auch Rektor Misha Glenny, dessen Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) die Rede gemeinsam mit den Festwochen organisiert, unterstrich im Bezug auf Boehm: „Alles, was er tut, beinhaltet den Dialog. [...] Es ist der richtige Mensch an der richtigen Stelle.“ Für die pubertären Anwürfe der vergangenen Tage gebe es keinerlei Rechtfertigung.

 Kronen Zeitung
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